In der letzten Woche endeten die Dreharbeiten des Kinofilmes „7 dní …a sbohem Sudety„ (7 Tage... und Lebwohl Sudetenland) – Die Premiere findet im September 2012 statt. Nach „Habermanns Mühle“ und „Alois Nebel“ (nominiert für 2 Oscars), ist dies ein weiterer Film, der das Schicksal der Sudetendeutschen thematisiert.
Die wahre Geschichte entfaltet sich in der Nachkriegszeit, in der ein tschechischer Förster in den Bergen auf der Suche nach seiner deutschen Frau ist, die auf mysteriöse Weise verschwunden ist und ungewollt Zeuge eines Verbrechens wurde. Es ist die Liebesgeschichte zwischen einem Tschechen und einer böhmischen Deutschen nach Vorlage des Original-Drehbuches von Joseph Urban, die vor allem junges Publikum ansprechen will. Die Zuschauer erhalten einen Einblick in die Tragödie jener Nachkriegstage, die vielen unschuldigen Menschen das Leben kostete oder, wenn sie überlebten, ohne Hab und Gut zum endgültigen Verlassen ihrer jahrhunderte alten Heimat zwang. Der Beginn der Dreharbeiten hatte sich unter anderem deshalb verzögert, weil der ursprünglich vorgesehene Filmtitel „Sudetenland, das Land der Wildschweine“ für Diskussionen sorgte und schlussendlich keine Befürwortung fand. Der aufwendige Film entstand unter Mitwirkung namhafter Schauspieler wie Ondrej Vetchy und Vic Kerekesova sowie des bekannten russischen Filmregisseurs Fjodor Bondartschuk Sergejewitsch.
Es bleibt abzuwarten, ob dieser Film zu neuen Wahrnehmungen führt. Das wird nicht einfach sein nach dem diesjährigen großen Kinofilm “Lidice“ über das Nazi-Massaker von 1942, bei dem 172 Männer getötet wurden. Die Nation ist wieder auf „antideutsch“ getrimmt. Außerdem wird argumentativ gerne auf das Lidice-Trauma zurückgegriffen, wenn es um die Rechtfertigung der Vertreibungsverbrechen geht. Wie das funktioniert, hat Vaclav Klaus erst vor wenigen Wochen in seiner Reaktion auf den Sudetendeutschen Tag gezeigt. Vor der Weltpresse zelebrierte er seine Empörung auf die erneute Forderung der Sudetendeutschen nach Worten des Bedauerns für die Vertreibung. Ausgerechnet kurz nach dem Jahrestag der grauenhaften Tragödie von Lidice eine Entschuldigung zu verlangen, sei Ausdruck von außerordentlicher Gefühllosigkeit und Unbelehrbarkeit. Kein Wort über die möglicherweise 270.000 Vertreibungsopfer…und auch nicht, dass Frauen, Kinder, alte Menschen und sogar Säuglinge von den Grausamkeiten nicht verschont blieben..... Ist Präsident Václav Klaus am Ende selbst gefühlslos und unbelehrbar?!......Nicht nur das..... er ist auch berechnend. Sein zorniges Auftreten hat sich bisher in finanzieller Hinsicht immer gelohnt. Die Wahrheit wäre teuer. Und jetzt , wo fast alles unter Dach und Fach ist, erfährt man nur noch am Rande, dass die EU-Außenminister mit einem Augenzwinkern grünes Licht für die eine oder andere Rechtswidrigkeit gegeben haben. So genau nehmen die das nicht. Die Grundrechte-Charta gilt jedenfalls für Tschechien nicht in vollem Unfang, weil es dadurch vor möglichen Ansprüchen der Sudetendeutschen geschützt bleibt. Und was sagen die Sudetendeutschen selbst dazu?.... Na, die hat man erst garnicht gefragt. ....Und für Vaclav Klaus hat sich sein forsches Auftreten doch gelohnt....oder doch nicht?.... Für das gesellschaftliche Moralverständnis sicher nicht..... Aber weil nun feststeht, dass jeder Sudetendeutsche persönlich für die Verbrechen der reichsdeutschen Nazis verantwortlich ist, kann man die europäischen Ungenauigkeiten in Tschechien jedenfalls gut aushalten - http://www.radio.cz/de/rubrik/nachrichten/nachrichten-2011-10-11#1
Umso wichtiger sind Filme über die verschwiegene Geschichte. Ich bitte daher die Ankündigung des neuen Filmes publik zu machen. Auf dieser Webseite können Sie unter http://www.film7dni.cz mit Facebook verbunden werden, wo Sie weitere Informationen unter dem Stichwort 7 dní film... erhalten.
Vom 25 bis 30. Oktober 2011 findet in Iglau (Jihlava) das 15. Internationale Dokumentarfilm-Festival statt. Der historische Teil, in dem Filme über die Vertreibung der Sudetendeutschen gezeigt werden, findet am 30. Oktober 2011 ab 13:30 Uhr im Kino DUKLA statt. Für mich ist es eine Ehre, dass ich vom Veranstalter nach der Vorführung zur Podiumsdiskussion eingeladen wurde.
Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Festivals: http://www.dokument-festival.cz/about-us
Jan Šinágl, 14.10.2011
Der tschechische Historiker Josef Pekař:
„Wenn wir wirtschaftlich und industriell fähiger, in der Administrative, Disziplin, in der Arbeitsleistung fortgeschrittener sind als die anderen östlichen Volker, dann danken wir das vor allem der deutschen Erziehung; im Laufe des Jahrhunderte haben wir uns vielfach mit den Deutschen vermischt, haben viel deutsches Blut aufgenommen, haben auch rassisch unseren Charakter wesentlich verändert; wenn heute ein Viertel der Tschechen in Böhmen deutsche Namen trägt, dann ist das keineswegs ein Dokument der Germanisierung, sondern Tschechisierung, ein Hinweis darauf, wieviele Deutsche auf diesem historischen tschechich-deutschen Kampfboden ihrem Volkstum entfremdet worden sein mögen. Auch diese Tatsache hat unendlich stark auf das Maß unserer Widerstandsfähigkeit gegen die Deutschen und unseren Eifer, ihnen gleichzukommen gewirkt. Die Deutschen sind zum Teil in der Sprache tschechisiert, wir in Eigenschaften und Fähigkeiten germanisiert worden"
P.S.
Ich habe von einem älteren Deutsch -Tschechen erfahren, dass früher die Sprache mitunter während eines Gespräches wechselte von Tschechisch in sudetendeutschen Dialekt oder umgekehrt. Ich kann verstehen, dass sich da Vieles vermischt hat. Das Zusammenleben über viele Jahrhundert hat Spuren hinterlassen – in der Sprache und in der Seelen beider ethnischen Gruppen. Das verschwindet nicht einfach in 60 Jahren. Für beide Volksgruppen gibt es nur diese eine böhmische Heimat. Wen wundert es, dass viele Wörter in der tschechischen Sprache sudetendeutschen Ursprungs sind, so wie der sudetendeutsche Dialekt tschechische Elemente enthält? Das ist ein Beleg für das über Jahrhunderte gemeinsame Leben in Böhmen, das in erfolgreicher Zusammenarbeit zur Blüte gebracht wurde.
Die Dreharbeiten waren sehr anspruchsvoll: V Jeseníkách dotočili film, který dostal na kolena i odolného Vetchého (In Jeseniky wurde der Film fertiggedreht, hat in die Knie gezwungen auch sonnst wiederstandsfähigen Schauspieler Vetchý)
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