Blaues Blut und zu viel Einfluss. Das waren die Hauptargumente der kommunistischen Abgeordneten, als sie die so genannte Lex Schwarzenberg verabschiedeten - das Gesetz, mit dem der Staat 1947 den gesamten Besitz des südböhmischen Zweigs der Familie Schwarzenberg beschlagnahmte. Obwohl die Nachkommen Adolf Schwarzenbergs den Besitz zurückverlangten, gab der Staat ihnen nichts zurück, sondern begann im Gegenteil, den umfangreichen Besitz unter Verletzung der Lex Schwarzenberg selbst zu veräußern. Dank der Privatisierung entstand in Südböhmen innerhalb weniger Jahre ein "moderner Adel mit blauem Blut" der südböhmischen ODS. Bis heute wird diese Gruppe als die so genannte südböhmische Mafia bezeichnet.
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Ich bitte nur um Gerechtigkeit
Das ist auch die Geschichte von Mitteleuropa. Adolf Schwarzenberg stammte aus dem tschechischen Adel und sprach neben Tschechisch auch Deutsch. Nach dem Zweiten Weltkrieg, der vor fünfundsiebzig Jahren zu Ende ging, wurde er durch ein Sondergesetz seines Vermögens beraubt. Er half der tschechoslowakischen Exilregierung, doch die machte aus ihm einen Germanisierer, einen Vampir und einen Ausbeuter. "Ich beschwere mich nicht, ich weise nur darauf hin, ich bitte nicht um Gnade", schrieb er an Präsident Beneš.
Der Ton des Briefes war nicht gerade optimistisch
"Am 10. Juli haben die Tschechen ein Sondergesetz vom Parlament verabschieden lassen, das praktisch alles beschlagnahmt, was ich in der Tschechoslowakei besitze. Ohne Entschädigung. Sie versuchten zu beweisen, dass ich ein Nazi, ein Kollaborateur, ein Verräter, ein Deutscher und so weiter sei, damit sie mich berauben konnten. Aber das konnten sie nicht, und sie mussten zugeben, dass mein Verhalten während des Krieges tadellos war, also haben sie einfach ein Gesetz durch das Parlament gejagt, das ihnen das gewünschte Ergebnis brachte. Aber sie sind doch Gentlemen und Demokraten, nicht wahr?" schrieb Adolf Schwarzenberg am 31. Oktober 1947 aus seinem Schweizer Exil in Laussane an seinen Freund Gino Brunelli.
Doch auch in dieser schwierigen Situation verzeiht er sich seinen typischen schwarzen Humor nicht, das Gesetz lastet schwer auf ihm. Er starb weniger als drei Jahre nach Absenden des Briefes im Februar 1950 an einer koronaren Herzkrankheit. Er war 59 Jahre alt.
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