In den Texten fällt mir auf, daß nach "bösen" (Parteimitglieder) und nach "guten"(Nichtparteimitglieder) Deutschen sortiert wird. Es ist bekannt, daß Hitlers Parole vor 1938, "Befreiung der Deutschen aus tschechischer Bevormundung und Unterdrückung", nach dem Einmarsch der deutschen Soldaten zu euphorischer Begeisterung führte und viele der NSDAP beitraten, was viele später bereuten, als sie erkannten, wie sie von Hitler belogen wurden.
Viele Tschechen machen die Sudetendeutschen für das Verbrechen in Lidice und Theresienstadt verantwortlich. Auch die Demühtigung der Tschechen durch das Protektoratsstatut wird den Sudetendeutschen angelastet. Mir ist aber nicht bekannt, daß Sudetendeutsche Morde, Plünderungen und Mißhandlungen an Tschechen organisiert hätten, die den tschechischen Taten nach 1945 entsprächen. Auch die Protektoratsidee stammt nicht von Sudetendeutschen. Wieviel Sudetendeutsche in der Naziorganisation bei Untaten gegen die Tschechen beteiligt waren, ist mir nicht bekannt.
Mein Vater als Parteimitglied verkehrte befreundet mit Tschechen. Er hat nicht mißhandelt, geplündert, vertrieben oder gar gemordet. Warum wurde er nicht vor ein ordentliches Gericht gestellt sondern bestialisch gelyncht? Warum wurde ich mit 16 eingesperrt. Ich war zwangsweise Hitlerjunge. Reicht das für die vielen Morde und Mißhandlungen an solchen Jugendlichen und Kindern? Ich will nicht relativieren, wie uns von Ihrem Präsidenten unterstellt wird. Ich wünsche, daß die geschichtliche Wahrheit an das Tageslicht kommt. Sie ist für die Versöhnung unerläßlich. Mit der politischen Wahrheit gehen in der ganzen Welt die bekannten Verbrechen weiter..
Alois Hampel, 8.2.2011
P.S.
Pressemitteilung zu den Plänen der Bundesregierung endlich einen Nationalen Gedenktag zur Erinnerung an die Vertreibung von Millionen Deutschen aus ihre angestammten Heimat einzuführen. J.Š.
„Charta der Heimatvertriebenen“: Keine Rache und Vergeltung, sondern Recht auf Heimat
Herr Alois Hampel hatte sich als Kronzeuge für das Massaker in Jedlova bei Destna im Orlitz Gebirge gemeldet, wo 283 Menschen ums Leben gekommen sind, darunter auch sein Vater, der einer von bis heute aus diesem Gebiet insgesamt ca. 500 Vermissten ist. Der Grabfund wurde, ungeachtet der geltenden gesetzlichen Bestimmungen, ohne weitere Untersuchungen als 200 Jahre altes Grab mit menschlichen Überresten deklariert. Das habe ich zum Anlass genommen, die Angelegenheit an die oberste Staatsanwaltschaft der Tschechischen Republik in Brünn zu Händen von Frau Staatsanwältin JUDr. Renata Vesecka weiterzuleiten. Erst aufgrund dieser Veranlassung wurde mit ordentlichen, gesetzesgemäßen Untersuchungen dieses Massakers begonnen. Das Tschechische Fernsehen hat bereits vor Ort damit angefangen diesen Fall zu dokumentieren und zu verfolgen.
Ich habe Herrn Alois Hampel persönlich kennengelernt und schätze ihn als einen charismatischen und charaktervollen Menschen, die ich je begegnet habe. Er ist ein wahrer Vertreter böhmischen Deutschen, die uns auch noch heute sehr fehlen.
Jan Šinágl, 12.2.2011.
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