„In den Straßen der tschechischen Städte patrouillierten keine bis auf die Zähne bewaffneten SS- oder Wehrmachtsgruppen, deutsche militärische Einheiten erregten keine Überfalle von Untergrundorganisationen und störten nicht die Arbeit an den Rangierbahnhöfen. Das Protektorat hat sich im eigenem Stil in ein Musterland entwickelt, in ein Schaufenster des besetzten Europas. Prag, mit seinen vorteilhaften Einkaufsmöglichkeiten und seinem blühenden Schwarzmarkt, hat sich als ein Urlaubsparadies für deutsche Wehrmänner und Kapitäne der deutschen Kriegswirtschaft etabliert“, schreibt ein Reichsdeutscher in seinem Kriegsvermerk über das Protektorat Böhmen und Mähren. Und weiter ergänzt er seinen Vermerk: „Die Reise nach Prag zur Jahreswende von 1942 und 1943 ist eine Reise in den Frieden. Umgeben von Krieg und Gefahren und einer Welt, die rundherum brennt einem wahrhaften Weltbrand, ist das Protektorat das einzige mitteleuropäische Land, das in Frieden lebt.“
Ebenso stellt ein aus Österreich stammender Industrieller nach seinem Besuch in der Tschechoslowakei Ende 1943 fest: „Im Vergleich zu Österreich und Deutschland herrschen im Protektorat allgemein weit bessere Verhältnisse. Die Deutschen sind mit dem Verhalten von Tschechen insgesamt zufrieden und wollen sie mit einem freien Regime noch mehr für sich gewinnen, was die Tschechen womöglich ausnützen.“
Als in diesem Jahr in den ökonomisch devastierten Sudeten rassistisch motivierte Unruhen entstanden, konnte man zwei gleichermaßen stark frustierte Gruppen innerhalb der Bevölkerung beobachten. Auf der einen Seite Romas und auf der anderen Seite ein buntes Gemisch von Volksgruppen, die dieses Gebiet nach der Vertreibung oder Ermordung der ethnischen Deutschen nach dem Krieg besiedelten.
Der ehemals reichste Teil der Tschechoslowakei verwandelte sich wie durch einen Zauberstab, in einen Landstrich, der zum Synonymum für Verwaisung und Armut wurde. Drei Millionen Sudetendeutsche wurden auf Viehwagons geladen und mit ihnen gingen drei Millionen fleißige Hände und Drei Milionen Wählerstimmen, wodurch es zum Schluss möglich war, dass die Tschechen, als einziges Volk der Welt, freiwillig die kommunistiche Diktatur wählten und der Ermorderdung zehntausend eigener Mitbürger feie Bahn gaben. Ganz zu schweigen von der Misere, die dadurch ins Land gebracht wurde.
Davon, die Sudeten zu einer blühenden Industrieregion aufzubauen, wie es die Sudetendeutschen geschafft haben, können wir nur träumen. Prunkvolle Gebäude, einst gebaut von den besten Architekten, schmücken bis heute die Straßen der sudetendeutschen Städte. Heute sind sie nur noch Relikte eines verblichenen Ruhmes und erinnern uns uns an unsere Plattenbauten der Armseligkeit. Zu etwas Besserem als Betonherbergen waren wir nicht fähig. Sie verunstalten unsere Städte von Ulan-Bator bis Asch.
Es ist wahr, manche Städte sind wieder aus der Asche emporgestiegen und ihre historischen Fassaden wurden verputzt. Aber die ökonomische Ursprungskraft ist weg. Mit den Resten der urhistorischen Industrie vor 20 Jahren, die von den Kommunisten jahrzehnte lang künstlich am Leben gehalten wurden, konnten die heutigen Bewohner beim besten Willen nicht der Konkurrenz in der westlicher Welt standhalten. Sie vegetieren in einer Region, wo der Arbeitslosenprozentsatz zweistellig und die ökonomische Krise ein Dauerzustand ist.
Man braucht sich deshalb nicht wundern, wenn die überwiegende Mehrheit des hiesigen Volkes nichts als die allgemeine Desillusion verbindet, dass das sogenannte tschechische Wirtschaftswunder nicht stattfindet. Das ist ein weiteres Element, welches als Kollektiv-Feind verstanden wird. Dass die korrumpierte Macht am hellichten Tage ungestraft hunderte Mliliarden von Kronen aus öffentlichen Mitteln stiehlt, wird nicht als wirklicher Feind verstanden, weil man das ja nicht mit eigenen Augen sehen kann. Aber die Romas, die wie menschlicher Abfall auf eine Deponie gebracht wurden, die kann man sehen. Es sei angemerkt, wenn jemand mit einem Messer attackiert und traktiert, so ist es ein Mordversuch, und wenn aus Rassenhass, so ist es ein erschwerender Fall dieses Tatbestandes. Aber zugleich ist es nur eine Angelegenheit der Repressiv-Einheiten des Staates. Nicht der Menschenmenge, die zum Zweck des Lynchens angeführt wird von dem Sonderschulabsolventen Lukas Kohout und dessen Frau, die sich in einen Roma verliebt hat.
Wenn man nämlich die Psychologie der Menschenmenge akzeptiert, die schreit „Romas sind Verbrecher“, dann müsste man das gleiche z.B. über Rapper sagen , weil einer von denen neulich in Ostrau einige Kinder erstochen hat.
Allerdings wäre es töricht, in dieser Menschenmenge, die sich aus Sozialhilfeempfängern zusammensetzt und auf Romas schimpft, weil die auch Sozialhilfe empfangen, nach Elementen des gesunden Menschenverstandes zu suchen. Dass man dort einT-Shirt mit der Aufschrift „Belebt Hitler“ erblickt, ist symptomatisch.
In diesem Slogan, kann man die unbewusste Sehnsucht nach „Ordnung“ im Sinne des Hitler-Sozialismus erkennen, an die die Nachkriegszeit der Tschechoslowakei, jahrzentelang von Kommunisten beherrscht, kontinuierlich anknüpfte. Denn medizinische Versorgung, bezahlter Urlaub, Kinderzulage, Mutterschaftsurlaub, Fabrikkantinen oder den Urlaub von Fabrik-Angestellten, führten nicht die Kommunsten ein, sondern die Protektoratsmacht nach dem Muster des Hitler-Sozialismus.
Die historisch höchste Geburtenrate – 230.000 Kinder im Jahre 1944 – zeigt, wie 99% der erwachsenen Bürger des Protektorats Böhmen und Mähren mit mit dem Bund der nationalen Gesellschaft kolaborierten und verbündet waren und diese Stimmmung fleißig ausgenützt haben.
Es ist also notwendig, dass die Menschenmenge, die schreit „Romas in die Gaskammer“, sich im gleichen Atemzug nach der Wiederbelebung von Hitler sehnt, auch wenn es um den Nachklang des kollektiven Gedächtnisses geht, das besagt, dass es uns bei Hitler gut gegangen ist. Dem Sinn nach geht es um den wiederkehrenden Aufruf, das Feuer des Krematoriums für die Gaskammern für Romas anzuzünden.
Das ist nicht etwas, was die Tschechen zum ersten Mal betrifft, weil Hitler schon einmal diesen Aufruf von Tschechen ausgeführt hat. Die historische Erfahrung sagt, dass es auch zum zweiten Mal klappt.
Genauso irrational wie durch deutsche Nazis die Juden zu Feinden erklärt wurden, geschieht das gleiche bei uns heute mit Romas.
Gewiss, eine absolute Vergleichbarkeit bezüglich der „Feinde“ besteht in diesem Fall nicht. Nur in dem Ausmaß, wie sie in Form von Massenhysterie wahrgenommen wird. Das aber passt den Mächtigen sehr, weil es den Volkszorn in eine andere Richtung lenkt, nicht aber gegen ihre Macht. Es is egal, dass die Macht von früher das Fußballstadion von Slavia Prag kaufte oder eine Residenz in der Toskana in Italien oder die heutige die Straffverfolgung der Milliarden-Diebe verhindert.
Ich glaube, wenn wir wirklich das Roma-Problem lösen wollen, das existiert und ist immer grösser wird, sollten wir für zuerst einmal mit der Denazifierung und der Dekommunizierung unseres Landes beginnen und den tschechischen Anteil am Roma-Holocaust zugeben und den hiesigen Einwohner die wahre Geschichte offenbaren. Diese Geschichte, die das wirkliche Ausmaß zeigt, mit der der Hitler-Sozialismus einen wesentlichen Teil der Bewölkerung betört hat und der, wie wir sehen, immer noch lebendig ist und dass die Verbrechen mit diesen Ideologien begründet werden. Dann kann sich die Bevölkerung endlich vom Natioalsozialismus und Nationalkomminusmus abwenden.
Bis dahin werden kein reines Gewissen haben, keine Aussichten und auch keine Lösungen.
Das Aufbauen des Staates auf der nazistischen und kommunistischen Jauchegrube, Lügen und Verbrechen, führt nicht zu einer Blühtezeit sondern zu einer Zerstörung. Das übrigens können wir heute in den Straßen von Varnsdorf und anderen sudetendeutschen Städte sehen. Schon seit Jahrzenten.
Miroslav Václavek, Šumperk
http://vaclavek.blog.idnes.cz/c/208697/Ozivte-Hitlera.html
Uebersetz von Jan Šinágl
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