Der Journalist Zídek ist wahrscheinlich ein grosser Bewunderer der Politik von Präsidenten Benes. Die Politik dieses Präsidenten brachte Tchechoslowakei im Jahre 1938 zum Münchner Abkommen und im Jahre 1948 zu 40 Jahre dauernden Einparteienherrschaft. Die Vetreibung von tschechischen Deutschen verursachte im Sudetenland irreparable Wunden die bis heute nicht geheilt sind. Bis heute ist es nicht gelungen hunderte Städte und Dörfer zu besiedeln. Die Vertreibung der Deutschen hat den Zerffall der tschechischen Wirtschaft mitverursacht, das konnten wir auch in einem Film von Regisseur Hynek Bočan und von politischem Häftling, Schriftsteller Jiří Stránský sehen.
Das Münchner Abkommen ist durch die Politik der Ersten Republik verursacht, wo die Deutschen in ihren Rechten mißachtet worden sind. Für sie war unmöglich eine Anstellung als Stationsvorsteher, Postmeister usw. zu bekommen. Münchner Abkommen wurde auch durch die Mißachtung der Rechte gegenüber der Slowaken mitverursacht. Ich plädiere nicht für die Verbrechen der Nazis, Hitler betrachte ich als den größten Verbrecher Deutschlands. Hitlers Politik zerstörte Deutschland und verursachte Vertreibung von Millionen Deutschen aus ihrer Heimat. Präsident Beneš, zusammen mit der damaligen Regierung hat diese Vetreibung vollendet. Die Siegermächte haben diesem Verbrechen gegen die Menschlichkeit klein beigegeben.
Ein Verlierer zu sein zahlt sich einfach nicht aus. Versetzen Sie sich, Herr Zídek, in die Haut des Verbannten, der die Ländereien seiner Vorfahren nach 600 Jahren verlassen mußte. Vielleicht werden diese Tatsachen für Sie begreifbarer. Mein Großvater JUDr. Karel Novák wurde in Terezín inhaftiert, trotzdem nach dem Krieg hat er mit den Deutschen korrespondiert und Briefmarken getauscht. "Was du nicht willst, dass man dir tut, das füg keinem andeern zu"– und das ist das Ganze worum es geht.
Martin Kubik, Prag
Leserbriefe
Ein Verlierer zu sein zahlt sich aus: Ad LN 13.5.2015
LN (Lidové Noviny - Volkszeitung), 16. Mai 2015
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