… seine Worte aus einer Sendung im Radio Freies Europa aus dem Jahr 1964: „Eine große Schuld liegt immer noch auf unserem Volke: jene allgemeine Gefühlslosigkeit, die ... 1945 ... bei den Internierungen und Vertreibungen so viel Elend verursacht hat ...“ Und anläßlich eines Besuches bei einem Kirchentag evangelischer Sudetendeutscher 1959 in Kassel: „Wir (gemeint die tschechischen Protestanten, der Verfasser) haben geschwiegen, als Ihr aus Eurer Heimat vertrieben wurdet...“ Es sei nötig, „mit Gottes Hilfe gutzumachen, was sich gutmachen läßt...“
Oskar Schindler, der sudetendeutsche Fabrikant, ist durch Spielbergs Film in aller Welt bekannt geworden: Durch die Rettung vieler jüdischer Zwangsarbeiter in der Zeit der Verfolgung und Ausbeutung durch das nationalsozialistische System.
Mit dem Ende dieser Diktatur und des Zweiten Weltkrieges war aber die Zeit der Finsternis in Mitteleuropa nicht beendet. Jetzt traf die Rache der Sieger und der vorher unterdrückten Staaten die deutsche Bevölkerung der Ostgebiete und des Sudetenlandes. Während tschechische Nationalisten wie Edvard Beneš und tschechische Kommunisten wie Klement Gottwald, beide hatten die NS-Besatzungszeit im Exil zugebracht, zusammen mit dem Pöbel zu neuen Verbrechen aufriefen, sie durchführten und politisch legitimierten, kritisierten nur wenige mutige tschechische Bürger die neuen Staatsverbrechen der Internierung, der Enteignung und Vertreibung. Einer von ihnen war der Prager Přemysl Pitter (1895 bis 1976), der als Christ und Pazifist schon vor und während der Protektoratszeit Kinder in sozialer Not in der Kinderheimstätte „Milič-Haus“ aufgenommen hatte, dabei unterstützt unter anderem von Pavla Mondra, Ferdinand Krch und der Schweizerin Olga Fierz (1900 bis 1990).
Seine Hilfsaktion galt zunächst überlebenden jüdischen Kindern, dann auch deutschen Kindern aus tschechischen Internierungslagern unter dem Namen „Zamky“ (Schlösser), da er verschiedene Schlösser in Sanatorien umwandeln konnte. Über achthundert Kindern, darunter die Hälfte deutschen Kindern, wurde bis Anfang 1947 geholfen, dann erfolgten immer stärkere staatliche Behinderungen, so daß Pitter nur durch seine Flucht über Berlin einer Verhaftung entging. Seiner Mitarbeiterin Olga Fierz wurde die Rückkehr in die seit 1948 kommunistische ČSR verboten.
Pitter wirkte dann viele Jahre als Seelsorger im Lager Valka bei Nürnberg für ausländische Flüchtlinge. Er erhielt hohe jüdische und deutsche Auszeichnungen und den Masaryk-Orden durch Václav Havel. In Nürnberg wurde er vor der St.-Rupert-Kirche durch eine Stele geehrt.
Pitter hat 1945 und später in aller Öffentlichkeit die Gewalttaten gegen die Sudetendeutschen und deren Vertreibung verurteilt. Ich zitiere hier seine Worte aus einer Sendung im Radio Freies Europa aus dem Jahr 1964: „Eine große Schuld liegt immer noch auf unserem Volke: jene allgemeine Gefühlslosigkeit, die ... 1945 ... bei den Internierungen und Vertreibungen so viel Elend verursacht hat ...“
Und anläßlich eines Besuches bei einem Kirchentag evangelischer Sudetendeutscher 1959 in Kassel: „Wir (gemeint die tschechischen Protestanten, der Verfasser) haben geschwiegen, als Ihr aus Eurer Heimat vertrieben wurdet...“ Es sei nötig, „mit Gottes Hilfe gutzumachen, was sich gutmachen läßt...“
Přemysl Pitter war ein Vorbild in dunkler Zeit, wohl der finstersten Zeit der tschechischen Geschichte, deren Überwindung trotz vielfältiger Ansätze auch 2014 noch nicht umfassend gelungen ist.
Rüdiger Goldmann
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Dieser Kommentar erschien in der Sudetenpost Folge 8 vom 7. August 2014.
Sudetendeutscher Pressedienst (SdP)
Österreich
Wien, am 28. August 2014
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