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In Milos Zeman hat Tschechien einen Präsidenten gewählt, der andere Politiker als "lausige Amateure" und Journalisten als "Idioten" bezeichnet – und vor allem die Menschen im Grenzgebiet manipulierte. Von Hans-Jörg Schmidt
Auch in Zeiten des Internets gibt es sie bis heute auf jedem tschechischen Dorf: Die Lautsprecher des Dorffunks, die an jeder zweiten Laterne baumeln. Schnarrend und krächzend zerreißen sie regelmäßig die dörfliche Idylle. Garniert mit Blasmusik wird da den Leuten verklickert, wer Geburtstag hat, wann sich die Freiwillige Feuerwehr und wann der Schützenverein trifft, dass das Rasensprengen über Mittag zu unterbleiben hat, dass der Dorfladen ausnahmsweise eher schließt oder dass der Tierarzt mit seiner Tollwutspritze beim Dorfkrug auf die Hunde wartet.
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So etwas habe ich in meinen vielen Jahren als Korrespondent in Prag noch nicht erlebt: als ich meiner Redaktion in Deutschland meine Beiträge über den tschechischen Präsidenten-Wahlkampf ankündigte, fragten die Kollegen aus Berlin zurück, ob sie das ernst nehmen sollten oder ob ich nur scherze. Nein, musste ich sagen, hier geht es nicht um Zukunftsvisionen, hier debattiert man tatsächlich wieder über längst erledigte Dinge: über die Benes-Dekrete und über die Vertreibung der Deutschen nach dem Krieg.
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"Na zdraví" Herr Zeman! Oder muss man heute auch „Nastrovje“ sagen? Er soll ein trinkfester Typ sein, dieser Miloš Zeman, der gestern zum neuen Staatsoberhaupt der Tschechischen Republik gewählt wurde. Nachdem das amtliche Wahlergebnis feststand, konnte er jedoch kaum noch klare Worte fassen. Die Ursachen mögen dahingestellt bleiben…
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Interview mit einem Mann, dessen Name die Kampagne vor der entscheidenden Runde der Präsidentschaftswahl bedeutend beeinflusst hat
Interview – Von Anfang an hat er es abgelehnt, auf jegliche Weise in die tschechische Wahlkampagne einzugreifen. Trotzdem erklang in ihr sein Name und nach der Meinung vieler hat er sogar bedeutend das beeinflusst, wie die Wahl letzen Endes ausgegangen ist. Die Anhänger von Miloš Zeman haben ihn missbraucht, um die Wähler vor der Stimmenabgabe für Karl Schwarzenberg zu warnen. Die Rede ist von Berd Posselt, dem Chef der Sudetendeutschen Landsmannschaft und Europaabgeordneten. Vor der Schließung der Wahllokale wollte er mit den Journalisten über Tschechien nicht reden, obwohl er die Kampagne und auch die Wahl sorgfältig verfolgt hat. Während der Stimmenauszählung hat er aber der Tageszeitung Insider ein exklusives Interview gegeben.
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20 Jahre nach der Trennung
Rudolf Hermann, Bratislava/Prag
«Wenn ich nach Prag fahre für ein Wochenende, habe ich Euro in der Tasche», sagt Vladimir Vano. Ein zufriedenes Lächeln huscht über sein Gesicht. Der Euro sei eine harte und respektierte Währung wie früher die Deutsche Mark und es sei ein besonderes Gefühl, sie zu besitzen, fügt er an.
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Egal, wie die Wahl in Tschechien enden wird, Europa hat sich emotional längst entschieden. Hinter den Pressemitteilungen der letzten Tage verbirgt sich ein unausgesprochenes Kopfschütteln. Wer sich jetzt noch auf den Bestand eines Straffreistellungsgesetzes für die größten Verbrechen der Nachkriegsgeschichte beruft, um eine Präsidentschaft zu gewinnen, der kann nicht mehr ernst genommen werden.
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Utl: Die Stadt Bennisch/Horni Benešov liegt zwischen Freundenthal und Troppau (Österr. Schlesien)
Am 20. Jänner wird Barack Obama als 45.Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vor dem Kapitol in Washington seinen Amtseid ablegen. Bis dahin wird sein neues Kabinett stehen. Wie dieser Tage bekannt wurde, soll John Forbes Kerry Außenminister werden – ein Mann mit sudetendeutschen Wurzeln.
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Gestern im ersten Fernsehduell der zweiten Runde der Präsidentschaftswahlen hat Karel Schwarzenberg öffentlich die Nachkriegsvertreibung der Sudetendeutschen als klare Verletzung der grundlegenden Menschenrechte verurteilt. Zu Unrecht habe man das Prinzip der Kollektivschuld angewendet. Er meinte, dass die Dekrete des damaligen tschechoslowakischen Staatspräsidenten Edvard Beneš, aufgrund derer die Sudetendeutsche vertrieben und enteignet worden waren, seit 20 Jahren keine Geltung mehr hätten. Das ergäbe sich aus der Liste von Grundrechten und Freiheiten, die in die tschechische Verfassung eingegliedert worden seien. Wenn es damals den Internationalen Strafgerichtshof gegeben hätte, hätte sich die damalige Regierung einschließlich Präsident Beneš vor dem Tribunal in Den Haag verantworten müssen.
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Ich neige immer dazu, die Dinge beim Namen zu nennen. Wenn ich mir erlaube, mich über unseren Präsidenten scharfzüngig zu äußern, so ist das nur ein auf Fakten basierender Ausdruck, der seine Äquivalenz in einer tschechischen Redewendung findet: "Auf ein grobes Loch gehört ein grobes Pflaster“.
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Kollektivschuldgedanken und Logik der Rache bis zum Schluss konsequent aufrechterhalten
In den letzten Jahren habe ich mich sehr für die Aufarbeitung der Nachkriegsereignisse eingesetzt und in vielen Gesprächen neue Erkenntnisse über Vertreibungsschicksale gewonnen. Ich halte es für notwendig, die Vergangenheit gemeinsam offen aufzuarbeiten. Heute hat die tschechische Polizei nach der dritten Begutachtung eines von mir veröffentlichten Artikels über den Völkermord an den Sudetendeutschen von Tomáš Pecina, die Ermittlungen abgeschlossen und wird demnächst die Sache an die StA in Beroun zur Anklage weiterleiten.
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