A K T U A L I Z I E R T
Der Vortrag von Herrn Jiří Blažek am 26.5.2012 – 16:00 Uhr, Meesezentrum NCC Ost, Saal Budapest, Ebene 2, WITIKOBUND: „Tschechische Lehrbücher – ein Mittel zur Zementierung der tschechischen Natioanalllegende.“
- 2/3 der tschechischen Bevölkerung stehen immer noch zu den Verbrechen der Nachkriegszeit.
- In den Geschichtsbüchern der Schule werden tschechische Opfer immer konkret mit Namen benannt, die deutschen Opfer bleiben anonym. Z.B. werden die Opfer von Lidice mit Foto gezeigt. Bei den deutschen Opfern wird allgemein von „Opfern durch Gewalttaten“ gesprochen. Dass hier Frauen mit dem Kinderwagen von der Brücke geworfen wurden oder allein in Postelberg über 1000 Menschen abgeschlachtet wurden, bleibt den Schülern verborgen. Tschechen haben die deutschsprachigen Menschen mit dem Buchstaben "N" gekennzeichnet, genauso wie die Nazis die Juden mit dem gelben Stern mit der Aufschrift "Jude". Das sollte in jedem Schulbuch erwähnt werden.
- Tschechische Schüler werden erstmals in der 5. Klasse mit der Vertreibung konfrontiert. Durch Verniedlichungen werden die Emotionen der Schüler bereits in diesem Alter gesteuert. In dieser Klassenstufe vermitteln die Schulbücher, dass die Vertreibung nur eine Täterbestrafung war. Das bleibt dann 4 Jahre ohne weitere Verarbeitung im Kopf hängen und verändert sich psychologisch zu einem Unterbewusstsein, das später nicht mehr logisch verarbeitet werden kann. Damit wird dann gelebt.
- Die Zeit vor 1938 wird als bedrohliche Situation für die Tschechen dargestellt: „Der Staat startete die Vorbereitung für die „Verteidigung“ der Republik“. Aus der Unzufriedenheit der Deutschen habe sich eine „wachsende Gefahr“ ergeben. Dass die schlechten Lebensbedingungen der Deutschen die Ursache für deren Unzufriedenheit war, wird nicht erwähnt. Auch nicht die Todesfälle durch gewaltmäßige Übergriffe von Tschechen vor der Okkupationszeit.
- Die Schüler lernen frühzeitig, dass 150.000 Tschechen durch einen gewaltmäßigen Transfers im Zuge der Okkupation von den Grenzgebieten ins Landesinnere abgeschoben wurden: „Es handelte sich um einen gewaltsamen Transfer von ungefähr 150.000 Menschen“. Dass die tschechischen Soldaten und Polizisten nicht mehr in den Grenzgebieten tätig sein sollten und von der tschechoslowakischen Regierung selbst zurückbeordert wurden, weil man im Landesinneren für sie wieder Verwendung hatte, bleibt unerwähnt. Der tschechische Schüler lernt somit rechtzeitig, dass der Vertreibung eine Vertreibung vorausging, was ihn zu einem späteren Zeitpunkt der Verarbeitung, die Vertreibung der Deutschen eher als gerechte Vergeltung empfinden lässt.
- Die zweite und letzte Information zur Vertreibung erhalten die tschechischen Schüler in der 9. Klasse, zugegebenermaßen recht umfangreich. Zu bedenken ist dabei, dass in dieser Klassenstufe die Vernachlässigung der Schule ihren Höhepunkt erreicht. Hier erhalten die tschechischen Kinder praktisch die letzten Informationen, die sie mit ins Leben tragen. Die vorangegangen Informationen waren so aufbereitet, dass das, was nun kommt immer als angemessene kleine Vergeltung erscheint. Die Schüler haben bereits unauslöschlich abgespeichert, dass die Deutschen permanente Problemmacher waren. Zu der Gefühlseinwirkung kommt nun auch Manipulation. Jetzt werden die Schüler teilweise mit Halbwahrheiten, falschen Interpretationen und Unwahrheiten gefüttert.
- So wird zum Beispiel die Zeitabfolge des „Fall Grün“ und der tschechoslowakischen Teilmobilmachung ungenau wieder gegeben: Das Schulbuch erwähnt zwar die Karlsbader Forderungen vom April 1938, wonach die Sudetendeutschen Gleichberechtigung, deutsche Ämter u.s.w. fordern. Danach folgt aber eine irreführende Erläuterung: „Deutschland begann mit der Vorbereitung eines Angriffskrieges, unter dem Geheimnamen, „der Fall Grün“. Daraufhin rief die Regierung am 20. Mai 1938 zur Teilmobilmachung auf.“ Tatsächlich wurde der „Fall Grün“ aber erst nach dem Mai 1938 vorbereitet. Beim Schüler kommt an: die tschechoslowakische Regierung kümmerte sich mit Entschlossenheit um die Verteidigung ihrer Bürger. Dass die Realisierung des „Fall Grün“ eine Reaktion auf die Demütigung und die Propaganda von der tschechischen Seite war, die behauptete dass sich in den Grenzgebieten deutsche Einheiten befänden, erfährt der Schüler nicht.
- Die Schüler erfahren nicht, dass in den Jahren 1938-1939 auch die Tschechen den jüdischen Anwälten, Ärzten, etc. Berufs- und Demonstrationsverbot erteilten – siehe die Bücher von Tomáš Krystlík - sie wurden von den Kammern und dem Studium an der Karlsuniversität ausgeschlossen und aus dem Staatsapparat herauskomplimentiert: Schon am 14.10.1938 gaben die tschechischen Top-Berufsverbände der Ärzte, Rechtsanwälte, Notare und Ingenieure ein Memorandum heraus, welches forderte, "dass im Interesse des wichtigsten Kapitals des Volkes für die Zukunft nicht mehr zugelassen werden darf, dass medizinische, juristische und technische Berufe von Juden ausgeübt werden." Das war nicht die Meinung des Pöbels, sondern bereits wenige Wochen nach dem Zusammenbruch der ersten Republik die Meinung der tschechischen Intelligenz. Bezüglich der jüdischen Frage gab es zwischen Deutschen und Tschechen insoweit keinen Unterschied.
- Die Schüler wissen nicht, dass sich auch die Tschechen an den Nürnberger Gesetzen jenseits der Grenze orientierten. So wurde die Professoren-Vereinigung der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität gleich initiativ und beschloss, in den nächsten zwei Semestern Studenten mit jüdischer Abstammung für das Studium nicht mehr zuzulassen. Am 13.1.1939 wurden jüdische Anwälte von der Union der tschechischen und slowakischen Juristen ausgeschlossen und durften ihren Beruf nicht mehr ausüben. Ihr maximaler Anteil durfte bei Juristen 1,3% nicht überschreiten. Die Regierung beschloss am 27.1.1939 restriktive Maßnahmen in Bezug auf Beamte jüdischer Herkunft. Ältere Jahrgänge sollten gleich pensioniert, mittlere wurden beurlaubt, und jüngere an Orte versetzt werden, wo sie nicht mit den Parteien in Kontakt kommen konnten. Vor der Versetzung sollten ihre Vorgesetzten sie dazu bewegen, "freiwillig" auszuscheiden.
- Den Höhepunkt der Manipulation stellt das Lehrbuch „Geschichte für die Grundschule 9“ dar, die neueste Geschichte von dem staatlichen pädagogischen Verlag (der wichtigste pädagogische Verlag in der tschechischen Republik). Die meisten genutzten Schulbücher kommen von diesem Verlag, weil es dafür Zuschüsse gibt. Gleich in der Einleitung wird darauf hingewiesen, dass die größten Probleme durch die deutsche Minderheit im Grenzgebiet entstanden seien. Durch den Anschlusswillen der Deutschen an das österreichische und deutsche Staatsgebiet, habe sich die tschechoslowakische Regierung „genötigt“ gesehen, das gesamte Staatsgebiet militärisch abzusichern. Dass die Tschechen während des gesamten 1. Weltkrieges auf Selbstbestimmung pochten, wird dabei als Selbstverständlichkeit angesehen. Dass Deutsche das Gleiche forderten, als Verbrechen. Die Karlsbader Anforderungen hätten längst vor 1938 in der CSR erfüllt werden können. Dann wären die nachfolgenden Probleme nicht entstanden.
ST Nürnberg 2012 - Artikel aus den tschechischen Zeitungen – Jiří Blažek
Zur Lage der Volksgruppe – Roland Schnürch
Die Menschenrechte – Frank Dietrich
Erklärung der sudetendeutschen Jugend – Bernhard Goldhammer
Die offiziellen Reden waren sehr auf Harmonie bedacht. Sie erwähnten nicht, die im März dieses Jahres von Johann Slezak (Bezirksgruppe Oberbayern) beim EU-Parlament eingereichte und angenommene Petition. Dieser hatte die Spitze der Sudetendeutschen Landsmannschaft vergeblich um Unterstützung gebeten. Jetzt hat er sich im Alleingang im Namen vieler anderer Sudetendeutschen gegen die Entbindung Tschechiens von den im Lissabonvertrag enthaltenen Menschenrechtsbestimmungen gewehrt. Klaus hatte sie verlangt, um den Sudetendeutschen ihre Klagemöglichkeiten zu nehmen. Franz Pany und Bernd Posselt scheinen diesen Vertrag zu Lasten der Sudetendeutschen bereits vergessen zu haben. Entsprechend ist das Rechtsempfinden der neuen Sudetendeutschen Jugend abgestumpft. Sie interessiert sich eher für deutsch-tschechische Jugendreisen. Kein Wunder, sie hat teilweise nicht einmal mehr sudetendeutsche Wurzeln. Dennoch will sie den „Alten“ sagen, wo es lang geht. Die mittlere Generation, die noch aufmüpfig ist, ließ man an diesem Tag nicht vor die Mikrophone der Journalisten. Eine größere Freude konnte man Vaclav Klaus nicht machen! - APPEL AN EU-PARLAMENT.
Von einem Rednerpult wurden Worte des ehemaligen politischen Gefangenen und berühmten Schachspielers Ludek Pachmann zitiert. Er wollte nach seinem Exil in Deutschland wieder in Böhmen leben und bemühte sich deshalb um die Restitution seines Hauseigentums. Er kehrte jedoch enttäuscht wieder in die Bundesrepublik Deutschland zurück. Am Ende seines Lebens sagte er : "Ich will nicht in einem solch chauvinistischen Land leben ... "
Das Tschechische Fernsehen war, anders als in den letzten Jahren, nicht anwesend? Das ist verwunderlich nach den so „freundschaftlichen“ Gesprächen zwischen Petr Nečas und Horst Seehofer vor kurzem in Prag. Zumindest ist dieses Mal kein provozierendes tschechisches TV-Team wie letztes Jahr in Augsburg angereist, dass den reißerischen antisudetendeutschen Film MEIN KROJ drehte. Dieser Dokumentationsfilm wurde in der Tschechischen Republik bundesweit ausgestrahlt und brachte es sogar zum einem tschechischen Filmpreis. Zur Zeit liegt meine Beschwerde beim Rat des Tschechischen Fernsehens vor. Über das Ergebnis werde ich zu gegebener Zeit informieren.
Ich erinnere an die Charta der deutschen Heimatvertriebenen vom 5.8.1950. Stellen Sie sich beim Lesen des Textes vor, dass die große Mehrheit dieser unschuldigen, ehrlichen, anständigen und fleißigen Menschen, innerhalb weniger Tage oder Stunden alles verloren haben, ihre Freunde, ihren Besitz und ihre Häuser, in denen ihre Vorfahren seit Jahrhunderten lebten. Zehntausende ihrer Angehörigen wurden ermordet. Dennoch brachten sie die Kraft auf, diesen Text zu schreiben. Das allein spricht für ihren außergewöhnlich starken Charakter. Jede fortschrittliche Nation schätzt solche Bürger. Österreich und Deutschland haben davon sehr profitiert. Hier haben die Sudetendeutschen nach dem Krieg in großem Maße zur wirtschaftlichen und kulturellen Blüte beigetragen. Wir haben nur ihre Vertreibung, Mord und Plünderung „geschafft“. Nun fehlen sie uns, und daher schaut es bei uns heute so erbärmlich aus – als wäre es eine Strafe Gottes ...
Jan Šinágl, 31.5.2012
Die weinende Großmutter spricht viel aus. „Für uns gibt es nur die eine Heimat und die kann niemand ersetzen ....“
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ST Nürnberg 2012 - Artikel aus den tschechischen Zeitungen
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