Von 1997 bis 2001 saß Harry Wörz im Gefängnis für den versuchten Totschlag an seiner Ex-Frau – eine Tat, die er nie begangen hat. Ein Justizirrtum. Der Prozess hatte ein großes mediales Echo.
Am 29. April 1997 wurde die Ex-Frau von Harry Wörz - eine Polizistin - mitten in der Nacht aufgefunden: stranguliert mit einem Schal. Am selben Tag wurde Wörz verhaftet. Die Pforzheimer Polizei ermittelte anfangs gegen Wörz und den Geliebten des Opfers.
Das Opfer überlebte die Tat schwer verletzt und ist seither ein Pflegefall, kann keine Angaben zum Täter machen. Vor Gericht gestellt wurde schließlich Harry Wörz. Das Landgericht Karlsruhe verurteilte ihn zu elf Jahren Gefängnis, er legte Revision ein. In den nächsten Jahren folgte ein nervenaufreibendes Hin und Her von Freispruch und Wiederaufnahme des Verfahrens. Seit 2010 gilt Harry Wörz rechtskräftig als freigesprochen. Bis Ende 2016 zogen sich noch mehrere Verfahren um Entschädigung für das Justizopfer hin.
In den Medien erzeugte der Fall ein großes Echo. So bezeichnete die Gerichtsreporterin Gisela Friedrichsen das Verfahren als einen der "ungewöhnlichsten Prozesse der deutschen Rechtsgeschichte". Auch die öffentlich-rechtlichen Sender und zahlreiche Zeitungen berichteten über den Justiz-Skandal, der Harry Wörz Besitz und Familie kostete: Für die Prozesse hat er sich hoch verschuldet, der Kontakt zum Sohn brach ab. Wörz verlangt bis heute, dass die Ermittlungen fortgesetzt werden und der versuchte Totschlag an seiner Ex-Frau aufgeklärt wird. 2013 hat die Staatsanwaltschaft Karlsruhe alle Ermittlungen eingestellt. Für einen anderen Täter gebe es keinen Anfangsverdacht.
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfinfo-doku/skandal-der-fall-harry-woerz-102.html
Es bleibt hinzuzufügen, dass sich niemand bei Harry Wörz für den Staat entschuldigte, im Gegenteil, er musste noch Kosten für Gefängnis bezahlen. So hat er nach der Entschädigung Schulden aufgrund der hohen Kosten für die rechtliche Vertretung und darlehen von Bekannten. Natürlich haben sich die Richter nicht bei ihm entschuldigt und „arbeiten“ weiter. Die Polizei war schuldig an den Ermittlungen, die auf völlig amateurhafte Weise untersucht wurden (wahrscheinlich, um die Täter des Verbrechens so schnell wie möglich zu finden und zu verurteilen, weil ihre Kollegin zum Opfer wurde). Sie übersah die entscheidenden Beweise zugunsten des Verdächtigen. Die Justiz konnte ihren Fehler seit Jahren nicht mehr eingestehen. Harry Wörz bleibt somit für den Rest seines Lebens verurteilt. Es ist eine Warnung, dass selbst die deutsche Zivilgesellschaft diese Ungerechtigkeit nicht mit einer öffentlichen Spendenaktion beseitigen konnte…
Dieser entsetzliche Fall zeigt, dass selbst deutsche Richter ihren Fehler nicht zugeben können. Sie sind in eigener Gefangenschaft, Unfehlbarkeit, Unverletzlichkeit und Unberührbarkeit. Es ist erschreckend, dass dieser Fall von enormer Ungerechtigkeit vom ganzen Land beobachtet wurde, die Ermittlungspolizei nicht bestraft wurde und sogar Richter und Staatsanwälte auf ihren Plätzen bleiben konnten. Wenn der wahre Täter gefunden wird, wird er nicht bestraft, da das Verbrechen bereits verjährt ist…
Auf einem anderen deutschen Fernsehsender, N24, habe ich kürzlich eine weitere schreckliche Sendung gesehen - über die Verbindung von Richtern mit privaten Gefängnissen in den USA. Sie verurteilten bewusst die Unschuldigen, insbesondere die Jugendlichen - auch wegen geringfügiger Straftaten. So stellten sie „der Betrieb“ privater Gefängnisse sicher, die ihnen Millionen von Dollar dafür zahlten, und sponserten auch politische Kampagnen. Zwei Richter wurden wegen ihrer kriminellen Aktivitäten bedingungslos verurteilt – einer zum 17 1/2 Jahre, der andere zum 27 Jahre.
Ich versichere, dass es auch in Tschechischer Republik Richter gibt, die schon lange im Gefängnis seien sollten, aber wir sind nicht in den USA…
Etwas stimmt nicht. Wenn wir alle nur an uns selbst denken werden, wird es nur schlimmer, mit Einfluss auf das Leben von uns allen.
Jan Šinágl, 9.5.2020
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