„Wenn wir ein Unrecht sehen und dazu schweigen, dann begehen wir es sellbst“
In der flachen Landschaft in der Gegend um Přerov gibt es eine ungefähr 300 Meter hohe bewaldete Anhöhe. Sie wirkt im Ganzen friedlich, ist allerdings mit einer Reihe kriegerischer Ereignisse verbunden. Schon nur die Bezeichnung — Schwedenschanzen — erinnert an den Dreissigjährigen Krieg, als die schwedischen Truppen hier ihr Lager aufschlugen... Mit Kriegsvorbereitungen hängt auch der Betonbunker zusammen, der sich im Wäldchen des Hügels befindet und der während der ersten Tschechoslowakischen Republik erbaut worden ist...
Die fürchterlichsten Geschehnisse ereigneten sich jedoch im Verlauf von nur einer Nacht nach dem Ende des zweiten Weltkrieges. In dieser Nacht voller Schrecken kamen 267 Karpatendeutsche, vorwiegend Frauen, Kinder und ältere Menschen, die aus der mittleren Slowakei stammten, ums Leben. Ihr Heimweg endete gerade hier. Das Buch Die blutige Nacht auf den Schwedenschanzen rekonstruiert nicht nur die eigentlichen historischen Ereignisse, sondern versucht auch den Ursachen und Folgen dieser unfassbaren Tragödie auf den Grund zu gehen.
Unbegreiflich ist auch die Tatsache, dass man in Přerov über das Massaker auf den Schwedenschanzen beinahe ein halbes Jahrhundert lang nicht redete. Und wenn einmal eine Bemerkung fiel, war diese in der Regel weit von der Wahrheit entfernt. Ein erster Schritt der Annäherung an dieses dunkle Kapitel unserer Geschichte wurde mit der Veröffentlichung der kurzen, inhaltlich dafür aber umso bedeutenderen Publikation von František Hýbl aus dem Jahr 1995 „Die Tragödie auf den Schwedenschanzen bei Prerau im Juni 1945“ unternommen. Bereits zwei Jahre zuvor war auf dem Friedhof der Stadt an der Stelle, wo einst die Gärtnerei stand und die sterblichen Überreste von 71 auf den Schwedenschanzen ermordeten Männern beigesetzt wurden, ein Denkmal errichtet. Ein Ort, an welchem sich seither Menschen aus Přerov und die Hinterbliebenen treffen können, um der unschuldigen Opfer zu gedenken.
Die Worte von J. J. Rousseau auf der Gedenktafel – „Wenn wir ein Unrecht sehen und dazu schweigen, dann begehen wir es sellbst“ — sollen alle nachfolgenden Generationen mahnen. Ein Mahnruf ist auch das vorliegende Buch, dessen Autor mehr als 30 Jahre damit verbracht hat, Archive und Zeitungen zu durchforschen und sich mit Zeitzeugen zu treffen, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen.
Nun erhalten Sie die Möglichkeit festzustellen, wie schrecklich und abartig das Massaker war, welches sich in der Nacht vom 18. auf den 19. Juni 1945 auf den Schwedenschanzen abgespielt hat. Es handelt sich um eine traurige Lektüre. Es ist aber an der Zeit, der brutalen Wahrheit in die Augen zu schauen.
Vladimír Puchalský Bürgermeister der statutarischen Stadt Přerov
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Die ekumenische Begegnung auf den Schwedenchanzen am 20.Juni 2015
(das Wort in Deutsch ab 9:40 Minuten)
Jan Šinágl, 21.6.2015
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Der Pietätakt in der Gedenkstätte für die Opfer der schwedischen Chancen auf dem Friedhof in Přerov
Die blutige Nacht des 18. und 19.Juni 1945 auf den Schwedenchanzen unweit der Stadt Přerov
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