Jan Šinágl angažovaný občan, nezávislý publicista

   

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Citát dne

Karel Havlíček Borovský
26. června r. 1850

KOMUNISMUS znamená v pravém a úplném smyslu bludné učení, že nikdo nemá míti žádné jmění, nýbrž, aby všechno bylo společné, a každý dostával jenom část zaslouženou a potřebnou k jeho výživě. Bez všelikých důkazů a výkladů vidí tedy hned na první pohled každý, že takové učení jest nanejvýš bláznovské, a že se mohlo jen vyrojiti z hlav několika pomatených lidí, kteří by vždy z člověka chtěli učiniti něco buď lepšího neb horšího, ale vždy něco jiného než je člověk.

 


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Jan Šinágl,
předseda SODALES SOLONIS o.s.

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Blazek_JiriVortrag von Ing. Jiri Blazek beim 63. Sudetendeutschen Tag in Nürnberg

Meine sehr geehrten Damen und Heren,

Es ist eine große Ehre heute hier vor Ihnen einen Vortrag halten zu können. Aus diesem Grunde möchte ich mich bei den Organisatoren für die Einladung bedanken. Wie Sie gehört haben, behandelt mein Beitrag das Bild der Sudetendeutschen in den tschechischen Schulbüchern.

 

Warum ist denn dieses Thema so wichtig?

Nach einer Statistik von 2009 wünschen 65 % der Bürger, die Beneš-Dekrete blieben in Kraft, 8 % wollen sie aufheben und 27 % haben keine Ahnung (in der Statistik haben sie die Wahl „Ich weiß nicht“ getroffen). Das will so viel heißen, dass Zweidrittel der Bevölkerung zu den Verbrechen der Nachkriegszeit stehen und Einviertel der Menschen kein Interesse, keine Kenntnisse oder keine Meinung hat. Die öffentliche Diskussion ist zudem von einer Fülle von Hassattacken, Vorurteilen und Selbstgerechtigkeit geprägt. Wie kann das sein? Wie können 2/3 des Volkes noch 65 Jahre nach dem Ende des Weltkrieges mit den damaligen Geschehnissen einverstanden sein?! Die Mehrheit dieser Leute hat die Zeit nicht mehr erlebt oder war im frühen Kindesalter. Wie können also solche Ressentiments unter den Bürgern wach gehalten werden?

Ich glaube, wir müssen die Antwort vorrangig in der Erziehung und Bildung in der Tschechischen Republik suchen – und da spielen die Lehrbücher eine bedeutende Rolle. Wie wird denn sudetendeutsche Frage in der tschechischen Schule behandelt? Um diese Frage zu beantworten, habe ich etliche Lehrtexte, die für die tschechischen Schulen bestimmt sind, analysiert. Meine Ergebnisse will ich Ihnen nun vorstellen. Bevor ich auf die Frage der Deutschen in den tschechischen Schulbüchern komme, ist es allerdings wichtig klarzustellen, wie sich die Tschechen selbst und wie sie ihren Staat sehen und welche allgemeingültigen Thesen und Strategien benutzt werden, um den tschechischen Standpunkt zu untermauern.

Wir müssen also folgendes als die wichtigste Erkenntnis vor Augen behalten: alle Schulbücher ohne Ausnahme stellen die Tschechoslowakische Republik als einen demokratischen Staat dar, wo alle Minderheitenrechte gewährleistet wurden. In diesem Staate konnten sich alle frei nach ihrem Gutdünken entwickeln, die Wirtschaft sei ständig gewachsen und alle haben im Wohlstand gelebt. Und zwar bis zu der großen Wirtschaftskrise. Die Zeit um 1938 (München) wird stets als ein Verrat ohne eigenes Verschulden geschildert.

Das Schicksal der CSR 1938: Wenn in Sibirien ein Rudel Wölfe einen Schlitten überfällt, versuchen sich die Insassen dadurch zu retten, daß sie Pelze und andere Gegenstände hinauswerfen, durch deren Zerreißen die Wolfe aufgehalten werden. Als nächstes opfern sie ein Pferd, indem sie dessen Geschirr durchschneiden. Hilft auch das nicht, so werfen sie einen Menschen aus dem Schlitten. Nach dieser sibirischen Art verfuhr 1938 England. Es warf die Tschechoslowakei aus dem Schlitten und hoffte, dadurch die zwei Jahre zu gewinnen, die es noch zur Aufrüstung brauchte. (Zitiert nach Vladimir Krychtalek, Der Kreml und Benesch, Prag 1941, S. 127). Bis auf die Wölfe ein passendes Bild!

Die Alliierten haben einfach die Tschechen geopfert und sie Deutschland zum Fraß vorgeworfen, um sich selber zu retten. Die Zeit des zweiten Weltkrieges wird entsprechend düster dargestellt. Die Tschechen wurden unterdrückt und hingeschlachtet. Die Zeit des Protektorats war die Zeit eines unermesslichen Elends, wo die Republik ausgebeutet und die Menschen wie Sklaven behandelt wurden. Doch die Auslandssoldaten – also die Flieger in England, die Soldaten in der Roten Armee und anderen Heren haben trotzdem gegen die Tyrannei gekämpft und so einen maßgeblichen Beitrag zu der Rettung der Welt geleistet. Man sieht also, dass die Tschechen der Lehrbücher ein heroisches, opferbereites und geopfertes, ja verratenes Volk sind. Sie sehen sich als ein großes europäisches Kulturvolk, als die größten und wahrsten Demokraten der Zwischenkriegszeit. Die Tschechen stehen so vor uns als strahlende und leidende Gestalten, zu denen man sich hingezogen fühlen soll. Um diese Thesen zu bekräftigen und zu beweisen, benutzen die Texte einige allgemeine Strategien:

Die Schuld ist stets bei anderen zu suchen (hauptsächlich den Deutschen, Ungarn, aber auch Slowaken und den Westalliierten)

Wenn ein eigener Fehler zugegeben werden soll, so muss ihn der folgende Text relativieren und möglichst abschwächen

Bestimmte Ereignisse werden übergangen und ausgeblendet.

Grundsätzlich geht man von der Alleinschuld der Deutschen am zweiten Weltkrieg aus

Es wird ganz einfach gelogen (vereinfacht)

Wie werden nun die Deutschen gesehen? Lassen Sie mich nun die jeweiligen Bücher einzeln durchgehen. Die Kinder werden mit der deutsch-tschechischen Frage zuerst in der 5. Klasse der Grundschule konfrontiert, im Rahmen des Faches Heimatkunde. Hier werden die Sudetendeutschen als diejenigen beschrieben, die dem Nationalsozialismus widerstandslos verfallen sind, den demokratischen tschechoslowakischen Staat gehasst und mit Freuden niedergerissen haben. Doch lassen wir hier die Lehrbücher für sich sprechen. Die Schilderung beginnt mit der Beschreibung der ersten Republik. Da kann man lesen: „Kultur und Wissenschaft entwickelten sich gut, ausgezeichnete Ergebnisse erreichte unser Schulwesen. Das alles mit Rücksicht auf die zahlreichen Nationalminderheiten, hauptsächlich Deutsche und Ungarn, die alle Bedingungen zur freiheitlichen Entwicklung hatten.“1

Die sudetendeutsche Krise wird wie folgt beschrieben: „Diese sozialen Unruhen (also die Wirtschaftskrise) nutzten bestimmte politische Kräfte, um nationale Streitigkeiten hervorzurufen und die Einheit des Staates zu zerschlagen. Es waren Kräfte, die im Interesse von Deutschland arbeiteten, wo im Jahre 1933 die Nazisten, geführt von Adolf Hitler, die Regierung übernahmen. Ihr Ziel war es, die Herrschaft über Europa und letztendlich die Weltherrschaft an sich zu reißen. Darin hatten sie bei uns die Unterstützung einer zahlreichen deutschen Minderheit, die immer mehr dem Einfluss der nazistischen Lehre von der Sendung des deutschen Volkes und seiner Sonderstellung über die Anderen, besonders die Slawen, erlag. Das tschechische und slowakische Volk waren entschlossen, ihre Freiheit zu verteidigen …Großdeutsche Propaganda hörte nicht auf, die europäische öffentliche Meinung mit lügenhaften Nachrichten von der Unterdrückung und Übergriffen gegenüber der deutschen nationalen Minderheit, die meistens die Grenzgebiete von Böhmen und Mähren – das Sudetenland - bewohnte, zu beeinflussen.“ (1)

Die lange Vorgeschichte der Spannungen im Grenzgebiet, die Bodenreform, Sprachgesetz, die Behandlung der Deutschen und die Tschechisierung werden da selbstverständlich ausgeblendet. Die Sudetendeutschen stehen da als gierige Raubtiere, die mit Hitler die Weltherrschaft erreichen wollen. Das ist für die weitere Ausführung im Rahmen dieses Themas sehr wichtig. Es bereitet die Schüler auf die Zeit nach dem Kriege vor – dann müssen sie sich nämlich gegebenenfalls mit der Vertreibung auseinandersetzen, und das Gefühl der moralischen Überlegenheit und der Glaube an das deutsche Unrecht und die Gewalt, die ihnen angetan wurde, geben ihnen die Kraft und Stärke die eigene Verantwortung abzulehnen. Dies wird mit weiteren Aussagen noch verstärkt:

Ein großer Teil unserer deutschen Minderheit hat so sein Ziel erreicht – in Diensten von Hitler-Nazismus hat es einen demokratischen Staat zerschlagen, wo es alle Freiheit und nationale Selbstbestimmung hatte.“ (1)

Wenn dann über die Vertreibung gesprochen wird, so geschieht das so, dass sie als gerechte Vergeltung, die behutsam zwischen Tätern und Nichttätern unterschied, dargestellt wird: „Die Deutschen, außer den Antifaschisten, wurden abgeschoben. Das Grenzgebiet wurde von unseren Leuten aus Binnenland und der Slowakei neu besiedelt.“ (1) …….

Anm. der Redaktion:

Aus Platzgründen mussten Teile des Referats entfallen. Der Vortragende untermauerte seine Thesen durch die Analyse von zwei weiteren Lehrbüchern, ehe er wie folgt fortfuhr:

…….. Das sind also die ersten und für lange Zeit auch die letzten Informationen, die ein tschechischer Schüler zu hören bekommt! Denn das nächste Mal begegnet er diesem Thema erst nach vier Jahren – also in der neunten Klasse, was das letzte Jahr der Grundschule in der Tschechischen Republik darstellt. Und wenn man bedenkt, dass die sudetendeutsche Frage und die Zeit des zweiten Weltkrieges im Geschichtsunterricht zu der Zeit zur Sprache kommt, da fast alle schon an irgendeiner Mittelschule aufgenommen wurden und die Vernachlässigung der Schule ihren Höhepunkt erreicht – sind es oft auch die einzigen Informationen, die die tschechischen Kinder mit ins Leben nehmen … Wenn es doch gelingt, mit den Kindern in der neunten Klasse das Thema zu eröffnen, so vertiefen sich zwar die Informationen beträchtlich (wenn sie an die Schüler wirklich weitergegeben werden), doch auf beiden Seiten. So wird zwar grundsätzlich über die Vertreibung verhältnismäßig ausführlich berichtet, selbst die wilde Vertreibung kommt zur Sprache – auf der anderen Seite wird die nationalistische Färbung der Erzählung weiter verschärft. Gestatten Sie mir, wieder die Lehrbücher sprechen zu lassen:

Da lesen wir am Anfang über die Behandlung der Rechte und der Minderheiten: „Alle tschechoslowakischen Bürger durften die gleichen Rechte genießen. Nicht nur die Tschechen und Slowaken, sondern auch Angehörige von anderen Volksgruppen in der Tschechoslowakei hatten durch die Verfassung von 1920 alle nationalen Rechte gesichert. Jeder Bürger der ČSR durfte jedes Amt bekleiden, konnte ein Gewerbe gründen oder verschiede Professionen wählen. Bürger aller Nationalitäten durften eigene Schulen, Parteien, Kultur- und Sportvereine gründen. Sie konnten in ihrer Sprache Zeitungen und Zeitschriften herausgeben, Theater spielen.“ (6)

Dieses Loblied endet dann mit der Feststellung: „Besonders kompliziert entwickelte sich die Beziehung der Deutschen und Slowaken zum neuen Staat.“ (6)

Nach der obligatorischen Abstempelung der Deutschen zu Problemmachern (neuerlich auch mit den Slowaken), wird ihre Arroganz und schlechte Kooperationsbereitschaft weiter an den Pranger gestellt: „Nach der Liquidierung des Versuchs um Abspaltung der deutschen Provinzen von der Tschechoslowakei im Herbst 1918 fanden sich die Deutschen nur schwer damit ab, dass sie Berger der ČSR wurden. Dabei widmeten die tschechoslowakischen Politiker besondere Aufmerksamkeit der Beziehung zur deutschen Minderheit. T.G. Masaryk erklärte kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten in seiner ersten Botschaft der Nationalversammlung, dass das Gebiet der Tschechoslowakischen Republik, wo die Deutschen wohnen, immer ein Bestandteil dieses Staates bleibt. Er empfahl den Deutschen die antitschechischen Haltungen zu verlassen und rief sie zum gemeinsamen Aufbau der neuen Republik auf. Masaryk setzte voraus, dass Deutsch zur zweiten Landessprache wird und deswegen bot er gleich nach dem Entstehen der Republik den Deutschen zwei Sitze in der Regierung an. Die deutschen Politiker lehnten das Angebot ab. Nach den Vorstellungen Masaryks sollte die Aufstellung eigener demokratischer Selbstverwaltungen in den Gemeinden und in den Kreisen die Rechte der Deutschen sicherstellen. Die Deutschen hatten ein voll ausgebildetes eigenes Grund- und Mittelschulsystem. In Prag gab es eine deutsche Universität und in Brünn eine deutsche Polytechnik. Reich war auch ihr kulturelles Leben durch die deutschen Theater, Zeitschriften, Zeitungen und Buchverlage dargestellt. Allmählich begannen sich unter den Deutschen nüchternere Politikem durchzusetzen, die mit den tschechoslowakischen Ämtern zu arbeiten anfingen. Die Vertreter der deutschen Parteien nahmen sogar an der Regierung Teil... Das Lebensniveau der Bürger in den

Sudeten verbesserte sich. Das sich entwickelnde gegenseitige Zusammenleben erschwerte erheblich die Wirtschaftskrise Anfang der 30er Jahre.“ (6)

Nach diesen Schilderungen, wo die Demokratie und Toleranz der Republik geschildert wird, wird hart die Undankbarkeit der Sudetendeutschen gezeigt: „Ihre Vertreter (der SdP) bereiteten die Zerschlagung der Republik vor. Deutsche Propaganda beschuldigte lügenhaft die tschechoslowakischen Ämter der Verfolgung und Unterdrückung der Sudetendeutschen. Höhepunkt der Angriffslust der Henleinpartei waren die Karlsbader Forderungen, bekanntgegeben im April 1938 während des Parteitages in Karlsbad. In ihnen wurde die Errichtung eines geschlossenen deutschen Gebietes mit eigenen Ämtern gefordert, wo man sich frei zum Nazismus bekennen könnte. Deutschland begann mit der Vorbereitung eines Kriegsangriffs gegen die Tschechoslowakei. Der Geheimplan bekam den Namen Fall Grün. Zugleich kam es zu Unruhen im Grenzgebiet. In die Nähe der tschechoslowakischen Grenzen begann sich das deutsche Heer zusammenzuziehen. Deswegen rief die Regierung am 20. Mai 1938 eine Teilmobilisation aus. Hitler wich zurück.“ (6)

Zu der Gefühlseinwirkung kommt also auch schon Manipulation, falsche Interpretation und sogar Lüge, wenn es darum geht, die Tschechen in dem gewünschten Licht zu zeigen. Doch, da es nun um alles geht, werden auch die tschechischen Opfer auf die Bühne geführt. Dass dabei die toten Deutschen auf der Strecke liegen bleiben ist klar: „Auf Geheiß aus Berlin riefen die Henleinanhänger Mitte September 1938 neue Unruhen im Grenzgebiet hervor. Sie bemühten sich, die Macht mit der Gewalt zu ergreifen. Dutzende tschechische Soldaten, Zollbeamte, Gendarmerie und Zivilisten wurden getötet.“ (6)

Wie schon erwähnt, behandeln die Geschichtslehrbücher für die 9. Klasse die Vertreibung beachtenswert ausführlich. Zwar wird man nach einer Erwähnung von Brünn, Aussig oder Postelberg vergeblich suchen, doch immerhin werden die Gräueltaten nicht mehr verheimlicht (es wird sogar zugegeben, dass gefoltert und gemordet wurde, vereinzelt kann man auch eine Bemerkung finden, die das Verhalten der Tschechen mit der Gestapo und SS in den KZ vergleicht). Sie werden nur nicht behandelt. Nichtsdestotrotz werden auch moralische Urteile gefällt, die die „einzelnen“ Übergriffe, Allgemeinschuld und mögliche Fehler hart verurteilen (es wird sogar von der Verletzung des Menschenrechtes auf Heimat gesprochen!). Die Schüler werden sogar ermuntert, über die Vertreibung zu diskutieren. Doch um diese Urteile beträchtlich abzumildern, wird selbstverständlich eine korrigierende Textstelle am Anfang des betreffenden Kapitels angeführt: „Sie (also die Sudetendeutschen) waren es im Besonderen, die die Zerstörung der tschechoslowakischen Republik im Jahre 1938 auf dem Gewissen hatten. Die Tschechen haben mit eigenen Augen gesehen, wie sich die Sudetendeutschen in großer Mehrheit dem Nazismus zugewandt haben. Sie erinnerten sich daran, wie sie mit der Waffe in der Hand für Hitlers Drittes Reich kämpften und wie sie sich aktiv an der Okkupationspolitik im Protektorat beteiligten. Niemand konnte die Tausende von Opfern vergessen, die dieDeutschen in den Jahren des zweiten Weltkrieges ums Leben brachten, die KZ und diedeutschen Pläne der gewaltsamen Aussiedlung der tschechischen Nation aus ihrer Heimat und ihrer völligen Germanisierung.“ (6)

Und man fügt noch hinzu – die deutsch-tschechischen Beziehungen darf man nicht mit der Vergangenheit belasten. Dazu kommt eine noch heroischere Darstellung der Kampfbereitschaft vor München, Prosekutionen in Protektorat, usw. Was weiter verstärkt wird, ist die Zusammenlegung der Sudeten- und der Reichsdeutschen. So werden alle deutschen Verbrechen automatisch auch den Sudetendeutschen angelastet. Dies wird durch die Verheimlichung der wahren Zustände in der ČSR maßgeblich erleichtert. Den Höhepunkt der Manipulation stellt das Lehrbuch Geschichte für die Grundschule 9, herausgegeben vom Staatlichen Pädagogischen Verlag dar. Es ist in seiner Schilderung das weitaus detaillierteste Lehrbuch auf dem Markt. Einige interessante Formulierung finden wir gleich am Anfang:

„Der Westteil der Tschechoslowakei, also Böhmen, Mähren und ein Teil Schlesiens, hatte seine historischen Grenzen, die sich seit dem Mittelalter nur geringfügig verändert haben, und deshalb hat die Selbständigkeit verständlich dieses ganze historische Gebiet erhalten. Es gab zwei Probleme. … Das zweite Problem war die starke deutsche Minderheit im Grenzgebiet, die sich mit der Entstehung einer selbständigen Tschechoslowakei nicht abfinden wollte. Nach dem Grundsatz der Selbstbestimmung haben die Deutschen einen Anschluss an Deutschland oder Österreich gefordert. Sie haben damit die tschechoslowakische Regierung genötigt (!), ihre Machtbefugnisse über das ganze historische Staatsgebiet mit Militärkraft zu sichern. Das hat dem künftigen Zusammenleben der Tschechen und Deutschen nicht gutgetan.“ (7)

Danach schließt sich die Schilderung der tschechoslowakischen Demokratie an. Es werden Passagen aus der Verfassung und dem Sprachgesetz zitiert, die den Staat im gewünschten Lichte erscheinen lassen – also alle Rechte werden gewährleistet – ja selbst die Sprachen der Minderheiten dürfen benutzt werden. Es wird auf die Existenz der anderssprachigen Schulen hingewiesen und sogar die Minderheitenschulen (!) werden erwähnt. Da kann sogar zugegeben werden, dass die Minderheiten eine erschwerte Situation bei der Aufnahme in die Staatsdienste hatten – eben wegen der Sprache. Doch die Situation hat sich laut dem Text bis in die Hälfte der 20er beruhigt und die Folgen und die Realität werden freilich nicht besprochen. Im Gegensatz – die wirtschaftliche Lage der Republik wird hochgepriesen und man kann da auch den Satz finden:

„Auch die böhmischen und mährischen Deutschen, die anfangs die Entstehung der Tschechoslowakei nur schwer getragen haben, hörten letztendlich auf zu meckern, besonders als sie gesehen haben, in welchen Schwierigkeit sich Deutschland befindet, an das sie ja ursprünglich angeschlossen werden wollten.“ (7)

Der Grund des Zerfalls der Republik wird dann traditionell in der Weltwirtschaftskrise und der deutschen Nazipropaganda gesucht und auch gefunden. Die Tschechen wollen sich hier auch als wertvolle Beute sehen. Und – man findet auch einen beliebten Grund – Tschechoslowakei als demokratischer Staat, wo die Verfolgten aus dem Reich Zuflucht finden. Die Karlsbader Forderungen werden nicht zitiert, nur kommentiert und - abgelehnt. Die Mission Englands 1938 wird als nicht objektiv heruntergespielt. Und wieder wird der Verrat von München ausführlich beschrieben. Die unschuldigen Tschechen werden also wieder dem deutschen Ungeheuer geopfert. Ein großes Kapitel wird dem Leben im Protektorat und der Widerstandsbewegung gewidmet. Dem Attentat auf Hendrich stehen sogar 2 Seiten zur Verfügung. Dass Lidice und Ležáky besonders eingehend betrachtet werden, ist ja keine Frage mehr.

Nach diesen Zeilen folgt eine lange Schilderung der Nachkriegsgeschichte in Europa und der Welt und erst nach etlichen Seiten kommt man wieder auf das Thema Sudetendeutsche zu sprechen. Also erst nach einem oder zwei Monaten!!! Dabei kommen alle drei Phasen der Vertreibung zur Sprache, Aber erst nachdem die Folgen von Holocaust beschrieben werden. Zudem wird behauptet, dass die Vertreibung – oder Bevölkerungstransfer - von den Alliierten angeordnet und entschieden wurde. Und es wird wieder daran erinnert, dass es sich bei den Sudetendeutschen um Nachkommen der deutschen Kolonisten handelt. Doch selbst die wilde Vertreibung wird mit der Bemerkung beiseitegeschoben, dass sie mit gewalttätigen Szenen mit Menschenopfern begleitet wurde. Diese werden als die Vergeltung der sechs Jahre des Protektorats und der Naziverbrechen gerechtfertigt. Es wird weiter behauptet, dass es während der organisierten Vertreibung zu keinen Gewaltakten gekommen ist. Und selbstverständlich wird nicht von Vertreibung, sondern Abschiebung gesprochen. In diesem Buch werden also alle jene Strategien benutzt, die wir am Anfang besprochen haben und zwar auf eine sehr verfängliche, gefährliche und giftige Weise. Es ist schade, dass wir dieses Buch nicht ausführlicher behandeln können, aber das würde den Rahmen des Vortrags sprengen.

Im Rahmen der weiteren Bildung kommt eigentlich nichts Neues mehr dazu, eher weniger. Man muss auch beachten, dass es hier um Texte in Lehrbüchern geht, die nicht einmal im Unterricht zur Sprache kommen müssen. Die tiefere Interpretation obliegt auch dem Lehrer. Wie viel, oder wie wenig er den Schülern sagt, das wird kaum reguliert. So wird das tschechische Volk seit fast 100 Jahren in dem gleichen Geiste erzogen – wir sind die Opfer, wir sind die Guten, wir wurden verraten, uns wurde Unrecht getan… Also nach einem tschechischen Sprichwort – Ich nichts, ich Musikant (Já nic, já muzikant) …

So ist die Situation heute, es liegt an uns, dies zu ändern. Es ist an der Zeit kräftiger in der Debatte mitzumischen, unsere Bücher ins Tschechische zu übersetzen und die Tschechen mit unrer Unwissenheit und Gleichgültigkeit zu konfrontieren. Es ist ersichtlich, dass die Tschechen kaum eine Vorstellung von den eigenen Verbrechen haben können, da sie nie etwas Greifbares gehört haben. Es gibt genug Bücher, also geben wir sie diesen Leuten zur Verfügung, so dass sie ihre Augen öffnen und die Geschichte in ihren reichlichen Schattierung betrachten mögen. Hören wir auf, stumm zu sein!

 

Literatur:

1) Hronek, M.: Vlastivěda 5.r., Prodos, ISBN 80-85806-46-0

2) Kolektiv: Vlastivěda pro 5. Ročník ZŠ, nová řada dle RVP, SPN, ISBN 978-80-7235-477-1

3) Kolektiv: Vlastivěda pro 5. Ročník ZŠ, nová řada dle RVP – Pracovní sešit, ISBN 978-80-7235-478-8

4) Čapka, F; Maget,J: Obrazy z novějších českých dějin, Alter, ISBN 978-80-7245-201-9

6) Čapka, F: Dějepis 9 - od r. 1918 do současnosti, Scientia, 2004, ISBN 80-7183-323-1

7) Válková, V.: Dějepis 9 pro základní školy, nejnovější dějiny, SPN, 2009, ISBN 978-80-7235-428-3

 

WITIKOBRIEF August 2012

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