"Wenn es uns mit der Verständigung ernst ist, sollten wir versuchen, auch den anderen Standpunkt wahrzunehmen und zu verstehen.", so formulierte es der Bundesgeschäftsführer der Sudetendeutschen Landsmannschaft, Christoph Lippert, in seiner Kolumne vom 16.10.2015 unter dem Anspruch 'Brücken bauen statt Barrikaden' in der Sudetendetuschen Zeitung. Dass dieser hohe moralisch-rechtliche Anspruch auch für die verbandsinternen Debatten in unserer Landsmanschaft gilt, daran gibt es dann allerdings doch einige Zweifel.
Erinnert sei nur daran, dass im Dezember 2016 die gleiche Zeitung verkündete, dass der Witikobund e. V., eine der drei Gesinnungsgemeinschaften, vom Sudetendeutschen Tag 2016 wegen "rechtsextremistischer Tendenzen" ausgeschlossen wird. Der Bundesvorstand der XV. Bundesversammlung hatte damit mehrheitlich einen Beschluss gefasst, der eben gerade diesem Credo des Geschäftsführers entgegensteht. Vom Bundesvorsitzenden, Bernd Posselt, der die Landsmannschaft einen und zusammenführen sollte, war dazu - leider - kein Widerspruch zu hören. Und ich fand es sehr schade, dass man offensichtlich auch in der Sudetendeutschen Zeitung seit Monaten keine offene Debatte zu verschiedensten strittigen Verbandsfragen - von der Satzungsänderung, den Verlauf der XVI. Bundesversammlung, gerichtlicher Auseinandersetzungen bis hin zu Beitragserhöhungen - führen möchte. Ist es nicht zumindest traurig, dass hohe moralische Ansprüche an die Politik unserer Landsmannschaft immer mehr nur als Anspruch für die Gegenseite gelten sollen, für die eigene politische Willensbildung jedoch vermieden werden?
Selbstverständlich sind Verbote immer leichter durchsetzbar, als mühsame Diskussionen um schwierige Fragen mit politischer Sprengkraft. Aber genau das macht doch gerade die ganze Breite und Vielfalt unserer Sudetendeutschen Landsmannschaft aus und eben nicht ein vom Bundesgeschäftsführer postuliertes Alleinstellungsmerkmal.
Wenn wir an dieser Stelle nicht mutiger "umschalten" und die Schere im eigenen Kopf vermeiden, dann werden wir vermutlich noch weitere Landsleute in die "innere Emmigration" oder noch schlimmer zum Verlassen der Landsmannschaft zwingen. Und beides kann nicht unser gemeinsames Interesse sein!
Das meint
Claus Hörrmann
Mitglied der XVI. Bundesversammlung und
Stellvertretender Landsesobmann aus Sachsen
Mittelweg 33a
01844 Neustadt i. Sa. OT Polenz
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28.3.2016
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