Jan Šinágl angažovaný občan, nezávislý publicista

   

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čt dub 18 @17:30 -
Praha Americké Centrum: ETIKA UMĚLÉ INTELIGENCE
st dub 24 @08:30 - 11:00PM
Zlín - konference: Baťův odkaz světu
čt dub 25 @09:00 - 01:30PM
Zlín - konference: Baťův odkaz světu

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Citát dne

Karel Havlíček Borovský
26. června r. 1850

KOMUNISMUS znamená v pravém a úplném smyslu bludné učení, že nikdo nemá míti žádné jmění, nýbrž, aby všechno bylo společné, a každý dostával jenom část zaslouženou a potřebnou k jeho výživě. Bez všelikých důkazů a výkladů vidí tedy hned na první pohled každý, že takové učení jest nanejvýš bláznovské, a že se mohlo jen vyrojiti z hlav několika pomatených lidí, kteří by vždy z člověka chtěli učiniti něco buď lepšího neb horšího, ale vždy něco jiného než je člověk.

 


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Jan Šinágl,
předseda SODALES SOLONIS o.s.

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… „Wir ließen uns vom Bazillus des Bösen anstecken, als wir uns das Prinzip der Kollektivschuld zu eigen machten. Das war keine Strafe, das war Rache. Oder haben wir nicht genug schlechte Tschechen und Slowaken kennengelernt? Gab es nicht auch unter uns genug Denunzianten der Gestapo und später der Geheimpolizei?“ …

Franz Chocholaty-Groeger zerpflückt den Mythos seiner Landsleute von den tschechischen Opfern und den deutschen Tätern

von Wolf Oschlies

Einen größeren Tort kann man Tschechen kaum antun, als ihre Nachkriegspolitik gegen Deutsche als Kopie von Hitlers Politik gegen Tschechen und Juden hinzustellen. Václav Havel, damals noch tschechoslowakischer Staatspräsident, bewies diesen Mut am 15. März 1990, dem 61. Jahrestag der Einrichtung des Protektorats Böhmen und Mähren. Im Beisein seines deutschen Amtskollegen Richard von Weizsäcker fand er offene Worte: „Wir ließen uns vom Bazillus des Bösen anstecken, als wir uns das Prinzip der Kollektivschuld zu eigen machten. Das war keine Strafe, das war Rache. Oder haben wir nicht genug schlechte Tschechen und Slowaken kennengelernt? Gab es nicht auch unter uns genug Denunzianten der Gestapo und später der Geheimpolizei?“ Solche Äußerungen wurden Havel sehr übelgenommen, und er hat sie auch bald abgemildert: Seitdem scheint für die Mehrheit der Tschechen wieder festzustehen, daß sie seit Jahrhunderten Opfer böser Deutscher sind. Oder doch nicht?

Im Norden Mährens liegt am Fuße des Altvatergebirges das Städtchen Bruntál. Bis 1945 hieß es Freudenthal und war fast zur Gänze von Deutschen besiedelt. Heute ist es eine freundliche mährisch-schlesische Kleinstadt, die historische Größe atmet, wurden ihr doch schon 1213 Stadtrechte verliehen, als erster Gemeinde in Böhmen und Mähren. Wer mehr Historie will, vor allem deutsch-tschechische, sei auf „Bruntál.net“ verwiesen, ein 2003 von David Klimes geschaffenes Informationsportal. Auf den ersten Blick wirkt es als Kraut-und-Rüben-Haufen, auf dem Nachrichten, Informationen, Werbeannoncen und so weiter durcheinander kugeln. Aber dann entdeckt der neugierige Leser historische Studien zum deutsch-tschechischen Verhältnis, die ob ihrer wissenschaftlichen Präzision und quellenkundlichen Strenge aus ausgefahrenen Pfaden ausbrechen.

Hauptautor ist Franz Chocholaty-Gröger, der auf PAZ-Anfrage sogar eine Badekur unterbrach, um über sich Auskunft zu geben. 1944 im mährisch-schlesischen Kreis Wagstadt, heute Bilovec, in einer „dreisprachigen Familie“ geboren, wurde er in den Nachkriegswirren von der Familie Chocholaty adoptiert, erst 2000 durfte er seinen Geburtsnamen zurück­fordern. Seit 1973 lebt er im ostböhmischen Pardubice, wo er sich mit deutsch-tschechischer Wechselseitigkeit zu beschäftigen begann, anfänglich getarnt in einer „Heraldisch-Genealogischen Gesellschaft“. Nach 1989 bekam er Kontakt zur deutschen Ackermann-Gemeinde und ähnlichen Organisationen, 1997 beendete er ein Studium an der Pädagogischen Hochschule in Hradec Kralove. Seine Diplomarbeit trug den Titel „Völkerrechtliche Aspekte der Vertreibung der Deutschen und ihrer eventuellen Entschädigungsansprüche“ – eine Arbeit, die bereits im Titel die Einstellung des Autors zu tschechischer Geschichtsphilosophie bezeugt. Details verriet er der PAZ:

„Bis 1989 wurde das Bild der Deutschen in Böhmen verzerrt, sie waren die, die Tschechen immer schadeten und ihr Volkstum mißachteten. Die Tschechen ertragen es schwer, daß vieles, was bei ihnen entstand, deutsch geprägt ist. Oft vergaßen sie, daß bis 1848 Nationalität gar keine Rolle spielte, weil sich die Böhmen als ein Volk mit zwei Sprachen verstanden. Bis heute räumt kaum jemand ein, daß am Aufbau dieses Landes der deutschsprachige Teil aktiv mitarbeitete, der dann vertrieben wurde. Wer das anders sieht, gilt als nationaler Feind der Tschechen.“

Offenkundig weiß Groeger, wovon er spricht, denn mit seinen Arbeiten will er „odhalovat cerna mista ceskych dejin“ – dunkle Flecken der tschechischen Geschichte enthüllen. Gnadenlos zerpflückte er 2007 die Mythen von den Deutschen als „Erbfeind“, die im 18. und 19. Jahrhundert historisch grundiert waren. Für das 20. Jahrhundert konstatierte Groeger, daß Masaryks tschechoslowakische Staatsgründung zwar demokratisch und human motiviert war, aber auch antideutsch, hierbei vor allem von Frankreichs Absicht gefördert, „relativ starke und lebensfähige Staatsgebilde im Rücken Deutschlands zu schaffen“. So wurden die dreieinhalb Millionen Deutschen in der neuen Tschechoslowakei (CSR) „das erste Opfer des Rechts auf Selbstbestimmung“, das offenkundig nur den Tschechen und den rund zwei Millionen Slowaken vorbehalten war. Das schuf Verbitterung, die die ganze Zwischenkriegszeit über das deutsch-tschechische Verhältnis belastete. Die „Amputation“ des Sudetenlandes durch das Münchner Abkommen 1938 war eine Konsequenz dessen. Es folgten die 165 Tage der „zweiten Republik“ unter Präsident Hácha, die Groeger unter dem Blickwinkel einer „Eruption negativer Nationaleigenschaften“ behandelt: Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit kamen ungehemmt hervor.

Das alles ist für tschechische Leser gewiß starker Tobak, aber Groeger läßt nicht locker: Er befaßt sich mit „Tschechen aus den Sudeten in der deutschen Wehrmacht“, „Schlesier und die deutsche Volksliste“ und ähnlichen Themen, die tschechische „Selbstverliebtheit“ verletzen. Aber das sind nur Vorarbeiten zu Groegers eigentlichem Thema, der Vertreibung der Deutschen nach Kriegs­ende, die er ausschließlich Plänen von Präsident Benesch zuschreibt. Die „wilde Vertreibung“ von Mai bis August 1945 schildert er in nie gekannter Intensität und mit Details, die dem Leser starke Nerven abverlangen – eben als „blutige Realisierung von Beneschs Plan einer Liquidierung der Deutschen“. Die spätere Phase einer „geordneten Vertreibung“ beschreibt er ähnlich streng, und die anschließende „Akce Rozptyl“ (Aktion Zerstreuung), bei der verbliebene Deutsche 1947 bis 1949 ins Landesinnere deportiert wurden, dürfte selbst Kennern der Geschichte so detailliert neu sein.

Wie die Kritik an seinen Arbeiten ausfalle, wollte die PAZ von Groeger wissen. Es gäbe drei Arten von Kritik, antwortete dieser. Zum einen die ungläubige, die „Beweise“ verlangt, aber oft Ausgangspunkt einer vernünftigen Debatte ist – „mit der einzigen Rüge, warum ich als Tscheche so schwarze Punkte tschechischer Geschichte aufgreife“. Sodann die unbelehrbare Kritik: „Das ist unmöglich, so war es nicht, die Deutschen haben alles Unheil angerichtet, Sie sind gewiß ein Sudetendeutscher“ etc. Und schließlich die „verblendete Einseitigkeit, die nur noch zu Beschimpfungen fähig ist“.

Groeger sucht keinen Streit, weicht aber auch keinem aus. Im Januar 2002 unterstützte er das (erfolglose) Ersuchen der deutschen Volksgruppe in der Tschechischen Republik um Entschädigung. In der Presse wurde das Vorhaben vom Professor Václav Pavlicek als „Verteidigung von Nazi-Verbrechen“ niedergemacht, was Groeger auf die Barrikaden trieb: „Warum übergeht der Herr Professor die Fakten, daß die Deutschen schändliche Erkennungszeichen auf ihrer Kleidung tragen mußten, daß sie keine öffentlichen Verkehrsmittel benutzen, keine öffentlichen Einrichtungen und Parks besuchen durften, daß sie erst eine Stunde vor Ladenschluß einkaufen konnten, keine Radioapparate und Telefone besitzen durften, ihre Autos und Fahrzeuge abgeben mußten, jeder Deutschunterricht verboten war, sie Deutsch nur in der Familie sprechen durften. 1953 bekamen sie die Staatsbürgerschaft – um ihnen einen Vorwand für die Ausreise in die Bundesrepublik zu nehmen. 1968 wurden sie formal als Volksgruppe anerkannt, aber als eine, die nur gnadenhalber geduldet wurde. Und das alles hat sich bis 1989 nur wenig geändert. Danach ging es mit der Benachteiligung bei Entschädigungen weiter.“

Es gibt in der heutigen Tschechischen Republik nur noch wenige zehntausend Deutsche, eine überalterte Volksgruppe, deren Aussterben unvermeidlich ist. Aber es gibt eine Renaissance deutsch-tschechischer Kulturgemeinschaft, am schönsten im Prager „Thomas Mann-Gymnasium für deutsch-tschechische Verständigung“ verkörpert. Und es gibt Chronisten wie Franz Groeger, der für deutsch-tschechische Verständigung mehr tut, als alle Politiker und Funktionäre ahnen.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-08 vom 16. Februar 2008

http://www.webarchiv-server.de/pin/archiv08/0720080216paz53.htm

 

Jan Šinágl, 5.10.2011

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