Jan Šinágl angažovaný občan, nezávislý publicista

   

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čt dub 11 @08:30 -
OS Kolín - II. kolo: Šinágl a spol. obžalován
čt dub 18 @17:30 -
Praha Americké Centrum: ETIKA UMĚLÉ INTELIGENCE
st dub 24 @08:30 - 11:00PM
Zlín - konference: Baťův odkaz světu
čt dub 25 @09:00 - 01:30PM
Zlín - konference: Baťův odkaz světu

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Citát dne

Karel Havlíček Borovský
26. června r. 1850

KOMUNISMUS znamená v pravém a úplném smyslu bludné učení, že nikdo nemá míti žádné jmění, nýbrž, aby všechno bylo společné, a každý dostával jenom část zaslouženou a potřebnou k jeho výživě. Bez všelikých důkazů a výkladů vidí tedy hned na první pohled každý, že takové učení jest nanejvýš bláznovské, a že se mohlo jen vyrojiti z hlav několika pomatených lidí, kteří by vždy z člověka chtěli učiniti něco buď lepšího neb horšího, ale vždy něco jiného než je člověk.

 


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Jan Šinágl,
předseda SODALES SOLONIS o.s.

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Sudetsti_Nemci_1

Ein Ausschnitt aus dem 3. Teil der Memoiren von Václav Černýs von 1945-1972 (Memoiren IV.), Atlantis, Brünn, 1992. - AKTUALISIERT

Die Ausiedlung der Deutschen aus unserem Land überlagerte alle glücklichen und traurigen Ereignisse der ersten beiden Jahre in Freiheit. Im Widerstand hieß es zunächst, dass nur die deutschen politischen Straftäter gehen müssten, die Nazis, die aktiven Unterstützer und die, die bewusst mit  dem  Nationalsozialismus kollaborierten. Das war ursprünglich auch das Konzept der Regierung in London. Ein Mitglied unseres ursprünglichen außenpolitischen Rates war doch auch der Abgeordnete Wenzel Jaksch, ein deutscher Sozialdemokrat, und Dr. Benes hatte  seine Mitarbeit sehr begrüßt. Und dann, im Jahre 1943 (nach Stalingrad?) änderten sich die Richtlinien: Außer aktiven deutschen Widerstandskämpfern gegen den Nationalsozialismus, praktisch meist Kommunisten, sollten alle Deutschen, die einen erheblichen Anteil der Bevölkerung unseres Staatsraumes ausmachten, untergehen!

Diese Idee, egal in wessen Kopf sie entstanden war, stellte eine radikale Lösung dar, die praktisch und politisch nützlich, aus unserem Staat einen nahezu homogenen Nationalstaat machte, aber zugleich für die Zukunft ein ernst zunehmendes nationalpolitisches Handicap bedeutete, weil sie uns doch in die Situation unfreier kleiner Verbündeter brachte, die dauerhaft von der Unterstützung und Gunst jenes übermächtigen Protektors abhängig waren, der sich bereit erklärte, Profit für unser Verhalten zu garantieren! Wir waren zugleich für immer angekettet und zur Allianz mit unserem Beschützer verurteilt. Wer sich das ausgedachte und diese Lösung akzeptierte, war ein genialer, brillianter und zynischer Erschaffer von politisch vollendeten Tatsachen (faits accomplis), aber das ging auf Kosten unserer Freiheit.

Als erste Präzedenzfälle sind zu nennen der Transfer der Wolgadeutschen nach Zentralasien, die Evakuierung der Krimtataren  von ihrer Halbinsel-Heimat und eigentlich auch die Vertreibung der Deutschen aus der UdSSR, dem Gebiet nach dem Hitler-Stalin-Pakt von 1939. Aber am Ende segneten die  westlichen Verbündeten in Potsdam den Transfer ab. Er wurde Teil der Weltfriedensvereinbarung, die damit auch ein Stück der Welt der Verantwortung der Gewinner überließ.

Zu unserer politischen und moralische Verantwortung gehört jedoch die Tatsache, wie wir die Abschiebung der Deutschen durchführt haben: wir haben nicht nur das getan, sondern weitaus mehr. Der Präsident, der aus  Kosice kam, war nicht mal in Prag angekommen und am 12. Mai (1945) schon unterwegs zu einer Rede im Brünner Rathaus, wo er sagte: "unsere tollwütigen Nachbarn ... haben eine Situation herbeigeführt, deren Folgen seine gegenwärtigen und zukünftigen Generationen  als völlig verdiente Strafe zu  tragen haben... Diese Nation hat in diesem Krieg aufgehört, überhaupt menschlich zu sein, menschlich erträglich, und kommt uns nur noch vor wie ein einziges großes menschliches Ungeheuer. Wir haben uns gesagt, dass wir das deutsche Problem in der Republik definitiv ausliquidieren müssen…“ Solche Worte waren erschreckend und im  tschechoslowakischen Sprachgebrauch völlig neu! Das riecht nicht nach Strafe, sondern nach Rache. Und einen Moment später sagte er vom Rathausbalkon zur versammelten Menge: „Mein Programm ist - das verberge ich nicht - , daß wir die deutsche Frage völlig liquidieren müssen." (der Text der Rede erschien sofort in einem Sonderdruck ZNV in Brünn). Diese Rede vermischte Staat oder "kriminellen Staat" (den Begriff definierte später Jaspers) und Nation, als bereits gültige Tatsache, die sich als eine abstrakte und pauschale totalitäre Lösung etablierte, mit der, unabhängig vom Grad der individuellen und konkreten moralischen Schuld, die ganze Nation bis zum letzten Kind für die Verbrechen der Usurpatoren der Staatsmacht büßen sollte. Wir leugneten uns selbst, unsere Vergangenheit, unsere christlichen und humanistisch-demokratischen Traditionen und bestritten die Erste Republik und Masaryk.

Die Politik hat sich zu einer Angelegenheit von Macht und nicht von Moral und Gerechtigkeit entwickelt. Und diese Parteikomponente sollte besser sein als die anderen, "Masaryks" nationalen Sozialisten machten Geschmack auf antideutsche Demagogie und Vertreibung. Sie waren ein willkommener Stachel gegen den "internationalistischen" Kommunismus. Wo ist die Achtung der Menschenrechte geblieben, die Grundlage unserer Verfassung? Und war unser Verhalten wirklich ein gangbarer Weg zum Sozialismus, zur Gerechtigkeit unter den Bürgern, die wir versprochen hatten, aufzubauen?

Er äußerte sich lediglich in den Maßnahmen und Dekreten unserer Regierung, nicht ohne Zeichen des Erschreckens, versuchte sie schnell zu regeln, anzuordnen, die Lawine von drei Millionen vertriebenen Menschen menschlich zu administrieren, mit fünfzig Pfund Gepäck für jeden, zumindest dieser Verdienst sei ihnen ​​anerkannt! In der Tat, sie konnte nicht verhindern, dass alles, was in der Tschechei obskur wurde, sich spontan, wild und lustvoll vollends offenbarte: Das Mob roch Blut und Gelegenheit, und unsere erneuerte oder "revolutionäre" Staatsmacht hat sich davon nicht distanziert, im Gegenteil, sie konnte das ausnutzen, sie war gefällig und duldete sie. Sie bediente sich der fatalen Regel nationalpolitischen Lebens, auf jedem schicksalshaften Scheideweg dem Mob zu erliegen.

Ich habe die RG (das Zeichen auf der Bandhülse) noch vor Augen - Revolutionary Garde, aber die Leute interpretierten das als "Räuber Garde" - die sich sofort aufs Sudetenland stürtzte, um die Befehle der nationalen revolutionären Organe auszuführen; sie wurden von Irgendjemandem mit Waffen ausgestattet, wer hat ihnen die Gewehre gegeben? Nur wenige dieser Gewehre wurden im Kampf an den Barrikaden im Mai beschlagnahmt, mit dem Widerstand dieser Gardisten hatte die nichts zu tun. Hätte man für die zeitlich befristete Aufstellung einer zuverlässigen Garde für politische Aufgaben nicht mehr benötigt? Und dicht hinter ihnen folgten die "neuen Siedler". Die "nationalen Manager" kamen in die verlassenen Fabriken, Läden, Handwerksbetriebe der  Städte; zur Besiedelung der sudetendeutschen ländlichen Gegend schickte man aus unseren Dörfern solche, die man dort gerne weg haben wollte. Dorthin kamen nur faule Pflastertreter und die jüngeren Söhne der Höfe und Hütten, die keine Aussicht auf eigenes Land hatten, mit der Absicht zu pflügen und von dem billig gewonnenen Boden fleißig abzuernten; diese freuten sich über die Dekrete, da sie sie zu Eigentümern der Anbauflächen machten, meist waren sie nicht erfolgreich. Ähnlich kamen die Tschechen aus dem russischen Wolhynien. Und eine Welle folgte der nächsten, kontinuierlich, die letzte waren massenweise Zigeuner aus der Slowakei, Ungarn, Rumänien und Gott weiß woher sonst noch. Sie überschwemmten die Sudetenstädte und das Land. Die Arbeit, die sie machen sollten, verstanden sie garnicht, und sie war immer die niedrigste.

Der Verlauf der Verwüstungen, die sie dem Vorgesetzten bescherten und die nachfolgende mehrfache Verwüstung sind allseits bekannt.

Ihr wisst alle davon, obwohl ihr euch nicht errinern wollt und ihr habt diese düstere Epoche auch bis heute nicht vergessen, wie auch immer, in mehr als einem Vierteljahrhundert, sind die Besiedlungselemente in unserem  "Grenzland" zu einem halbwegs normalen menschlichen Kollektiv zusammengewachsen. Das Buch von Václav Řezáč "Nástup“ (Antritt) ist ein verzerrtes Märchen.

Nein, ich war nicht Augenzeuge der bekannten Brünner Marschkolonne von Deutschen, die durch Mikulov nach Österreich getrieben, angeblich als Rache für das Verhalten des deutschen Bürgermeister Judex von Brünn während des Krieges. Aber was ich weiß, was ich gesehen habe – sie stopften die deutsche Bevölkerung gleich in den ersten Tagen nach der Befreiung in ein  Auffanglager! Nun waren es die die Tschechen, die sie effizient  organisierten, sowie die Deutschen ein paar Monate zuvor. Und sie regierten in der gleichen Weise. Und tschechische Haushalte ließen sich von ihnen zeitweilig Mägde zuordnen. Ich empfinde es als Schande,  dass es auch einer meiner engsten Freunde und Kollegen, ein tschechischer Philosoph, tat.

Und ich musste schlucken, als ich erfuhr, dass mein treuester Kamerad, der neue Präsident des wiederbelebten   tschechoslowakischen Schriftstellerverbandes, sich eine neue große Wohnung von Deutschen hatte zuteilen lassen, und sich ohne zögern in die Pseudoschönheit des germanisch entflohenen Protzes unter Kronleuchter aus Hirschgeweih setzte. So habe ich duch Augenzeugenberichte von deutschen, auf der Straße zu Tode verbrannten Soldaten erfahren und selber die Prozession der deutschen Frauen mit geschorenen Glatzen, die  zu öffentlichen Arbeiten angetrieben wurden, gesehen.

Der Tschechische Gestapismus glich dem der Nazis bis auf Haar, denn worauf wollten wir unseren Stolz und unsere moralische Überlegenheit stützen? Ein Nachbar kam zu  mir nach Hause gerannt mit entsetzten Augen: sein fünfzehn-jähriger Sohn hat sich begeistert als tschechischer Student angemeldet und trat in die Bürgergarde zum Wachdienst. Die gaben diesen Kindern Stäbe, um damit nach Lust und Laune die eingesperrten deutschen Zivilisten in den Kellern der örtlichen Schulen (Prag 6) zu schlagen.

Von seinem Bruder geschickt, rannte er hinter mir her zum ZNV, zum Stabskapitän Jeníček, damals ein bekannter militärischer Filmemacher, er war außer sich vor Graus: seine Tochter, eine Tschechin,  wurde mit ihren Kindern, in ein deutsches Sammellager abgeführt, ihr Mann war Deutscher und das Lager wurde gerade geräumt. Hilfe! Nun, diesmal genügte ein Telegramm vom Präsidium des ZNV: Evakuierte sofort aus der Mitte detachieren...

Inzwischen hatten sich die Prager in Scharen ein schmutziges Theater gegönnt, die öffentliche Hinrichtung von Professor Pfitzner, dem deutschen Bürgermeister von Prag, auf dem Pankrác Platz. Danach folgte die Hinrichtung von K. H. Frank. Und Franks Frau, ich vermute eine deutsche Ärztin, ging mit gefalteten Händen in den Raum der Ermittler: "Bitte, nicht schlagen, nur nicht schlagen!" Und dann hat sie jemand irgendwohin weggefahren, sie ging unter, wie Lidices Kinder. Um Gottes Willen, mit wem hatten wir diese Wette abgeschlossen?

Aber ich hatte doch einige dieser Deutschen von Kindheit an gekannt, nämlich diese abgerackerten, unbeugsamen "Hammelknechte" aus dem Adlergebirge, aus den Dörfern und Hügeln, nur zwei Hügel über uns: ihr Leben war von jeher nur eine Plackerei, die Rücken haben sie niemals gerade gemacht, genau wie unsere Bergleute, das war das gleiche Leben, das gleiche Klammern an Steinklumpen, und dieses unverständliche Plappern. Und als  Hitler in der Nachbarschaft erschien, versprach er ihnen Arbeit, begeistert glaubten sie ihm, er nahm sich ihrer an, gab ihnen tatsächlich Arbeit, das brachte Geld in die Berge, eine Freude - für mehrere Monate. Doch es war Krieg und sie wurden dazu verpflichtet, in den Krieg zu gehen. In den Bergen kamen nun die Listen der Gefallenen an, das Paradies war vorbei. Aber neben der offensichtlich bäuerlichen Dummheit haben sie wirklich nichts getan und verbrochen. Warum mussten auch sie weg aus ihren Hügeln, in die niemand gehen wollte, und wo auch lange niemand hinzog, ohne sie lagen ihre Felder brach und Schutt und Asche kehrten zurück!

Ich wanderte dort an jenem Abend im Sommer 1945, während meiner ersten Rückkehr in meine heimatlichen Berge, später kam ich jährlich, denn ich konnte lange nicht mehr kommen, ich ging ich zuerst in die Kirche in Sedloňov (Sattel) hinter Vrchmezí, Kopf an Kopf standen sie, alle waren still, auch der Priester am Altar, mit dem Gesicht zur Menge, und es war solch gespenstische Stille im Licht der brennenden Kerzen, dass ich nicht wagte von der Schwelle aus weiter zu gehen.

Augenblicklich, wie von selbst, kam mir die Vorstellung von einem Märchen vor aus meiner Kindheit über die Totenmesse, bei der am heiligen Sonntag ein Mädchen früh morgens in der Dunkelheit verschwand; sie feiert eine Stunde vor der Messe der Lebenden, die Toten steigen aus den Gräbern, auf dem Altar sind die alten verstorbenen Priester, und nur die Großmutter des Mädchens, die im Vorjahr verstorben war, rettet das Mädchen, schweigend winkt sie es mit dem Finger zur Tür, bevor der Tod sie zerreißt. Auch ich lief weg.

Es hat Abschied genommen vom Heimatdorf, vom Nest und seinen Vorfahren, von Älteren und Kindern bis in die letzten Wurzelspitzen und vor dem Massenauszug am nächsten Tag hat es zum letzten mal still gebetet. Es war unerträglich.

Auf dem Marsch zu dem Zug durch die Berge, drei Stunden entfernt, wurde dann der Priester in der Enge von der Peklo nad Metují von dem Bewacher des Umzuges erschossen. Ich weiß nicht warum, vielleicht wollte er  den sakralen Kelch seiner Herde ins Ausland schmuggeln.

Seit dieser Zeit gehe ich jeden Sommer auf dem Bergfriedhof bei Sedloňov spazieren und auf den herumliegenden und überwucherten Steinen lese ich im Dunst wuchernder Brennessel, Brombeeren und Thymian Bruchstücke von den Namen der Toten, die sind freilich geblieben. Zum Donnerwetter, den Onkel habe ich gekannt! Ich bin unschuldig, aber ich bitte sie um Vergebung. Ich kann nichts dafür, alter Pohle, Honig und Nowottny, aber ich schäme mich unendlich, und auf Wiedersehen bis nächstes Jahr wieder! Nach einem halben Jahr kam ich nach Hause und erfahre, was am anderen Ende des einheimnischen Horizontes in Teplice-Weckersdorf und am obersten Metuje passiert ist. Auch aus dieser zum tschechischen Náchod gehörenden Landschaft Broumovsko, sind alle nach München und unsere Alteingesessenen und auch jene neuen Republikaner ins Landesinnere gegangen.

Und im Mai kehrten sie in Massen zurück und sorgten für "Ordnung", alle Deutschen aus Teplice wurden einfach vertrieben, bevor es rechtliche und staatliche Vorschriften über den Transfer gab, geht wohin ihr wollt! Und nach einiger Zeit kehrten einige der Vertriebenen von der Grenze zurück, nirgends wurden sie, einsam und ohne Begleitpapiere, aufgenommen. In Teplice konnten sie ihre besetzten Häuser bereits „abschreiben“, die Ländereien waren aufgeteilt und die RG-Damen gingen in ihren Pelzmäntel spazieren. Und so wurde es zum zweiten Mal notwendig, für „Ordnung“ zu sorgen. Sie brachten die Deutschen zu den Felsen, dort haben sie sie im Wald erschossen und begraben.

Nach einiger Zeit begannen die deutschen Verwandten im Ausland nach den Vermissten suchen. Mit der Suche wurde das IKRK beauftragt, die Vetreter der Siegermächte wandten sich an Prag, wo die mörderische Schlacht bis aufs Äußerste betrieben wurde: das Mädchen auf dem Leichenberg erhob noch im Tode die steifen Hände und der verdrehte Körper zeigte, dass sie knieend im Gebet um Gnade gestorben ist. Hilflos und verzweifelt begannen die Richter von Nachod mit dem "Sammeln von Materialien“ für den Prozess ihrer eigenen Leute. Sagt mir, wer uns wann von diesen Erinnerungen befreit?

Damals wurde das schlechte Gewissen unseres Volkes geboren. Es zeigte selbst in der Katastrophe stolz die  in Jahrhunderten redlich errrichteten Bauten und das geistige und moralische Wesen des tschechischen Volkes, das unser Mob in ein paar Monaten in einen fälschlichen und schmeichelhaften Mythos verwandelt hat, in eine leere Illusion.

In welcher Hinsicht wollen wir uns seit dem Mai 1945 als etwas Besseres als unsere Gegner ausgeben? Ohne die intellektuelle und moralische Erfahrung von 1945 können wir heute nicht einmal mit ruhigem Gemüt eine  gerechte nationale Zukunftsperspektive vorhersagen.

Ich wünschte, ich wäre ein schlechter Prophet, aber in das Jahr 1946 ging ich gequält von der Befürchtung: nach den Ereignissen der Vertreibung der Deutschen haben wir auf lange Sicht keine Chance.


Čas č. 36/2012 (Die Zeit Nr. 36/2012)


Jan Šinágl, 5. Dezember 2012

 

P.S.

Aus meiner Korespondent…

 

Sehr geehrter Herr Sinagl,


mich hat die folgende Passage des Artikels besonders berührt, weil alte Dinge hoch kamen:

Zitat : Nach einem halben Jahr kam ich nach Hause und erfahre, was am anderen Ende des einheimischen Horizontes in Teplice-Weckersdorf und am obersten Metuje passiert ist. Muss Wekelsdorf heißen Auch aus dieser zum tschechischen Náchod gehörenden Landschaft Broumovsko, sind alle nach München und unsere Alteingesessenen und auch jene neuen Republikaner ins Landesinnere gegangen.

Und im Mai kehrten sie in Massen zurück und sorgten für "Ordnung", alle Deutschen aus Teplice wurden einfach vertrieben, bevor es rechtliche und staatliche Vorschriften über den Transfer gab, geht wohin ihr wollt! Und nach einiger Zeit kehrten einige der Vertriebenen von der Grenze zurück, nirgends wurden sie, einsam und ohne Begleitpapiere, aufgenommen. In Teplice konnten sie ihre besetzten Häuser bereits ‑abschreiben, die Ländereien waren aufgeteilt und die RG-Damen gingen in ihren Pelzmäntel spazieren. Und so wurde es zum zweiten Mal notwendig, für ‑Ordnung zu sorgen. Sie brachten die Deutschen zu den Felsen, dort haben sie sie im Wald erschossen und begraben.

Ich bin 1939 etwa 1 km von der Stelle, wo die armen Leute aus Oberwekelsdorf erschossen und oberflächlich verscharrt wurden, auf einem Bauernhof in Neuhof = Novi Dwur geboren. Als 6-Jähriger hörte ich den Opa zur Mutter sagen .."der Fuchs hat an einer Hand herum gefressen ..." was ich schrecklich fand, ahnte ich doch, was geschehen war. Wenige Wochen zuvor musste ich mit ansehen, wie der Bauer Purmann von Partisanen in gelb/grünen Umformen an seinen Gliedmaßen gepackt und von 4 Mann gegen sein Scheunentor immer wieder geschmettert wurde; die Zähne kamen durch seine Wangen... er konnte nicht mehr gehen. Sie zerrten ihn die Wiese hinunter und schossen ihn in das von meinem Opa und anderen geschaufelte Grab.

Sie können nun verstehen, welche Meinung ich heute von der politischen Elite und all jenen Menschen der CR habe, die nicht bereit sind, das erlösende, befriedende Mea Culpa zu sagen...


Mit freundlichen Grüßen

...

Aus Anlass des 60. Jahrestages der Vertreibung der Ungarndeutschen wurde am 18. Juni 2006 im Budapester Vorort Budaörs (deutsch: Wudersch) ein Denkmal eingeweiht. Das damalige ungarische Staatsoberhaupt László Sólyom (2005-2010) sandte seinerzeit eine Botschaft zu den Feierlichkeiten in Budaörs:

„Als Staatspräsident entschuldige ich mich bei den vertriebenen Schwaben und ihren Familien für das ihnen widerfahrene Unrecht und die Ungerechtigkeit und verneige mich vor dem Denkmal der Erinnerung der Vertriebenen in der Hoffnung, dass die Ungarndeutschen hier wieder zu Hause sind.“

Bei einer anderen Gedenkveranstaltung vier Jahre später im Parlament, sagte die ehemalige Parlamentspräsidentin Katalin Szili:

„Wir Politiker stehen in der Pflicht, dass wir es anstelle unserer Vorgänger, die für schändliche politische Entscheidungen verantwortlich waren, aussprechen: Verzeihung! Nie wieder!“.

Und sie fügte noch hinzu:

„Die Wunden können nur verheilen, wenn wir den Schrecken aussprechen können, wenn wir die Verantwortlichen benennen und uns bei den Opfern entschuldigen.“


 

 

 

 

 

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