Vor rund 50 Jahren bedachte das moderne Märchen auch Schönaich mit einem Kapitel: Johann Bruecker – Erfinder und Millionär – besuchte damals die Gemeinde das erste Mal und hinterließ dort eine Spur der Wohltat. Heute vor einem halben Jahrhundert wurde er zum Ehrenbürger der Gemeinde ernannt.
Die Geschichte, die was vom guten Onkel aus Amerika hat, begann für Schönaich im Jahr 1953. Johann Bruecker (1881-1965), der Mann, der der Männerfraktion dieser Welt mit seinem „Sunbeam-Shavemaster“ zur elektrischen Bartentfernung verholfen hatte und damit zu einem vermögenden Mann geworden war, befand sich auf der Suche nach seinem Bruder Peter. Der war nach den Kriegswirren als Heimatvertriebener in Schönaich sesshaft geworden und teilte das Schicksal vieler, die sich in der von Zuwanderern und Flüchtlingen überfüllten Gemeinde wiederfanden: ein Leben in drangvoller Enge von Massenunterkünften.
Wenige Tage nach dem Wiedersehen stand Bruecker bei Schönaichs Bürgermeister Fritz Übele im Büro. Im Kopf den Plan zum Bau zweier Mehrfamilienhäuser für die Unterbringung seiner Verwandtschaft, in der Tasche das hierfür notwendige Geld, mit dem die Gemeinde diese Schenkung auf die Beine stellen sollte – „als Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot der Vertriebenen in Deutschland“, wie es im Vertrag der hierfür gegründeten Stiftung hieß.
https://zeitreise-bb.de/rasier/
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Wir bauen auf! Privatfilme aus der Nachkriegszeit
Wie erging es den Menschen in den Ruinen ihrer Städte? Wie entstand aus Trümmern neues Leben? Es sind bewegende Aufnahmen und Geschichten jener Zeit der Neuorientierung und des Erfindergeists, des politischen Neustarts und ökonomischen Wiederaufstiegs.
https://www.zdf.de/dokumentation/zdfzeit/zdfzeit-wir-bauen-auf-100.html
Johan Bruecker baute nach 1945 in Deutschland Wohnungen für Flüchtlinge aus Osteuropa. Die Straße wurde nach ihm benannt. Er erhielt die Ehrenbürgerschaft der Stadt und die höchste deutsche Auszeichnung. Nachdem seine Firma in den USA bankrott gegangen war, kehrte er nach Deutschland zurück, wo er in einer Wohnung lebte, die er nach dem Krieg gebaut hatte. Er starb alleine und in sich eingeschlossen…
Jan Šinágl, 17.12.2020
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