Am 9.12.1952 wurde ich in Beroun in Tschechien geboren. Ich bin ledig und kinderlos. Als engagierter Bürger und unabhängiger Publizist und Bürger der Tschechischen Republik und der Schweiz beobachte ich kritisch die Entwicklungen in der Tschechischen Republik nach dem November 1989 und die derzeitigen gesellschaftlichen Verhältnisse. Ich versuche meine Erfahrungen, die ich während meiner Schweizer Exilzeit gewinnen konnte, für die Erneuerung der demokratischen Verhältnisse in unserem Land einzubringen, sowohl auf dem Gebiet der Politik und Ökonomie, als auch der Kultur und des Medienbereiches. Zurzeit sind besorgniserregende totalitäre Tendenzen zu beobachten, die einer demokratischen Reifung unserer Gesellschaft massiv entgegenstehen.
In ČKD Hořovice habe ich 1968 den Beruf des Maschinenschlossers erlernt (1968-1971), wo ich nachfolgend als externer Monteur arbeitete (Dieselaggregate). Ab 1977 war ich bei der Firma BUZULUK Komárov als Zeichner für Guss Produkten tätig. An der Mittel-Industrie-Schule für Berufstätige in Beroun - Fachrichtung Maschinenbau – absolvierte ich im Juni 1982 das Abitur. Außer meiner tschechischen Muttersprache spreche ich Deutsch und Englisch.
Nach vielen erfolgslosen Fluchtversuchen, gelang es mir am 1.September 1982 mit einem tschechischen Reiseunternehmen erstmals in den Westen zu gelangen. Bis zu meiner Rückehr in die Tschechische Republik im Jahre 2002 lebte ich 20 Jahre im schweizerischen Exil – in Kriens im Kanton Luzern. In Kriens arbeitete ich zunächst bei der Firma WIBA AG (Sportgerätefabrik), später als Programmierer von NC Maschinen bei der Firma Schindler Aufzüge AG in Ebikon und zum Schluss als Techniker (SW und HW Versorgung von Großfirmen) bei der Firma ALSO Comsyt AG in Kriens. Während meines Aufenthaltes in der Schweiz war ich Mitglied des tschechischen Turnverein SOKOL Luzern, Sokol Zürich, einer Vereinigung der in der Schweiz lebenden Tschechen und Slovaken und im TC Kriens, wo ich zuletzt als Präsident (400 Mitglieder und 18 Mannschaften) tätig war. Als Leiter der Jugendabteilung des SOKOL CH, war ich für die Vorbereitungen und Turnproben für die SOKOL Festivals im Jahre 1986 in Zürich und im Jahre 1990 in Paris zuständig. Ferner betätigte ich mich als Korrespondent für die landsmannschaftlichen Zeitschriften.
Im Jahre 2002 kehrte ich dauerhaft in die Tschechsiche Republik zurück, um, geprägt durch das soziale Engagement meiner Eltern, bei der Erneuerung der Bürgergesellschaft und der Demokratie unseres Landes mitzuwirken. Ich bin Autor zahlreicher Petitionen und Beschwerden an die EU-Institutionen – siehe meine Webseite www.sinagl.cz - und eines reichhaltigen alten und neuen Archives.
Heute bin ich Mitglied des TC Žebrák, wo ich momentan die Tennischule für die Jungen leite. Daneben bin ich seit 13 Jahren stellvertretender Haupleiter des Sommerlagers für Kinder im Alter von 6 bis 15 Jahre in Praskolesy sowie Mitglied der Gesellschaft des heiligen Prokop in Praskolesy, Vorstandmitglied der Bürgervereinigung Sudetendeutsche Landmannschaft in Böhmen, Mähren und Schlesien und der Gründer und Präsident der Bürgervereinigung SODALES SOLONIS o.s.
Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der publizistischen Tätigkeit und der Teilnahme an vielen Gerichtsverhandlungen, zu denen ich von Angeklagten oder Klägern eingeladen werde, die ich, als Teil der Öffentlichkeit, im Internet dokumentiere und publiziere. Oft sind es Fälle, in denen unschuldige Bürger unter der unzureichenden und schlechten Arbeit der tschechischen Justiz und Polizei zu leiden haben. Bisher konnte ich viele Prozesse dokumentieren, in denen Bürger zu Unrecht verurteilt wurden und später doch eine Revidierung des Urteils erleben konnten.
Aus der Sicht eines normalen Bürgers habe ich mir in vielen Jahren einen recht guten Überblick über den gegenwärtig miserablen Rechtszustand in der Tschechischen Republi verschaffen können, wo die Bürgerrechte der Bürger und der Mächtigen und Einflussreichen mit ungleichem zweierlei MaßMaßstab gemessen werden. Schon aus diesem Grund habe ich versucht für das Amt des Ombudsmannes der Tschechsichen Republik zu kandidieren, natürlich chancenlos. Das hätte mir weit mehr Möglichkeiten verschafft, zu einer Verbesserung dieses Zustandes beizutragen.
Heute lebe ich in meinem Elternhaus in Žebrák im Bezirk Beroun (zwischen Prag und Pilsen). Ich bin freischaffender Publizist und lebe weitgehend von meinen Ersparnissen.
Im November 2009 wurde mir die tschechische Staatsbürgerschaft zurückerteilt, die mir automatisch, als ich im Jahre 1997 Schweizer Bürger wurde, ohne mein Wissen und im Widerspruch zur geltenden tschechischen Verfassung entzogen wurde.
Bei den Parlamentswahlen im Jahre 2010 kandidierte ich als unabhängiger Kandidat für Mittelböhmen für die politische Partei OBCANE.CZ (BÜRGER.CZ ) – natürlich wiederum chancenlos.
Die Interviews vom 4. April 2007 in der Zeitung ECHO, erschienen im Bezirk Beroun „Für den Dienst für die Heimat zahlt man nicht“ und vom 28.7.2007 „Der unbequeme Mann Jan Šinágl“ in der Zeitung Große Epoche sind vielleicht heute noch interessant für Sie …?
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Die angebliche Mitgliedschaft meines Vater in der kommunistischen StB (Geheimpolizei)
Im USTR-Archiv (Anstalt für das Studium über die totalitären Systeme) findet man einen Operation - Band Nr. 306, Archivnummer 31513, Kennwort „RADIO“ (Jan Šinágl, geb. 26.1.1922). Mein Vater hat in den 50-er Jahren ein Angebot der StB zur Zusammenarbeit mit den Kommunisten strikt abgelehnt. Wie meine Mutter später erzählte, hat er auf dieses Angebot geantwortet: „Lieber lasse ich mir den Kopf abschlagen“, worauf er von einer auf die andere Stunde fristlos entlassen wurde. Für ihn bedeutete das einen tiefen Eingriff in sein Leben, zumal er als Leiter bei der Geschäftsabteilung unter den Werktätigen sehr beliebt war. Kurz darauf wurde auch meine Mutter gezwungen, ihre Bürotätigkeit aufzugeben. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihr restliches Berufsleben in einer Lackiererwerkstatt zu verbringen. Das hat bei ihr dann später zu gravierenden Gesundheitsschäden geführt.
In den Akten ist auch ein Vermerk über eine gestohlene Drehmaschine zu lesen (der Verlust wurde meinem Vater angehängt, als eine von vielen zweckmäßigen Begründungen für seine Entlassung). Tatsächlich aber befand sich die „verlorene“ Drehmaschine auf dem Privatgelände des Kommunisten Karel Zvonař aus Hředle, dem Leiter der Werkstätigen des Unternehmens TOS Žebrák. Dem Verantwortlichen wurde das von meinem Vater auch mitgeteilt – die Drehmaschine steht vielleicht heute noch dort …? Herr Zvonař wurde selbstverständlich nicht entlassen, vielmehr blieb er bis zum seinem Tod in seiner Funktion.
Mein Vater konnte nach diesem Ereignis keine Arbeit mehr finden, die seiner Qualifikation als Dreher entsprochen hätte. In ČKD Hořovice arbeitete er dann als Dreher bis ihm eine vorzeitige Invalidenrente zugesprochen wurde (durch ärztliche Fehldiagnose verlor er eine Niere, unterstützt durch die ungeeignete Art seiner Arbeit. Erschwerend kam hinzu, dass ihm aufgrund einer Fussballsportverletzung in der Jugend eine Beinamputation drohte, die nachfolgend zur Immobilität des Beines führte und negative Auswirkung auf seine Wirbelsäule hatte). Danach widmete er sich, so gut er es noch konnte, seinem Garten. Er war als leidenschaftlicher Hobbygärtner weit und breit bekannt und sein fachmännischer Rat war überall gefragt. Darüber hinaus war er auch als „Anwalt der Armen“ bekannt und beliebt. Weil er die kommunistische Gesetze gut kannte, konnte er sie geschickt im Kampf gegen das Regime und die Bürokratie nutzen. Beim ČKD Hořovice organisierte er viele Jahre das Sommerlager für Kinder.
Den Erzählungen zufolge waren seine Meetings für Werktätige ab 1968 unvergessliche Erlebnisse. Diese „Sitzungen“, die mein Vater leitete, waren sehr beliebt, populär und wurden gerne besucht, im Gegensatz zu den Zwangsveranstaltungen der KP. Heute noch erinnern sich Zeitgenossen gern an diese Treffen, bei denen mein Vater kein Blatt vor dem Mund nahm. Mein Vater war ein gradliniger Mensch, der die Dinge immer so benannte, wie sie waren. Er ist sich selbst bis zum Schluss treu geblieben und hat niemals aufgehört, sich gegen jede Form des Bösen und Ungerechten zu stellen. Ich möchte an dieses Erbe anknüpfen und in seinem Sinne weiter leben und arbeiten, in der Hoffnung, dass mir meine Eltern die Daumen drücen, damit ich sie nicht enttäusche.
Žebrák, 2. Dezember 2011
Jan Šinágl
Wer ist Jan Šinágl eigentlich und weshalb tut er es?
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