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Citát dne

Karel Havlíček Borovský
26. června r. 1850

KOMUNISMUS znamená v pravém a úplném smyslu bludné učení, že nikdo nemá míti žádné jmění, nýbrž, aby všechno bylo společné, a každý dostával jenom část zaslouženou a potřebnou k jeho výživě. Bez všelikých důkazů a výkladů vidí tedy hned na první pohled každý, že takové učení jest nanejvýš bláznovské, a že se mohlo jen vyrojiti z hlav několika pomatených lidí, kteří by vždy z člověka chtěli učiniti něco buď lepšího neb horšího, ale vždy něco jiného než je člověk.

 


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Jan Šinágl,
předseda SODALES SOLONIS o.s.

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Widlin_DorisSeltsames Erlebnis zweier Malerinnen in Karlovy Vary

Doris Windlin

Im Sommer 2011 hatten Kateřina Rutherford und ich die zwei Tschechischen Städte Karlovy Vary und Prag auf unserem Mal-Plan. Katka ist Mitglied unserer Malgruppe Experiment 2, und sie kam eigens für dieses Malprojekt für einige Wochen aus den USA zurück in ihre alte Heimat. Was meine eigene Malerei von Stadtlandschaften betrifft, habe ich in den letzten Jahren Vorarbeit in Moskau und Berlin geleistet.

In Karlovy Vary stellte ich meine Staffelei in der Nähe des Altan auf, bei der sogenannten „Schlangenquelle“. Am Tag darauf wagte ich mich direkt an den Rand der Flanierstrasse Stára Louka. Ich entwarf eine Stadtansicht mit der Kirche der hl. Magdalena und dem Terminal. Ich hatte all die Kurort-Architektur um mich herum und all die Leute, die mir entgegen strömten, mich in Traubenform einkreisten, neugierig über meine Schultern schauten und Fragen stellten in allen Sprachen der Welt. Trotz diesem Betrieb kam ich mit der Arbeit gut voran.

Sonniger Morgen und Polizisten in Blau

Voller Tatendrang kam ich am nächsten Morgen zu meinem Platz auf dem Gehsteig. Ich stellte Staffelei und Leinwand auf, drückte frische Farbe auf die Palette und wollte schon die ersten Farbflecke setzen, da hielten zwei Polizisten in blauer Uniform mit dem Fahrrad an und holten mich aus meinen Gedanken.

„Guten Tag, haben Sie eine Bewilligung?“ „Eine Bewilligung für was?“ „Für den Quadratmeter auf dem Sie stehen!“ „Was, ich soll eine Bewilligung haben, das ich hier malen kann? Sie machen wohl  Scherze, nicht wahr?“ „Nein, das ist kein Scherz, Sie müssen eine Bewilligung vorweisen können." „Sowas  ist mir ganz neu, ich malte schon in der Stadt Berlin, in Moskau auch, und sogar in der Schweiz kann man malen wo es etwas zu malen gibt. Aber so etwas habe ich noch nie gehört!“ „Nun, hier müssen Sie eine Bewilligung haben, für diesen Quadratmeter, den Sie zum Malen benützen“. So versuchte ich es noch anders: „Und kann ich hier malen, wenn ich ganz nahe bei der Hauswand stehen würde?“„Nein, zuerst müssen Sie die Bewilligung einholen“, waren die definitiven Worte der Polizisten. Sie stiegen auf ihre Räder und fuhren los.

Katka kam erst dazu, als ich kopfschüttelnd und deprimiert meine Sachen einpackte.  Sie glaubte an einen Spass, doch die Polizisten verschwanden schon als blaue Punkte in der Ferne. Der Kellner vom Cafe nebenan bestätigte Katka, dass die kuriose Geschichte sich soeben vor seinen Augen abgespielt hatte.

Irrweg durch die Aemter

1.    Station: Polizisten zu Fuss auf der Strasse

Als wir uns auf den Weg machten, begegneten wir zwei Polizisten, die zu Fuss unterwegs waren. Katka ging gleich auf sie zu und begann: “Guten Tag, wir haben ein Problem, können sie uns helfen? Wir haben eine Staffelei und malen hier an der Flanierstrasse Stará Louka und jetzt wurde uns von zwei radfahrenden Polizisten das Malen verboten. Wir müssten zuerst eine Bewilligung einholen, sagten sie.“ Etwas ratlos schauten sich die zwei Polizisten an, und die Lösung: „Hören sie, wir geben ihnen die Telefonnummer der betreffenden Polizeistelle. Rufen Sie einfach dort an, und erkundigen Sie sich!“„Super! Herzlichen Dank!“  Katka wählte gleich die Nummer, und als sich eine Stimme am anderen Ende meldete, schoss Katka gleich los: “Guten Tag, wir haben ein Problem, wir haben eine Staffelei und ……“ , sie wurde unterbrochen. Vom anderen Ende hiess es: „Entschuldigen Sie, aber Sie haben die Notfallnummer gewählt, wenden Sie sich bitte direkt ans Polizeirevier.“ Also machten wir uns wieder auf den Weg.

2. Station: Polizeirevier, Abteilung öffentlicher Verkehr.

„Guten Tag, was für ein Auto haben Sie?“  Katka: „Wir haben kein Auto, wir haben eine Staffelei und malen an der Flanierstrasse , und nun sagen uns Ihre Kollegen, wir sollen hier eine Bewilligung einholen“. Der hinter Glas ausgestellte Polizist: „Hier ist das Abteil für den öffentlichen Verkehr – Einfahrbewilligung für Autos“. Katka: „Ja, das wissen wir, aber wir wurden hierher verwiesen“. Der Polizist:„Verkaufen sie etwas?“ Katka:„Nein, wir verkaufen nichts, wir malen nur.“ Dem etwas hilflosen Polizisten kam nun ein zweiter zu Hilfe, der seiner Sache sicher war und uns belehrte: „Wissen Sie, wenn Sie eine Kühltruhe auf der Flanierstrasse aufstellen, müssen Sie für die Quadratmeter, die die Kühltruhe einnimmt, auch bezahlen!“ Wir machten grosse Augen und Katka schluckte leer und so wurden wir an die Stadtverwaltung, Abteilung öffentlicher Verkehr verwiesen.

3. Station: Stadtverwaltung Abteil für den öffentlichen Verkehr

Frau Š. vom Amt fragt freundlich: „Kann ich euch helfen?“ Katka: „Ja, wir haben eine Staffelei und….“  Frau Š., selbstbewusst: „Ja natürlich brauchen Sie eine Bewilligung! Ihr müsst für den Quadratmeter Boden Miete bezahlen, auf dem Ihr steht, wenn Ihr malt. Und der kostet zwanzig Kronen pro Tag, und ihr seid hier auch nicht registriert! Wenn Ihr wenigstens zwölf Maler  wärt, so könnte ich euch unter diesen Paragrafen der  Porträtmaler nehmen, die während der Filmtage immer in Karlovy Vary malen. Aber da Ihr nur zu zwei seit, geht das leider nicht, tut mir leid!“ Katka: „Wir verkaufen doch nichts, wir malen einfach nur unsere Bilder draussen vor dem Motiv.“ Die Dame Š.: „Das hat nichts zur Sache. “Katka: „Aber wenn wir dort ausserhalb der Touristenzone malen würden, dort oben bei den Plattenbauten, müssten wir dann auch eine Bewilligung haben?“ Frau Š. : „Ja klar auch dort braucht Ihr eine Bewilligung, überall in der ganzen Republik!“ Mir platzt der Kragen: „Das glaube ich nicht, ich malte in Berlin, in Moskau, in der Schweiz, nie habe ich so einen Blödsinn gehört!“ Aber die Dame bleibt unbeeindruckt. Katka doppelt nach: „Auch Lebeda malte hier!“ Lebeda Otaka war ein tschechischer Impressionist und Zeitgenosse von Antonín Slaviček. Die Dame begnügte sich damit, Katka zurechtzuweisen: „Erhöhen sie bitte nicht ihre Stimme!“ Dann wurde Frau Š. wieder sachlich: „Also wenn Ihr jetzt ein Gesuch einreicht, dass Ihr hier in Karlovy Vary malen wollt, bekommt Ihr in dreissig Tagen eine positive Antwort, danach könnt Ihr hier malen“ Katka: „In dreissig Tagen??! Da sind wir schon lange nicht mehr hier, wir brauchen doch nur noch zwei Tage um unsere Bilder zu beenden.“ Und ich doppelte trotzig nach: „Wir malen wohl besser ohne Bewilligung...“  Frau Š.: „Dann müsst Ihr mit einer Busse rechnen, zweitausend Kronen."

Ich sass da und gab keinen Ton mehr von mir. In mir tobte ein Wirbelsturm von Wut und Trauer. Katka unternahm einen letzten Versuch: „ Was hätten denn Sie in unserer Situation gemacht?"  Frau Š. setzte ein mildes Lächeln auf: „ Ach, die Polizisten waren viel zu konsequent, Ihr hättet halt euren Charme einsetzen müssen, Ihr seid doch noch jung, nicht wahr?“ Das war jetzt zu viel, mir stieg das Blut in den Kopf. Frau Š. wendete sich mit unrer sanften Stimme nochmals an uns: „ Kann ich noch etwas für euch tun?“ „Nein, nichts mehr! Aber Wein, das brauche ich jetzt!“ Entgegnete ich ihr schroff und ohne Charme und verliess fluchtartig das Büro.

Die 4. Station: Irrenhaus, oder das Gefühl, dort angelangt zu sein.

Im Cafe Becherovka bestellte Katka zwei Glas Wein und zwei Eisbecher. Ich sass da, mein Malerinnenleben breitete sich in voller Realität vor mir aus, mit all den Schwierigkeiten, den -berlebungskämpfen. Das alles wurde doch von der Freiheit getragen, der Unbezahlbaren. Freiheit, das zu malen wonach ich Lust habe und dort spontan zu malen, wo es mir gefällt. Und jetzt soll ich dieses Letzte und Wertvollste opfern, die Freiheit?
Ich sass in Tränen aufgelöst, doch Katka zeigte sich aktiv, sie telefonierte, erkundigte sich und erläuterte unseren Fall. Sie telefonierte auch mit einem Bekannten in der Stadt. Der hielt das Ganze für einen üblen Scherz. Er rief beim Vize-Bürgermeister an und erklärte ihm unsere Lage. So bekamen wir schliesslich direkt von oben eine Bewilligung, dass wir am Nachmittag weitermalen konnten.

Erleichtert, aber innerlich ausgelaugt stellte ich mich am Nachmittag wieder an den alten Platz. Aber irgendwie suchte ich immer wieder in der Weite ein paar blaue Punkte um mich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war. Noch zwei Tage blieben uns, um diese im Ganzen ziemlich komplizierten Bilder zu beenden. Jedes Mal, wenn die Polizei im Auto langsam vorbei fuhr, oder wenn die Patrouillen zu Fuss vorbeimarschierten, stockte mir der Atem. Aber niemand schien uns weiter zu beachten. Herzlichen Dank unseren Engeln im Hintergrund!

Am Sonntag verabschiedeten wir uns von Karlovy Vary. Auf dem Weg nach Hause erreichte mich eine Mitteilung von unserer Kollegin. Sie hatte die einschlägigen Paragrafen ausfindig gemacht und folgendes gefunden:
"Sie haben das Recht, sich auf im öffentlichen Raum zu bewegen, sofern Sie durch ihren Aufenthalt andere in ihren Rechten nicht einschränken, niemanden an Gesundheit und Leben gefährden, und sich im öffentlichen Raum durch keine gewerblichen Tätigkeiten bereichern."

Einige Tage später, als ich mit Katka schon in Prag malte, erreichte uns eine weitere Mitteilung aus dritter Hand: Am 12. Juli 2011, also wenige Tage vor unserer Ankunft, sei in Karlovy Vary tatsächlich eine neue Verordnung in Kraft getreten. Sie betreffe Dreharbeiten für Film und Fernsehen in der Stadt Kalovy Vary. Das Malen im Freien sei nicht betroffen! Damit entschuldigte sich die örtliche Polizei, und es würde nicht wieder vorkommen.

Schlusswort:
Es ist nicht meine Absicht, irgendeine Berufsgattung lächerlich zu machen. Ich wollte nur unsere paradoxe Situation wiedergeben, wie wir sie erlebt haben. Wie soll man unsere Zeit verstehen, wenn sie sofort Profit und Geschäft vermutet, während es uns als Malerinnen ausschliesslich darum geht, direkt vor dem Motiv gute und ehrliche Arbeit zu leisten.

Geht einmal hin und schaut in die Ateliers. Seht, wie viele Bilder sich ansammeln, an denen gerade niemand Interesse hat. Hängt man deshalb diesen Beruf an den Nagel, nur weil er schwer ist? Oh nein, man macht weiter, als Künstler dient man der Kunst und nicht der Wirtschaft!

Wo aber haben sich all unsere zeitgenössischen Maler verschanzt, dass man schon als Kuriosität oder Störefried gilt, wenn man einmal draussen malt und mit der Staffelei mitten im Menschengewimmel seinen Platz einnimmt?

Dieser Artikel erschien am 30. Januar 2012 in der tschechischen Kulturzeitung


Karlsbad verbietet der Schweizer Malerin Doris Windlin im Stadtzentrum zu malen



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