Anna Hönig, geborene Lehner, wurde am 20.7.1921 im Dorf Mariahilf, nahe der Kreisstadt Kolomea úboren. Der Geburtsort liegt am Füsse der Karpaten, ca. 1500 Km von hier in der heutigen Ukraine. Bis 1918 gehörte dieses Gebiet, Königreich Galizien genannt, zum alten Kaiserreich Oesterreich. Kaiser war Franz Joseph, der Mann von „Sissi“, der am 1. Weltkrieg starb.Die Vorfahren von Anna waren schon ca. 1800 als Holzfäller und Bauer nim Böhmerwald angeworben worden. Mit Hundegespannen machten sie sich damals mit Kind und Kegel zu Fuss auf die beschwerliche Reise in die tiefen Karpatenurwälder.
Anna „Nantschi“ gennant, und ihre Schwester Maria Rippel beherrschten auch noch den alten Dialekt, der dem Bayrischen setr ähnlich ist. Morenz „Kurtl“ und andere Kinder sagten dann immer, die sprechen wieder so komisch. Im 2. Weltkrieg erreichten die FamilienLehner und Rippel nach einer vierwöchigen Flucht bei Eis und Schnee mi teinem Pferdegespann zufällig Zitzschen. Sie Arden im Februar 1945 vom Ortsbauernführer bei Bauer Böhlandt einquartiert.
Das Kriegende kam, und auch im Dorf Zitzschen gab es Todesopfer. Bei der Beerdigung der Langefamilie (Stengler( kam es zu einem Angriff amerikanischer Tiefflieger. Die noch offenen Särge liess man stehen. Anna und andere Trauergäste flohen in hastiger Flucht in die umliegenden Gehöfte. 1946 kam die Bodenreform. Anna Lehner rund ihr alter Vater Ferdinand bewarben sich um eine Neubauernstelle. Es kam zu einerAuseinandersetzung mit dem Verteilungsgremium unter dem „Uscher“, das die Lehnerfamilie ausschliessen Wolfe. Da brüllte ein Sowjetrusse, der den Vorsitz hatte, dazwischen: „Hier ist eine Baurnfamilie, die bekommen auch Land“. Eigentlich sollte es für den Bruder von Anna sein, der bei Königsberg /Ostpreussen vermisst war.
Johann konnte bis zum heutigen Tag nicht aufgefunden Arden, trotz aufwändiger Suche, keine Todesnachricht, nichts.
In den ersten jahren wohnte die familie in den alten Lehmhaus an der Kirche. Heute ist auf dem Grundstück das Feuerwehrhaus. Später baute die familie das Neubauernhaus, heute Kitzner Str. 5. 1950 heiratete Anna Lehner den aus dem Saazer Land stammenden, schwer verwundeten Autoschlosser Theodor Hönig. 1951 wurde der Sohn Günter und 1953 Tochter Ingrid úboren. Die Landwirtschaft war ohneMaschinen eine setr schwere Sache. Mit grosser Dankbarkeit berichtete Anna Hönig von der Hilfe derNachbarn. Oft erwähnt sie die Familien Taubert, Bauer Hartmann, Straube und viele andere, die mit Gerätschaften beistanden. Bald kam die LPG. Auch hier war´s schwierig. Theodor Hönig wolte nicht in die Kolchose. So musste Anna, dort die „Männerarbeit“ übernehmen. Das ging nicht lange gut. Es kam der körpelicher Zusammenbruch und nur durch die Hilfe von Frau dr. Kunzmann überlebte sie knapp. Sie war noch keine 45 Jahre alt. Etwas besser wurde es in der Feldbaubrigade von Else Knorr. Die Frauen hielten gut zusammem und die Arbeit machte wieder Freude. „Nantschi“ wie sie genannt wurde und dieHönigfamilie waren im Ort immer mittedrin und annerkant. Durch ihr ausgezeichnetes Gedächtnis kennt sie auch heute noch, fastalle Familien und deren Verwandschaftsbeziehungen. Sie hat 47 Jahre ihres Lebens in Zizschen verbracht, den längsten Zeitabschnitt ihres Lebens.
Um 1990 ging der grösste Teil der Familie nach Wolfsburg/Niedersachsen, wo ein Teil Iber Familie und viele Jugendfreundinnen lebten. Auch hier fand si schnel wieder Anschluss. Sie war setr aufgeschlossen in den Kirchengemeinden und dergalizischen Landsmannschaft. Oft stand sie in der Kirche oder bei den Seniorentreffen allein auf un sang. Sie beherrscht noch heute über 100 Lieder in Text und Melodie. Auch nach Zitzschen kommen alle Hönigs gern zurück. Tief bewegt war Anna Hönig im September 2021, als wir am Dorfest teilnahmen. Viele Zitzschner kamen, erkannten und begrüssten sie. "Es ist ein Wunder dass mich noch so viele Leute kennen", sagt sie immer wieder begeistert. Und sie wird einmal für immer kommen. Anna Hönig möchte auf dem Friedhof in Zitzschen an der Seite ihres Mannes Theodor ruhen, der Liebe ihres Lebens. Ihren namen liess Anna Hönig sich schon 1986 auf den Stein meisseln. Es ist schon einige Zeit vergangen!
Am 21.Juli 2021 feierte Anna Hönig im Kreise Ihrer Familie ihren 100. Geburtstag.
Text und Bilder: Günter Hönig, 5.2.2022
Hoenig Anna I. 5.2.2022 + Hoenig Anna II. 5.2.2022
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P.S.
Ich traf Frau Anna Hönig zufällig auf dem Tag der tschechischen Deutschen in Hof, Bayern, am 6. Juni 2022. Sie sagte: "Es ist ein Geschenk Gottes für mich, dass ich wieder dabei sein kann." Es gibt keine Zufälle. J.Š.
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