16. Juli 2012
Es könnte zu einer noch größeren Sensation werden, als die Entdeckung des Massengrabes auf der Wiese Budinka bei Jihlava/Iglau. Ein Einheimischer aus Dolní Adršpach und ein ehemaliger Vertreter Václav Brukner behauptet, dass die Schlucht Nad Spáleným mlýnem/Über der Verbrannten Mühle mehrere Leichen der ermordeten Sudetendeutschen verbirgt. Die Historiker ahnen aber nichts davon.
Brukner sagt, dass er über den stummen Zeugen der Nachkriegsabrechnung schon in den 60er Jahren erfahren hat, als er sich als ein begeisterter Bergsteiger ein Wochenendhaus in der Schlucht Nad Spáleným mlýnem/ Über der Verbrannten Mühle erbauen wollte.
Damals hat ihm eine Reihe von Beamten voneinander unabhängig gesagt, dass eben an diesem Ort Deutsche, mit größter Wahrscheinlichkeit zivile Bürger, begraben sind.
Der Krieg in Adersbach
Adersbach gehört zum Gebiet der ehemaligen Sudeten, also zu den Grenzgebieten, wo vor dem Krieg die deutsche Bevölkerung die Mehrheit stellte. Einer von vielen Nachkriegsmassakern passierte auch in der Umgebung von Adersbach. Bei Bukova hora bei Teplice nad Metují haben die Tschechen zwei Monate nach dem Kriegsende 23 deutsche Zivilisten einschließlich Frauen und eines Kindes erschossen. Einige Opfer liegen vielleicht noch in der Erde, ohne dass jemand davon wüsste.
"Ich will es nicht für mich behalten," sagt Brukner, der behauptet, dass er im Stande ist, den Ort des Massengrabes verhältnismäßig genau zu bezeichnen.
Es gibt nirgends eine Erwähnung, sagt Historiker
Die Historiker hatten bisher von der Existenz des Massengrabes keine Ahnung. Der Historiker des Kreisstaatsarchivs in Náchod Jan Čížek hat deswegen zwei Tage lang die Literatur über Adersbach, einschließlich der Erinnerungen der ursprünglichen deutschen Bewohner und Chroniken durchsucht.
"Ich habe auch die Kollegen befragt, aber es findet sich über ein ähnliches Ereignis keine Erwähnung," sagt Čížek. Trotzdem schließt er die Existenz der Grabstätte nicht aus.
"Damals konnte alles passieren, weil über so Manches aus der Zeit lange nicht gesprochen wurde. Aber es würde mich ziemlich überraschen. Denn der Massenmord an Deutschen auf Bukova hora wurde nach dem Kriege ganz gut dokumentiert. Nach dem Kriege wurden auch Listen der Kriegsgräben zusammengestellt, wo oft auch die Gräber der Zivilbevölkerung waren. Aber es gibt nirgends eine Erwähnung über ein weiteres großes Grab," fährt der Historiker fort.
Die Information hat bei Igor Nachtigall, der für den Deutschen Volkverein für die Kriegsgräberpflege Kassel die Gräber exhumiert, großes Interesse geweckt. Er hat sich bei MF DNES alle Information wie auch den Kontakt auf Bruckner eingeholt. Er hat versprochen, dass der Verein die Stelle unter Spálený mlýn/der Verbrannten Mühle erforschen lässt.
Brukner behauptet, dass auf der Stelle unweit der Ruine der ehemaligen Mühle vielleicht noch mehrere Deutsche in der Erde liegen. Sie wurden hierher im Juli 1945 von zwei Kraftwagen von irgendwoher aus dem Trautenauer Land gebracht und tot vielleicht von ihren eigenen Henkern vergraben.
Nicht einmal die Deutschen haben etwas erwähnt
Jan Čížek aus dem Kreisstaatsarchiv aus Nachod macht aber stutzig, dass über das Grab nicht einmal die Publikationen sprechen, die die ehemaligen Einheimischen aus Adersbach herausgegeben haben.
"Die müssten es sicherlich bemerken," meint der Historiker. Bruckner wendet allerdings ein, dass die Toten an Orten begraben sind, wohin niemand kam, und dass alle aus der Umgebung von Trautenau stammten.
Die ehemalige Bürgermeisterin von Teplice nad Metují Věra Vítová, die sich für das an das bekannte Massaker auf Bukova hora/dem Eichenberg erinnernde Versöhnungskreuz stark gemacht hat, ist überrascht, dass es noch eine Mutmaßung über ein weiteres Massengrab gibt.
"Ich habe von niemandem von einem Massengrab gehört. Es passt mir gar nicht zusammen. Doch ich würde nie über Herrn Bruckner sagen, dass er fabuliert," sagt sie überrascht.
Es wundert sie aber, dass es nicht einmal ihr Vater erwähnte. "Er war dabei, als das Massaker auf Bukova hora/dem Eichenberg untersucht wurde. Und als wir uns um das Denkmal ‚Versöhnungskreuz‘ bemühten, ist uns zu diesem Thema eine Reihe von Briefen gekommen. Es wurde nicht einmal angedeutet, dass so etwas Ähnliches in Adersbach passiert wäre," fügt die ehemalige Bürgermeisterin hinzu.
Autor: Petr Broulík
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