Am 13.September 2014 traf ich unerwartet drei Vertriebene. Weil der Pfarrer nicht wie geplant um 14:00 Uhr kommen konnte, fand der Festakt bereits 3 Stunden früher statt, um 11:00 Uhr. Gott hat es wohl so gewollt... Heute habe ich von einem der Besucher ein paar Fotos und zwei kurze Videos erhalten, die ich Ihnen gerne zur Kenntnis gebe – der Auftritt von zwei Muzikanten und ein Teil der Messe. Die Tanne, die unweit wächst, ist 300 hundert Jahre alt. Heute findet erstmals in Deutschland in Bayern, Hessen und Sachsen der Tag der Vertriebenen statt. Nächstes Jahr wird dieser Gedenktag am 20. Juli in ganz Deutschland begangen. In Ungarn und Rumänien gibt es bereits einen Gedenktag für die Vertriebenen.
Ich hoffe, dass auch die Tschechische Republik in den nächsten Jahren mit einem Gedenktag für die Vertriebenen zeigt, dass sie zu den demokratischen Ländern gehört und zu seiner Historie offen steht. Auch unser Land sollte sich gegenüber den Unschuldigen für die an ihnen begangenen Verbrechen entschuldigen, so wie es die andere Seite getan hat und immer tut. Erst dann kann man freundlich und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Generationen dauernder Lügen und Unwahrheiten sind eine schlechte Basis für Kooperation und wahre Freundschaft. In ganz Europa wurden 14 Millionen Deutsche aus ihrer Heimat, in der sie über Jahrhundete in vielen Generationen lebten, vertrieben. Ohne Hab und Gut mussten sie ihre Heimat oftmals innerhalb weniger Stunden verlassen. In der ehemaligen Tschechoslowakei sind zudem bei der Vertreibung mindestens 170.000 unschuldige Menschen ums Leben gekommen. Über 3300 deutsche Städte und Dörfer sind nach Jahrhunderten einfach verschwunden…
Eine Bekannte hat mir neulich geschrieben: „In der letzten Woche habe ich gleich zwei Bekannte getroffen, deren Eltern aus Schlesien kommen. Beide waren in Psychotherapie. Weil ihre Eltern nie über die Vertreibung mit ihnen sprachen, hat sich das Vertreibungstrauma auf sie übertragen. Auch soetwas gibt es. Ein Gedenktag zu einem früheren Zeitpunkt hätte vielleicht vieles verhindern können. Von der einen wurde die Mutter als 17-Jährige nach Kasachstan verschleppt. Was die mit der gemacht haben kann man sich denken. Die Dinge kommen jetzt in der nächsten Generation immer mehr ans Tageslicht. Immer wieder treffe ich zufällig Leute, wo dieses Thema zur Sprache kommt. Das ist mir schon fast unheimlich...“
Jan Šinágl, 14.9.2014
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Václav Černý: Vertreibung der Deutschen
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