… Wenn Sie es schaffen, durch Ihre WEB an Stelle der „Kontextbetrachtung“ in der tschechischen Bevölkerung „Empathie“ für die Grausamkeit der Vertreibung zu erzeugen, wird die ehrliche Begegnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen greifbar werden und Europa um Vieles reicher sein. Es bleibt mir nur, Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe zu wünschen! …
Sehr geehrter Herr Sinagl,
die meisten Sudetendeutschen kämpfen heute nicht mehr um die Rückgabe ihres Eigentums, sondern beschränken sich auf eine Minimalforderung: Korrekte Wiedergabe der Vertreibungsgeschichte in den Geschichtsbüchern und Aufhebung der Straffreiheit für Vertreibungsverbrechen. Klar, eigentlich müsste man von einem Raubtäter alles zurück verlangen dürfen. Aber wer wollte unschuldigen jungen Familien, die heute in den enteigneten Gebieten leben, wieder alles wegnehmen und deren Existenzen zerstören?
Viele Sudetendeutschen würden sich außerdem schämen, wenn sie nach ihrem schweren Schicksal obendrein als Teil einer materialistischen und revanchistischen Meute gesehen würden. Mit einer christlichen Lebenshaltung ist es vielen gelungen, Konfrontation und Hass aus dem Weg zu gehen und ihr „Opferdasein“ zu kompensieren. Mit guten Absichten habe ich mich diesem Weg angeschlossen. Die tschechische Regierung weiß allerdings diesen friedlichen Ansatz wenig zu würdigen und hat ihn eigentlich auch nicht verdient. Es schadet daher nicht, wenn hier aufgezeigt wird, dass es durchaus auch Sudetendeutsche gibt, die um ihr Eigentum kämpfen. Das lässt uns nämlich einen Moment darüber nachdenken, wie es wäre, wenn ALLE Sudetendeutschen ihr Eigentum zurückforderten.
Nachdem Tschechien bis heute fast ausschließlich nur der eigenen Toten gedenkt und Benesh weiterhin als Helden feiert, sehe ich keinen Anlass, gegen Restitutionsforderungen etwas einzuwenden oder sie gar anstößig zu finden. Ich kann auch verstehen, dass Menschen den Aufenthalt im Lebensraum ihrer Wurzeln gerne fortführen wollen. Man kann schließlich von niemandem erzwingen, die Liebe zu seiner Heimat aufzugeben. Das darf jeder sehen wie er will.
Ihnen, Herr Sinagl, kann ich prophezeien, dass man Ihnen, allein schon aufgrund der Veröffentlichung der Geltendmachung von Eigentumsansprüchen "Radikalismus" unterstellen wird. Vor allem diejenigen, die z. Zt. den „goldenen“ Versöhnungsweg propagieren. Wie man Sie kennt, werden Sie sich davon nicht beeindrucken lassen und weiterhin ihren Weg gehen. Ich schätze Ihre Arbeit sehr. Sie nennen die Problempunkte schonungslos beim Namen. Sie schreiben die Dinge, die wir in der deutschen Presse nicht lesen und wenn, dann nur mit vorwurfsvollem Unterton.
Die Nachkriegspresse hatte sich frühzeitig auf eine einheitliche Sprache eingeschworen. Diejenigen, die ihr Eigentum zurückforderten, wurden als „Aggressoren“ abgestempelt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Die rechtliche und menschliche Komponente spielen dabei keine Rolle. In der Schule würde man sagen: „Ein klassischer Fall von Mobbing!“
Wenn Sie es schaffen, durch Ihre WEB an Stelle der „Kontextbetrachtung“ in der tschechischen Bevölkerung „Empathie“ für die Grausamkeit der Vertreibung zu erzeugen, wird die ehrliche Begegnung zwischen Tschechen und Sudetendeutschen greifbar werden und Europa um Vieles reicher sein. Es bleibt mir nur, Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe zu wünschen!
Mit herzlichem Dank und Gruß
U.H. 12.6.2012
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