Namhafte Historiker sprechen heute vom Dreißigjährigen Krieg im 20. Jahrhundert bzw. „ohne den 1. Weltkrieg kein 2. Weltkrieg“ und schließlich auch von der europäischen „Urkatastrophe". Der Anteil der Tschechen an dieser „Urkatstrophe“ ist jedoch der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannt und soll nachfolgend beleuchtet werden.
Die Länder der böhmischen Krone - Böhmen, Mähren und Österr.-Schlesien sind seit Jahrhunderten Heimatland der Tschechen und Deutschen. Auch diese Länder wurden durch den Dreißigjährigen Krieg im 17. Jhdt. von einer unvorstellbaren Katastrophe betroffen, Das Land, 1618 von etwa 3,2 Mill. Menschen bewohnt, wurde in dreißig Kriegsjahren auf 800.000 Einwohner dezimiert. Es dauerte weitere 100 Jahre bis der vorherige Zustand wieder einigermaßen hergestellt war. Die Neubesiedlung erfolgte zum großen Teil aus den deutschsprachigen Nachbarländern.
Die französische Revolution 1789/99 die Napoleonischen Kriege mit der Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“, die bürgerliche Revolution 1848 und hauptsächlich der Krieg 1866 zwischen Preußen und der Donaumonarchie erweckten und förderten bei den Tschechen das nationale Denken. Nach der Schlacht bei Königgrätz mit der Niederlage der Österreicher wurde am 25. Juli 1866 der Waffenstillstand in Nikolsburg vereinbart und anschließend am 23. August der Friedensvertrag in Prag. Darin wurden der Habsburgermonarchie zahlreiche Auflagen diktiert, u.a. größere Freiheiten für die verschiedenen Völkerschaften, Neugliederung der Monarchie, Einführung der tschechischen Sprache als zweite Amtssprache etc. Das war Wasser auf die Mühlen der nationalistischen tschechischen Vereine.
Teile des böhmischen Hochadels und der sogenannte „Erwecker", wie Franz Palacky, Tirsch, Fügner, Božena Němcová, geb. Barbara Pankl und zahlreiche andere. Die rasant fortschreitende Industrialisierung, der schnelle Aufbau der Eisenbahnen etc. beschleunigten diese Entwicklung enorm. In immer mehr Großstädten, wie Prag, Brünn und Pilsen verloren die Deutschen, insbesondere wegen der Eingliederung der ländlichen Nachbarorte, die Bevölkerungsmehrheit. Der tschechische Nationalismus sympathisierte immer stärker mit der panslawistischen Bewegung und weckte beim russischen Zaren Begehrlichkeiten.
Der mit der böhmischen Gräfin Kotek verheiratete österreichische Thronfolger Franz Ferdinand (1863-1914} war ein Hoffnungsträger für die Reformierung des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaates. Seine Vorstellung war das Umformen der Monarchie in eine Konföderation der einzelnen Völkerschaften, unter einer Zentralregierung. Diese Bestrebungen liefen jedoch dem erstarkenden Panslawismus zuwider, der alle slawischen Völker unter der Oberhoheit Russlands vereinigt sehen wollte. Dr. Kramář hatte hierfür bereits eine ausgearbeitete Verfassung. Das Königreich Serbien erweckte durch seinen Sieg 1912 über das Osmanische Reich große Erwartungen. Die Hoffnung auf eine Erneuerung Österreich-Ungarns zerrann unter den tödlichen Schüssen des bosnischen Studenten Gavrilo Princip auf den Thronfolger und seine Gemahlin am 28.6.1914 in Sarajewo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina. Als nach den gerichtlichen Untersuchungen erwiesen war, dass das Attentat von Serbien aus von dessen Geheimdienstchef Dragutin Dimitrijevič (genannt Apis) ausging, wo auch die anderen auf den Thronfolger angesetzten 5 Attentäter ausgebildet worden waren, folgte nach einem Ultimatum an Serbien die Kriegserklärung am 28.7.1914, der Kriegserklärung Russlands an Österreich am 29.7. folgte die deutsche Kriegserklärung am 1.8. an Russland. Das führte durch eine Bündnis-Kettenreaktion in einen europäischen Krieg des Dreierbundes der Mittelmächte Deutschland-Österreich-Italien gegen Russland und die Westmächte Frankreich-Großbritannien (Entente). Mit dem Eintritt der USA 1917 wurde er zu einem Weltkrieg.
Die im französischen Exil versammelten tschechischen Verschwörer gegen Österreich-Ungarn, hauptsächlich Masaryk und Beneš, erhielten Unterstützung durch den inzwischen in Frankreich lebenden Dr. Dürich (Intimus von Dr. Kramář), den französischen Professor an der Sorbonne, Denis und den hier seit 1912 eingebürgerten Slowaken M.R.Stefanik, Wissenschaftler, Ritter der französischen Ehrenlegion und Militärpilot, der sich dem tschechischen Nationalrat anschloss und Türen in politische Regierungskreise öffnete, die den tschechischen Exilanten sonst verschlossen geblieben waren. Stefanik, während des Krieges zum Brigadegeneral ernannt, verfügte darüber hinaus über gute Beziehungen zu Italien. Er bewirkte mit Beneš und Masaryk über Freunde in England den Austritt Italiens aus dem Dreierbund und dessen Kriegserklärung gegen Österreich-Ungarn.
Am eifrigsten betrieb Beneš das Ziel der Zerstörung Österreich-Ungarns. Er veröffentlichte 1916 die Schrift: „DETRUISEZ L AUTRICHE-HONGRIE“ und hielt einen Vortragszyklus hierzu an der Pariser Universität Sorbonne etc.
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Lyriker und Aphoristiker Ernst Hauschka posthum zum 90. Geburtstag
Am 8. Augst 1926 wurde Ernst Hauschke in Aussig geboren, also vor 90 Jahren. Er starb am 29. Mai 2012 und wurde einer der am meisten zitierten deutschen Aphoristiker. Von seinen über 30 Büchern waren über die Hälfte Aphorismenbände. Hauschke hatte in München Philosophie, Theologie und Zeitungswissenschaft studiert und schrieb seine Dissertation 1957 mit dem sperrigen Titel Kritische Strukturanalyse der Katechetischen Blätter 1909-1930 und Typologie einer Fachzeitschrift. Er verfasste Ausstellungskataloge über Bibelhandschriften, Bibeldrucke und Meisterwerke der Buchillustration, stellte Bibliothekare im Dienst von Kultur und Wissenschaft dar und schrieb die Orientierungshilfe Das öffentliche Büchereiwesen in Bayern: Eine Orientierungshilfe. Neben Erzählungen wie im Band Gefangene unter dem Silbernen Mond und Gedichte in Buchausgaben wie Sich nähern auf Distanz oder Erwägungen eines männlichen Zugvogels war er vor allem ein Meister des Aphorismus. Als Ritter des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem unterstützte er Sozialprojekte im Heiligen Land. An anderen Ehrungen erhielt er den Schubart-Literaturpreis der Stadt Aalen, den Nordgaupreis des Oberpfälzischen Kulturbundes für Dichtung und das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland. 1889 berief ihn die Sudetendeutsche Akademie der Wissenschaften und Künste in München zu ihrem Mitglied.
Rudolf Grulich
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Einladung zur internationalen Tagung
"Charles Sealsfield und der transatlantische Austausch im 19. Jahrhundert"
Donnerstag den 29. September bis Sonntag den 2. Oktober 2016 in der Schweiz
diese Tagung findet in Tägerwilen und Arenenberg, statt. Im Rahmen dieser Tagung wird auch die Generalversammlung der Gesellschaft stattfinden.
Das genaue Programm wird in einer weiteren Aussendung bekanntgeben.
Dr. Helga Löber, die Präsidentin
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Homepage der Gesellschaft: http://sealsfield.com/
Das Flugblatt zu dieser Aussendung (SdP240) finden Sie: hier.
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Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)
Österreich
Wien, am 27. Juli 2016
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