Es gibt nichts Peinlicheres, als eine Arbeit, die niemand braucht, mit offenem Visier auszuführen - Mangel an geistigem Schutz ist keine neue Sache. Das alles ist so natürlich, wie dass die einen Blätter welken und die anderen anfangen zu grünen - Aber heute stehen die Gegensätze viel schärfer gegeneinander als in normalen Zeiten, und die allgemeine innere Unsicherheit ist größer. Die jüngste Entwicklung ist so schnell verlaufen, dass das Alte keine Zeit zum Sterben hatte, und es steht hier in voller Kraft gegen das Neue.
Noch nie haben Menschen mit alten Seelen so sehr in der neuen Zeit gestanden wie heute. Unter dem Einfluß einer unruhigen und turbulenten Atmosphäre lassen sich Altes und Neues leicht ins Extreme verkehren. Im Zwischenraum zwischen dem Alten und dem Neuen dreht sich das Karussell der Ideen und Rezepte rasant, und die politischen Schaufenster sind schön beleuchtet. Noch nie gab es das Geschrei so vieler Propheten und noch nie gab es so viele falsche Propheten. Gewohnheiten sind zerrissen und bieten keinen sicheren Halt mehr: Die Tradition, aus der man früher sein ganzes geistiges Gewand genäht hat, reicht heute kaum noch für eine Krawatte. Alles ist in Bewegung und unsicher.
Walther Rethenau sagte im ersten Jahr nach dem Umsturz: "Unser Planet rattert, man hört es bis zum Neptun. Jeder Erwachsene macht Projekte."
Das heißt, eine totale Weltkrise, die nur in den Ländern gemildert wird, in denen die Traditionen recht widerstandsfähig sind. Darüber hinaus haben wir in der Tschechischen Republik eine intimere innere Krise. Sie besteht vor allem darin, dass unsere politischen Parteien, engstirniger als anderswo, eine souveräne Rolle in der Welt des Denkens spielen wollen, dem Menschen nicht erlauben wollen, das zu essen, was sie noch nicht im Mund hatten, und das Denken nach ihrem Partei-Utilitarismus schneiden. Sie kennen nichts Höheres und Wertvolleres als das Wachstum und den Erhalt der Partei. Sie arbeiten daran, nicht nur die Religion, sondern auch das Denken zu einer Privatangelegenheit zu machen. Da sie nicht nach der Wahrheit, sondern nach der Macht streben, können sie keine Zentren wirklicher Denkarbeit werden. Wo immer sie eindringen - und wo sie nicht eindringen wollen.
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