Wie in einem schlechten Film: Der staatliche russische Propaganda-Kanal RT ist seit Kurzem mit einem deutschen Angebot auf dem Markt. Es ist erschreckend, wie dort gelogen und verbogen wird - Für diese Art von Journalismus ist also das Jahresbudget von RT für 2015 um 41 Prozent auf mehr als 265 Millionen Euro erhöht worden. Für diese Art von Journalismus nutzt der Kreml gern die Freiheit der Presse, die im eigenen Land nicht mehr existiert. Dieser Journalismus soll also die Lücke füllen, die westliche Medien vermeintlich lassen, soll den "fehlenden Teil zum Gesamtbild" zeigen. Ob dieser Part gebraucht wird, kann jeder selbst entscheiden.
Wenn Millionen aus dem Kreml hineingesteckt werden, kann nur Propaganda herauskommen. Das Misstrauen gegenüber dem deutschen Ableger des staatlichen russischen Auslandsfernsehens RT (ehemals Russia Today) war groß, bevor auf der Seite rtdeutsch.com Anfang November auch nur ein Artikel oder Video erschienen war. Gleichzeitig hat eine nach eigenen Worten an "Meinungsvielfalt und Informationsfreiheit in Europa" interessierte Zielgruppe sehnsüchtig darauf gewartet, gut 30.000 Menschen unterschrieben im Frühjahr sogar eine Petition für eine deutsche Ausgabe.
Schon der Muttersender erschafft mit seinem wilden Mix aus gezielten Manipulationen, obskuren Theorien und fragwürdigen Experten ein Paralleluniversum, das mit der Realität wenig gemein hat und dazu dient, die Sicht der russischen Regierung durchzusetzen oder Zweifel an anderen zu wecken. Nicht alles ist gelogen und verbogen, manch kritischer Beitrag hat seine Berechtigung, das sei vorweg gesagt. Echte Nachrichten und Analysen neben irrelevant Buntem und purem Unsinn – das macht diese Art der Propaganda aus. Insgesamt ist es haarsträubend, was dort als Journalismus verkauft wird, nun auch auf Deutsch. Drei Beispiele, um klarer zu sehen:
http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-11/rt-deutsch-russland-propaganda-luegen
3. Propaganda-Klassiker
Zum Abschluss noch ein kleines Beispiel. "Putin-Interview und Poroschenkos 'totaler Krieg'" lautet die Überschrift der Meldung. Die verkürzte Darstellung, nach der der russische Präsident für Dialog ist, der ukrainische Präsident hingegen für Gewalt und auf seine eigene Bevölkerung schießen lässt, soll hier nicht weiter thematisiert werden. In welche Richtung es geht, illustriert ein Tweet, den die Redaktion in den Text eingebunden hat, weil er so etwas wie ein Klassiker der russischen Propaganda ist.
Diese Situation haben wir dem Westen zu verdanken! Sie unterstützen die Faschisten in Kiev.
http://t.co/eIE0iVznZNpic.twitter.com/kg7GRu0guy
— Switzerland (@Swissairliner) 17. November 2014
Auf einem Bild ist ein weinendes Mädchen mit einer Puppe im Arm zu sehen, hinter ihm liegt angeblich die tote Mutter, die von ukrainischen Soldaten getötet wurde. In dieser Version steht darunter: "Das ist Demokratie, Baby – die ukrainische Armee tötet die Menschen des Donbass", und der Absender schreibt dazu: "Diese Situation haben wir dem Westen zu verdanken! Sie unterstützen die Faschisten in Kiew." Tatsächlich stammt das Foto von den Dreharbeiten zu dem russisch-belarussischen Kriegsfilm Brestskaja krepost (Sturm auf Festung Brest), der Ende 2010 in russischen Kinos lief.
Für diese Art von Journalismus ist also das Jahresbudget von RT für 2015 um 41 Prozent auf mehr als 265 Millionen Euro erhöht worden. Für diese Art von Journalismus nutzt der Kreml gern die Freiheit der Presse, die im eigenen Land nicht mehr existiert. Dieser Journalismus soll also die Lücke füllen, die westliche Medien vermeintlich lassen, soll den "fehlenden Teil zum Gesamtbild" zeigen. Ob dieser Part gebraucht wird, kann jeder selbst entscheiden.
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Jan Šinágl, 24.11.2014
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