ihr Familienname ist übrigens auch in unserer Gemeinde als "Schinagl" ansässig. Das ist aber nicht mein Anliegen. Vor ungefähr einem Jahr bin ich im Internet auf ein anscheinend in der Tschechei sehr beliebtes Lied gestoßen. "Na Stare Mohelne" hat eine sehr einprägsame und angenehme Melodie. Meine diesbezüglichen eigenen Recherchen ergaben, dass es nur eine Ortschaft bzw. Ortsbezeichnung im tschechischen Grenzland mit diesem Namen gibt. Der Ort Altmugl liegt auf bayerischer Seite ungefähr 1 km von der Grenze entfernt sowie vlt. 3 km westlich des Dillenberges (tschechisch Dylen) und 2 km nördlich der ehemaligen Ortschaft Neumugl. Sie lag direkt an der Grenze und wurde deshalb nach dem Krieg zerstört nachdem die Bewohner vertrieben waren.
Neumugl lag übrigens nur 1 1/2 km von unserem Wald entfernt, der wiederum 4 km von unserem Hof und Wohnort entfernt liegt. Daher war es ständige Übung meines Großvaters bis zur Zerstörung von Neumugl, dass er, wenn er im Wald zu tun hatte, zur Mittagspause nach Neumugl ins Gasthaus ging und am Rückweg tschechischen Tabak mit nahm weil er billiger und besser gewesen sei. Zur Mithilfe beim Pflanzen und Holz schlagen halfen wiederum Bauern aus Neumugl bei uns aus.
Dass aber eine so schöne und wehmütige Melodie mit Text zur Militärdienstzeit im Kontext des Grenzdienstes benutzt UND SO BELIEBT SEIN KANN - das irritiert mich doch sehr. Beim Grenzdienst wurde schließlich leider nicht die Souveränität der tschechischen Republik verteidigt, sondern vor allem Tschechen aber auch polnische und ostdeutsche Bürger an der Flucht in die Freiheit gehindert und nach meinem Informationsstand über 300 Personen zu Tode geschossen.
Leider konnte ich von Neumugl kein Foto aus der Zeit finden als es noch bestand nur den aktuellen Wildnis-Zustand. Dafür aber vom nächsten weiter nördlich gelegenen Ort Ulrichsgrün. Meine Familie war schon immer auf "bayerischer Seite" des Egerlandes. Für mich ist es "lediglich" ein Verlust an Nachbarschaft und da ich mich mit der Geschichte intensiv auseinander gesetzt habe empfinde ich vor allem Bedauern.
Wie wird aber in 100 oder 200 Jahren einmal an den grundsätzlichen Umstand der zerstörten Dörfer und Kultur erinnert werden?
In unmittelbarer Nähe zu meinem Heimatdorf wurden im Mittelalter mehrere Dörfer von den Hussiten zerstört. Mit diesem Informationsstand in den 70er Jahren waren meine ersten Gedanken an "Tschechei" keine angenehmen, sondern Assoziationen mit Gewalt und Zerstörung - damit befürchte ich war ich nicht allein.
Gruß
Herbert Kraus
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