Sehr geehrter Herr Sinagl!
Sie werden sicherlich von den Zeilen einer Person überrascht sein, die Sie nicht kennen. Ich habe Ihre Website länger verfolgt. In letzter Zeit war ich an Nachrichten und Kommentaren zu Ereignissen interessiert, die nicht vergessen werden sollten. Impuls zum Kontakt zu Ihnen herzustellen war ein Akt der Enthüllung eine Gedenktafel in Ostrava, in der ehemaligen so genannten Lager „Hanke“. Ich habe an einem kleinen Denkmalfest teilgenommen. Meine Mutter wurde in diesem "Lager" interniert.
Ich bin in der Stará Ves n. Ondřejnice geboren. Eltern besaßen eine Mühle und eine Säge. Im Mai 1945, als Truppen der Roten Armee aus dem Dorf letzte Einheit der Wehrmacht verschoben haben, wurde mein Vater, ein deutscher Staatsbürger, durch sowjetische Militärpolizei sofort in einem Gefangenenlager in Bílovec interniert. Nach Vernehmung und Befragung von Zeugen, den Bürger des Stara Ves wurde mein Vater entlassen mit den Worten eines sowjetischen Offiziers: „Charaso German, idi damoj, rabotat“ (In Ordnung, Deutsche, geh nach Hause, arbeiten.)
Ein Tag nach seiner Rückkehr wurde er von "Milizionären" in die Keller des gegenüberliegenden Burggebäudes geschleppt. Bis zum 12. Juni wurde er "verhört". Dann wurde seiner Frau der Tod angekündigt: Selbstmord durch Selbstmordgedanken. "Ermittlungsbeamte" haben sich geweigert der Toten der Frau zu zeigen!
1969 ging ich nach Deutschland. Als ich nach fast zwanzig Jahren in mein ehemaliges Zuhause zurückkehren konnte, hatte ich die Gelegenheit, einen der noch lebenden "Ermittler" zu besuchen. Als er mir bestätigte, dass ich mit Sláva Volný spreche, sagte ich ihm meinen Namen. Ab als er sich verteitigen wollte, erhob er schützend seine Hände und mit einem Keuchen Stimme, stockend, sagte er zu mir: „Ich habe Ihren Vater nicht getötet.“
* * *
An dem Gelände, auf dem sich die Mühle und das Sägewerk befanden, ist jetzt ein Parkplatz für Besucher des Schlosses. Am Rande des Parkplatzes befindet sich eine Gedenktafel:
Zwischen 2oo5-2oo6 wurde mitfinanziert durch das Programm SHARE 2oo3 Projekt Parken bei dem Schloss in Stara Ves nad Ondřejnicí. Zu diesem Projekt hat die EU insgesamt 1o8.ooo EUR beigetragen.
* * *
Sehr geehrter Herr Šinágl, so wie Sie auch ich habe Interese daran, dass die begangene Verbrechen der Nationen - ich denke a l l e Nationen - bleiben für immer im Gedächtnis für nächste Generationen.
Ich fahre von Zeit zu Zeit nach Ostrava. Ich denke, Ihr Wohnort liegt in der Nähe der Autobahn Pilsen-Prag. Wenn Sie an einem persönlichen Treffen interessiert sind, würde es mich freuen.
Ich wünsche Ihnen Gesundheit und viel Erfolg bei Ihrer Arbeit.
Josef Ohnheiser
Bloisstr. 86
D 79761 Waldshut
(11.7.2018, 86 Jahre. J.Š.)
* * *
Nur eine Gedenktafel wird an das Hanke-Lager in Mährisch Ostrau erinnern ...
Jan Šinágl, 16.7.2018
Read more...