Zum 20. Jahrestag der deutsch-tschechischen Deklaration besuchte gestern der deutsche Außenminister Guido Westerwelle Prag. Nach 35-minütiger Sendezeit berichtete der TV-Hauptsender ČT 1 in seinen Hauptnachrichten am Ende doch noch über diesen Besuch. In optimistischem Unterton war zu hören, dass endlich auch von München ein „besseres Liedchen herüberklinge“. Die Berichterstattung über den Besuch selbst fiel mager aus. Stattdessen sah man Bilder vom Pragbesuch Helmut Kohls, wie dieser von Pragern mit groben Worten angriffen wurde. Ich würde sagen, es wird höchste Zeit, dass auch in Prag ein „besseres Liedchen erklingt“, sonst werden wir niemals eine wohlklingende Melodie zu hören bekommen. Angesichts der Tatsache, dass man die deutsche Delegation auffällig lange stehend warten ließ, liegt es nahe, an eine Provokation zu denken. Mit dem deutschen Außenminister konnte ich kurz sprechen.
Ich überreichte ihm diese Dokumente und wünschte ihm weiterhin viel Glück. Es hätte sich angeboten, auch Herrn Necas diese Unterlagen in tschechischer Sprache zu überreichen. Ich nahm aber davon Abstand, weil mir seine ablehnende Haltung schon vom Pragbesuch Horst Seehofers im Jahre 2011 bekannt war und ich weiß, dass er keine kritischen Fragen zulässt.
Auch musste ich als unabhängiger Publizist die Beamten wieder einmal auf Artikel Nr. 23 der tschechischen Verfassung hinweisen und an das Verbot der Pressezensur erinnern, bevor ich ungehindert meine Arbeit fortsetzen konnte
Das Verhalten der Beamten ist typisch. Sie haben immer noch Angst vor Schwierigkeiten und gehen daher stets den Weg des geringsten Widerstandes, indem sie Verbote erteilen. Man kann ihnen nicht einmal böse Absichten unterstellen, es sind eher eingespielte Reaktionen. Schriftliche Beschwerden dagegen bleiben unbeantwortet.
Die Fotogalerie aus dem Prager Regierungsgebäude am 06.03.2012
Die Hauptnachrichten auf ČT 1 um 19:00 Uhr am 06.03.2012 (schieben Sie den Kursor auf die 35. Minute).
Wie ernst es die tschechische Regierung mit Europa meint, zeigt meine Fotografie vom Empfangsbereich des Regierungsgebäudes – ein kleiner Prospekt einer Konditorei – wenigsten sieht man dort einen „Berliner“…
Jan Šinágl, 07.03.2012
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