Pünktlich zum Geburtstag von T.G.Masaryk wurde am 07.03.2015 nahe der Ortschaft Víska ein amerikanisches Fliegerdenkmal enthüllt. Vor dem Pietätsakt fand in Višňová, das bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges Weigsdorf hieß, eine Messe statt. Unter den Teilnehmern traf ich auf einen ursprünglichen Einwohner der Gemeinde. Er zeigte mir die Stelle, wo einst sein Geburtshaus stand. Heute sieht man an diesem Ort nur noch Gestrüpp. Der Friedhof von Weigsdorf wurde zerstört und deutsche Grabsteine in eine Mulde geschmissen. Jetzt hat jemand die Wiederherstellung des Friedhofs veranlasst. Erstmals können hier wieder gemeinsam tschechische und deutsche Bewohner dieses Dorfes ihre letzte Ruhe finden. Aus der ehemaligen Leichenhalle ist ein Museum entstanden. Auch das Grab von Johann Gottfried Schröder kann man auf diesem Friedhof entdecken. Er ging als armer Man in die Welt und kehrte als erfolgreicher und wohlhabender Bürger zurück.
Beim Besuch solcher Orte wird man sich bewusst, dass hier im Sudetenland unter der Erde viele Deutsche geblieben sind, als alle nach dem Krieg fortgehen mussten. Mehr als drei Millionen Sudetendeutsche wurden nach 1945 aus Böhmen und Mähren vertrieben. Zurück blieben Haus und Hof und die Friedhöfe. Viele sudetendeutsche Friedhöfe sind in einem verwahrlosten Zustand und wurden teilweise geschändet.
Während des Kalten Krieges wurden Hunderte von deutschen Grabstätten planiert und dem Verfall preisgegeben. Grabumrandungen und Grabsteine der Deutschen wurden als Baumaterial verwendet und deutsche Grabinschriften bis zur Unkenntlichkeit zerstört. Vielerorts erinnert schon nichts mehr an die Jahrhunderte alte Geschichte, Kultur und Tradition in diesem Gebiet. Trotzig haben einige steinernde Zeugen überlebt. Mit weiteren Einebnungen von Gräbern und Friedhöfen ist zu rechnen.
Damit verschwinden nicht nur Familiengeschichten, sondern ganze Dorf- und Siedlungsgeschichten in Böhmen und Mähren. Ich wage zu bezweifeln, dass die derzeitige Prager Regierung ernsthaftes Interesse an der Renovierung der alten Ruhestätten hat und die Initiative auf diesem Friedhof erscheint mir lediglich wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber immerhin! Sie lässt hoffen, dass die menschlichen Beziehungen sich normalisieren. Die anständigen und kultivierten Menschen haben längst begriffen, wie wichtig das für ein friedvolles Zusammenleben in Europa ist. Nur die populistischen Politiker profitieren „noch“ von der Unwissenheit der Bürger und lassen nicht nach, Hass zu verbreiten.
Jan Šinágl, 15.3.2015
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