Über den neuen Film dieser Woche „Orte“ (Místa) von Radim Špaček wurde in der Premierenwoche nicht wenig geschrieben. Ausgezeichnet! Es ist etwas zum Nachdenken. Dabei gibt es zwei Aspekte.
Der erste ist ukrainisch. Fast alle Helden sind labil und haben ein Alkoholproblem. Die einzige Figur, die inmitten des Nordmorastes Nüchternheit und Würde behält, auch Ansehen hat, ist eine Kellnerin aus der Ukraine. Auf den ersten Blick erscheint sie gedemütigt, weil sie gezwungen ist – im Geist der peinlichen „Mode-Folk-Kneipen“ der neunziger Jahre - "oben ohne" aufzutreten. Auf den zweiten Blick hat sich die Frau einem harten Leben gestellt und ist innerlich stark geworden. Radim Špaček ist sicher nicht den "linken Künstlern verpflichtet". Vielleicht ist das der Grund, warum sein Porträt "starke Frau des Volkes" so erfolgreich ist.
Das zweite Thema ist das Sudetenland. Die Landschaft des Sudetenlandes selbst hat im Film nicht den ursprünglichen Charakter. Die Landschaft wurde seit Jahrhunderten von Deutschen und Tschechen kultiviert - und dann haben wir, die Tschechen, sie in wenigen Jahrzehnten zerstört und zu Grunde gerichtet. Diese Landschaft, in die die ersten tschechischen Neusiedler kamen – gewiss nicht alle – stehlend und mordend. Welch ein Zufall: Wenige Tage vor der Premiere wurde etwa an Orten wie Usti die tschechisch-deutsche Vergangenheit beseitigt. Die Historikerin Blanka Mouralová, die eine große Ausstellung vorbereitet über die Geschichte der Deutschen in den böhmischen Ländern, über das Gute und das Böse der damaligen Zeit, einschließlich Raub und Mord, konnte nicht rechtzeitig ihres Amtes enthoben werden. Jaroslav Kuba, früherer Berater von Klaus, jetzt Kandidat für den Senat als einer von den extremistischen-nationalistischen Parteien, hatte versucht, das zu torpedieren. In einem Interview mit Martin Veselovský auf DVTV der unheimlich an eine Gestalt aus „Plätze“ erinnerte – den Protagonisten als Großvater-Kommunist-Mörder, der sich für nichts schämt. Ja, und dies nach all den Jahren..... Es sind die gleichen Typen, die die Morde an deutschen Zivilisten im Sudetenland begingen, die als Geheimpolizei Dissidenten mit Zigarren verbrannten (Špaček´s „Fessel“ lassen grüßen), die im Mafia-Geschäft stecken („Orte“ lässt wieder grüßen), wo anders kandidieren sie für Parteien mit slawischem Namen, wie Slawische Frühe, oder Wir sind nicht Europa.
LN (Volkszeitung), 24. September 2014, Martin C. Putna, Literaturhistoriker, Rubrik Alte Dinge
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