Meine mutter kann nicht in ruhe gehen…
Die schemen von
Neunzehnhundertfünfundvierzig quälen sie
Sie verkabelte im postamt
Trautenau mit der welt
Was war daran falsch
Sie flirtete mit einem soldaten
Der sie schwängerte auch das ist noch
Kein verbrechen er war leider nicht
Katholisch aber oma und opa liebten ihn
Wenn er kam vom flughafen Königgrätz
Wo er dienst tat auch das ist kein verbrechen
Er hatte noch nicht mal eine schußwaffe
Und war wegen Plattfüßen flugunfähig
Meine mutter kann nicht in ruhe sterben…
Sie schmissen sie raus jene die früher ihre
Nachbarn waren und jetzt die neuen herren
Wegen diesem mann aus Deutschland
Den opa quälten sie und sperrten ihn ins KZ
Er war ein kleiner nachtwächter vielleicht
Hat er nachts zu viel gesehen das ist
Mitunter ein verbrechen gewiß
Überhaupt zu sehen…
Diese bilder quälen meine mutter
Auf ihrem totenbett auch dass
Die verwandten im fernen Rheinland
Sie nicht wollten ihr obdach verwehrten
Eine fremde wollte keiner in
Seinen reihen in seinen zerbombten
Mauern da wollte man zusammenhalten
Unter sich sein fremde sind immer
Eine gefahr ein enkelkind unterschieben
Kann jede die daher gelaufen kommt
Meine mutter hat gekämpft
Rheinisch gelernt und karneval gefeiert
Hat ihnen die trümmer weggeräumt und
Ihren dreck weggekehrt es war schwer sagt sie
Und hat lange gedauert…
Nun liegt sie mit diesen bildern auf dem sterbebett
Ich habe ihre hand gehalten und die bilder mitgenommen
Jetzt kann sie gehen bald
Hoffe ich…In frieden
Lyrikbuch "endlich sterblich", Geest Verlag
* * *
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