Mitteilungsblatt der Sudetendeutschen Landsmannschaft für Heimat, Recht und Frieden.
Heimat, weil wir wissen, was heimatlos heißt. Recht, weil wir Rechtlosigkeit erlebt haben. Friede, weil nur der Friede Heimatrecht garantiert.
„Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
Ihr Besuch in Auschwitz war sehr beeindruckend. Er hat abermals gezeigt, dass Deutschland für eine dauernde Aussöhnung mit bester Nachbarschaft steht. Doch uns Vertriebenen wird immer noch die Schuld an den dort gedachten Opfern auferlegt. Aus diesem Grunde wäre es uns ein großes Anliegen, wenn Sie nun nach diesem Gedenkakt die überfällige Opfergleichbehandlung einleiten würden. Deshalb möchte ich anregen und Sie bitten, nehmen Sie künftig auch an Gedenkstunden für Opfer der Vertreibung teil. Derartige Gedenkstunden böten Ihnen die Gelegenheit, Ihre Kollegen aus den betreffenden Nachbarstaaten mit einzuladen. Diese hätten dann die Möglichkeit, so wie von Ihnen praktiziert, ihren Willen der Versöhnung mit ihren betroffenen Nachbarn ebenfalls überzeugend darzulegen.
Mir ist bewusst, dass sich dieser Versöhnungsakt nicht von heute auf morgen umsetzen lässt. Damit wären die meisten Regierenden überfordert. Denn sie sind alle Kinder Ihrer Zeit und keine Zeit erlaubt ein rasches umdenken. Das käme einer Revolution gleich. Deshalb schlagen ich vor, beginnen Sie in kleinen Schritten. Ich denke hier an einen unverfänglichen Gedenktag, an den 4. März. Dieses Gedenken können Sie an ein Gedenken für die Opfer der Verteidigung demokratischer Grundrechte im Sudetenland deklarieren. Damals am 4. März 1919 ließ die tschechische Regierung, die für ihre demokratischen Rechte, Friedrich demonstrierenden Arbeiter, zumeist Sozialdemokraten, durch ihr Militär einfach hinmetzeln. Über 50 unschuldige Menschen büßten ihre Teilnahme mit dem Leben. Dieses Gedenken ist mit keiner deutschen Schuld vorbelastet, da die Morde zu einem Zeitpunkt geschahen, als noch keine deutschen Nazis in Sicht waren.
Sie leben und handeln für Demokratie. Sie sind ein Präsident der sich zu seinem Glauben bekennt. Und für einen Katholiken sind im innersten des Herzens Oper gleich Opfer. Auch nimmt ein Katholik keine Aufteilung in gute oder schlechte Opfer vor. Die Opfergleichstellung würde Ihr Ansehen bei allen heben. Sie würden zum Präsidenten der Herzen. Das Wort „Versöhnung“ bliebe nicht länger eine Worthülse, es würde ein echter Wertbegriff. Damit zeigen Sie die Kraft der Demokratie und uns Vertriebenen, dass auch wir uns unter Ihrer schützenden Hand befinden.
Weiter werden Sie mir sicherlich nicht widersprechen, wenn ich die Meinung zum Ausdruck bringe, dass die fehlende Anerkennung dieser Toten nicht zum Eintreten für die Demokratie ermuntert. Es zeigt schon eher dessen Sinnlosigkeit. Deshalb ist es höchste Zeit, dass ein Repräsentant der Demokratie, diesen für die demokratischen Rechte getöteten, die sei langem überfällige Würdigung zukommen lässt.
Abschließend noch eins: Was kürzlich in der Presse über Gräuel an den KZ-Häftlingen zu lesen war, geschehen in den letzten Wochen im Westen des Nazireiches, schockierte und zeigt einmal auch die Schuld der westlichen Heimatverbliebenen. Somit käme dieser Vorschlag auch einem Akt der Aussöhnung zwischen den unschuldig gebliebenen Wegsehern und den schuldig gescholtenen Leidtragenden gleich.“
Peiting, 4. Februar 2011 Gustav Stifter, Kreisobmann
Wie zu erwarten, hat der Bundespräsident dieses Schreiben nicht beantwortet.
P.S.
Ganze Kreisnachrichten von Gustaf Stifter können sie HIER lesen. Empfehlenswert auch die Partie über die berümte Böhmische Sportler. J.Š.
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