Das pure Grauen erlebten rund 27.000 deutschsprachige Frauen, Kinder und alte Männer ab dem 31. Mai 1945. Etwa drei Wochen nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden diese Altösterreicher aus ihrer Heimat Brünn/Brno (CZ) über die Grenze nach Niederösterreich getrieben. Rund 5.200 von ihnen (manche Quellen sprechen von 4.000 bis 8.000 Opfern) starben dabei. Am vergangenen Samstag gedachten Tschechen, Deutsche und Österreicher bereits zum 17. Mal gemeinsam der Ereignisse von 1945 - und zogen dabei auch Parallelen zum aktuellen Konflikt in der Ukraine.
Ehemaliger Vizepräsident der Nationalbank bei Gedenken
Aus dem Bezirk Hollabrunn war auch Manfred Frey (82) nach Pohrlitz gereist. Frey war mit seiner Familie 1945 aus seinem Geburtsort Joslowitz (Tschechisch: Jaroslavice), etwa 30 Kilometer von Brünn entfernt, vertrieben worden und machte später in Österreich eine beachtliche Karriere. Zuletzt war er Präsident der Finanzlandesdirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland sowie Vizepräsident der österreichischen Nationalbank.
Für Frey ist das Gedenken an die Opfer und die Versöhnung mit den Tschechen eine Herzensangelegenheit. „Es ist beachtlich und sehr erfreulich, dass in Tschechien ein Umdenken Platz greift und vor allem die Jugend seit einigen Jahren beginnt, sich mit der Vertreibung ihrer ehemaligen deutschsprachigen Landsleute 1945/46 auseinanderzusetzen.“ Frey sieht darin ein positives Zeichen der Aufarbeitung der Geschichte durch die tschechische Jugend.
Allein in „seiner“ rund 5.000 Einwohner zählenden Stadt haben rund 300 Ukrainer Schutz gefunden, so der Bürgermeister. „Das erste Quartier für viele Flüchtlinge war der Pfarrhof. Und dort gab es auch ein wunderschönes Ereignis, ein Zeichen der Hoffnung. Ein schwangere Frau schaffte es nicht mehr uns Krankenhaus und vor der Kirche wurde ein gesundes Mädchen geboren. Es heißt Viktoria, das bedeutet Sieg“, führte Novák bei seiner bewegenden Ansprache aus, ehe sich mehrere Hundert Menschen zu Fuß auf dem Weg nach Brünn machten.
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Brünn: Pilgerweg der Versöhnung 2022: Wieder ohne Interesse des tschechischen Fernsehens ?
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