Jan Šinágl angažovaný občan, nezávislý publicista

   

Strojový překlad

Kalendář událostí

čt dub 11 @08:30 -
OS Kolín - II. kolo: Šinágl a spol. obžalován
čt dub 18 @17:30 -
Praha Americké Centrum: ETIKA UMĚLÉ INTELIGENCE
st dub 24 @08:30 - 11:00PM
Zlín - konference: Baťův odkaz světu
čt dub 25 @09:00 - 01:30PM
Zlín - konference: Baťův odkaz světu

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Citát dne

Karel Havlíček Borovský
26. června r. 1850

KOMUNISMUS znamená v pravém a úplném smyslu bludné učení, že nikdo nemá míti žádné jmění, nýbrž, aby všechno bylo společné, a každý dostával jenom část zaslouženou a potřebnou k jeho výživě. Bez všelikých důkazů a výkladů vidí tedy hned na první pohled každý, že takové učení jest nanejvýš bláznovské, a že se mohlo jen vyrojiti z hlav několika pomatených lidí, kteří by vždy z člověka chtěli učiniti něco buď lepšího neb horšího, ale vždy něco jiného než je člověk.

 


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„Lepší je být zbytečně vyzbrojen než beze zbraní bezmocný.“

Díky za dosavadní finanční podporu mé činnosti.

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Jan Šinágl,
předseda SODALES SOLONIS o.s.

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Die Mediendemokratie braucht eine offene Debattenkultur und nicht Blasen der Selbstbestätigung. Für Jaspers gilt der Grundsatz, dass es immer eine andere Seite Git und dass sie gehört werden soll.

Die Regierung ist auf eine Vielzahl von Gedanken angewiesen, wenn sie Massnahmen treffen und deren Wirkung prüfen will.

STEFAN STIRNEMANN

Der Leitspruch des «Spiegels» ist an der Hamburger Zentrale in Metallbuchstaben an die Wand geheftet. Geprägt hat ihn der Gründer des Magazins, Rudolf Augstein (1923–2002): «Sagen, was ist.» Die Aufforderung gilt den Medien überhaupt.

In welcher Form auch immer sie berichten – Papier, Lautsprecher, Bildschirm–, sie müssen die Tatsachen wahren, auch wenn sie dem, der sie vernimmt, oder dem, der sie berichtet, nicht behagen. Dass dies heute versäumt wird, kritisiert etwa der deutsche Virologe Hendrik Streeck: «Wir erleben nicht nur eine Pandemie, sondern auch eine Infodemie, und die bringt auch manch schädliche Wirkungen hervor. Die Medien buhlen um Aufmerksamkeit, und hier spielt naturgemäss eine Logik der Übertreibung und Eskalation, angereichert mit Falsch- und Halbwissen.»

Deutschlands Gewissen

Wie der vernachlässigte Imperativ der Medien zu verstehen ist, damit er eine demokratische Gesellschaft fördern kann, das hat der Philosoph Karl Jaspers (1883–1969) dargelegt. Wer war Karl Jaspers? Hannah Arendt, seine Studentin und Doktorandin, dann in lebenslanger Freundschaft mit ihm und seiner Frau Gertrud verbunden, sagte auf der Gedenkfeier der Universität Basel am 4. März 1969: «Für nahezu ein Vierteljahrhundert war er das Gewissen Deutschlands, und dass dies Gewissen auf Schweizer Boden schlug, in einer Republik und in einer Stadt, die eine Art Polis ist, dürfte wohl auch kein Zufall gewesen sein. Er war für die Sitten einer demokratischen Republik geboren.»

Jaspers hatte keinen ruhigen Lebensweg.

Eine unheilbare Krankheit der Atemwege, in der Jugend festgestellt, meisterte er mit einer selbstentwickelten Therapie und einer bewussten Planung jedes Tages, so dass er bis ins hohe Alter arbeiten konnte. Er studierte Medizin, wurde in Heidelberg mit seiner «Allgemeinen Psychopathologie» habilitiert und, was heute kaum mehr möglich wäre, auf einen Lehrstuhl für Philosophie berufen. Da seine Frau jüdischer Herkunft war, durfte er im Dritten Reich seinen Beruf nicht mehr ausüben. Wie er Golo Mann berichtete, einem weiteren Schüler, riet ihm ein Gestapo-Beamter: «Lassen Sie sich doch von Ihrer Frau scheiden,Herr Professor, dann sind alle Ihre Probleme gelöst!»

 Der deutsche Staat hätte das Ehepaar ermordet, die Deportation war auf den 14. April 1945 festgelegt, am 30. März rückten die Amerikaner in Heidelberg ein. Zwei Jahre nach Kriegsende nahm Karl Jaspers einen Ruf an die Universität Basel an. Es versteht sich, dass die Erfahrung eines Verbrecherstaates seinen Sinn für das Politische schärfte. Im Jahr 1966 veröffentlichte Jaspers die Schrift «Wohin treibt die Bundesrepublik?». Er stellt die Unfähigkeit der Gesellschaft, ihre Verantwortung für die nationalsozialistische Vergangenheit zu tragen und Folgerungen zu ziehen, fest. Am Aufbau des Staates rügt er, dass dem Volk aus Misstrauen die Möglichkeit eines Referendums und damit eine echte Mitbestimmung verschlossen ist; es bleibt ihm, alle vier Jahre «die Existenz der Parteienoligarchie » zu bestätigen.

Jaspers’ Imperativ der Medien

Die grösste Gefahr sieht Jaspers in der Notstandsgesetzgebung: «Durch sie kann das Instrument geschaffen werden, mit dem in einem verhängnisvollen Augenblick durch einen einzigen Akt die Diktatur errichtet, das Grundgesetz abgeschafft, ein nicht reversibler Zustand der politischen Unfreiheit herbeigeführt werden kann.» Dieser Gefahr gegenüber «fehlt das Bewusstsein, die Verletzung des Grundgesetzes sei das grösste politische Verbrechen, weil es unser staatspolitisches Dasein infrage stellt.» Demokratie bedeutet: «Selbsterziehung und Information des Volkes».

Demokratie, so Jaspers, befördere ständig den Prozess der Aufklärung.

Und damit sind wir beim Imperativ der Medien, dem Jaspers diese Form gibt: «Die Schriftsteller eines Volkes sagen, was ist. Sie können das Denken eines Volkes in Bewegung bringen durch Wahrhaftigkeit. Aber sie reden in den Wind, wenn das Volk, die Politiker, die Regierungen sie nicht beachten.»

Jaspers meint die politischen Schriftsteller und Journalisten. Erhard Eppler, damals Bundestagsabgeordneter der SPD, wies den «Basler Philosophen» in der «Zeit» zurück: «Jaspers schreibt: ‹Die Schriftsteller eines Volkes sagen, was ist.› Können sie das? Ich jedenfalls kann nur sagen – und das habe ich einmal von Jaspers gelernt –, was ich von meinem Standort aus sehe, wie ich es werte, was ich will.»

Die Herausgeberin der «Zeit», Marion Gräfin Dönhoff, bot Jaspers an, der Kritik zu entgegnen, was er ablehnte. Im Antwortbrief erklärte er, dass die Wahrheit nicht beim einzelnen Schriftsteller liege und dass er die Gesamtheit der Öffentlichkeit meine, «in der die Schriftsteller geistig die Kämpfe ausfechten, in der die Wahrheit sich mehr oder weniger hervortreibt».

Eppler schlug also ins Leere, denn für Jaspers gilt der Grundsatz, dass es immer eine andere Seite gibt und dass sie gehört werden soll. Sagen, was ist – das ist nicht Sache eines Einzelnen oder einer Zeitung,es ist Sache einer Gemeinschaft. In seiner Auffassung von vielstimmiger Öffentlichkeit folgt er dem Aufklärer Immanuel Kant. Für Kant gibt es keine Freiheit zu denken ohne die Freiheit, seine Gedanken zu veröffentlichen: «Wie viel und mit welcher Richtigkeit Arden wir wohl denken, wenn wir nicht gleichsam in Gemeinschaft mit andern, denen wir unsere und die uns ihre Gedanken mitteilen, dächten!»

Die Regierung ihrerseits ist auf eine Vielzahl von Gedanken angewiesen, wenn sie ihre Massnahmen treffen und deren Wirkung prüfen will, sie ist nicht «mit himmlischen Eingebungen begnadigt und über die Menschheit erhaben».

Kant hat in einem absolutistischen Staat mit Argumenten der Freiheit Raum verschafft. Heute sind wir keine Untertanen mehr, die Friedrich dem Grossen ihr Recht abringen müssen, wir leben als freie Gesellschaft, die das, was sie angeht, möglichst frei anpackt. Wir wissen, dass kein beschriebenes Blatt Papier ohne Rückseite ist, auf die sich etwas anderes schreiben liesse, und dass zu jeder Stimme eine Gegenstimme laut werden kann und laut werden muss; nur so kommen echte Entscheide zustande. Wenn nun die Medien immer diese andere Seite nicht drucken und wenn jede Gegenstimme gelöscht wird, so zerfällt die Gesellschaft in Foren und Zirkel, wo die Eingeweihten und Einverstandenen unter sich sind. Die Gesellschaft als Ganzes trifft sich vielleicht nur noch zu Strassenkämpfen. Was Karl Jaspers 1966 über Deutschland geschrieben hat, ist zur Prophezeiung geworden.

Einverstanden mit der Schweiz

Und wie steht es in der Schweiz? Hannah Arendt sagte über Jaspers, den «lieben Verehrtesten», wie sie ihn in Briefen nannte: «Nichts jedenfalls hat ihn in den letzten Jahren so gefreut wie die Verleihung der Schweizer Staatsbürgerschaft. Er pflegte zu sagen: zum ersten Mal könne er mit einem Staat einverstanden sein.»

Sein Einverständnis geriete heute ins Schwanken. Gottfried Keller schaute im Roman «Martin Salander» mit dem Blick des Ernüchterten auf den jungen Bundesstaat und brachte die Zustände, die er schildern musste, in einem Brief an seinen Verleger Julius Rodenberg auf die Formel: «Voilà, c’est chez nous comme partout.»

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