Empathisch und fürsorglich sollen die Männer sein – dies wird seit 50 Jahren gefordert. Auch die Pädagogik hat den feministischen Trend schon lange übernommen. Das hat Folgen, über die man vor dem Hintergrund des Krieges neu nachdenken sollte.
Zum ersten Mal seit 1945 gibt es in Europa wieder einen grossen Krieg. Mit seinem Angriff gegen die Ukraine will Putin das europäische Gleichgewicht zerstören. Doch zerstört wird auch anderes: Perspektiven, bisherige Sicherheiten, Wertvorstellungen. Zu Letzteren gehört auch ein spezifisches Männerbild: Seit den 1970er Jahren war die Abrüstung der traditionellen Männlichkeit mit ihrem Set von Härte, Pokerface und Konkurrenz Programm. Angesagt war eine neue «soft maleness» – Empathie, Fürsorge und Gewaltlosigkeit.
Heute gerät dieses Männerbild ins Wanken. Seit in der Ukraine Krieg geführt wird, ist Wehrfähigkeit verlangt. Überall ist davon die Rede, dass es der Stärke bedürfe, um die eigenen Werte zu verteidigen. Nur: Wo soll die Wehrhaftigkeit herkommen, wenn ihre ethischen und sozialisatorischen Grundlagen einigermassen leichtfertig abgeschafft wurden?
Ganzer Arikel > (NZZ 2.7.2022)
Read more...